sobota, 29 maja 2010

po nas choćby potop

auf einen besonders kalten winter folgen schwerwiegende politische ereignisse, sagt der polnische volksmund. und gibt als beispiel etwa die jahre 1945, 1979 und 1980. auch 2009 war ein besonders kalter winter. und die politische schwerenoete folgte auf dem fusse. erst mit dem flugzeugabsturz in smolensk, dem tod des praesidenten, ueberbordenden trauerfeiern und vorgezogenen neuwahlen, und dann mit dem hochwasser an weichsel, oder und diversen bislang nur lokal bekannten nebenfluessen. das war in der tat mehr als hinterlistig: als nach einem nicht enden wollenden winter, in denen sogar die grossen polnischen stroeme zufroren wie kleine baeche in den alpen, dann doch endlich ein - zunaechst rein meteorologisches - tauwetter einsetzte, da kannten alle medien nur eine frage: hochwasser oder nicht? doch alles verlief zunaechst glimpflich, still und leise zogen die eisschollen ab in richtung meer und machten unterwegs keine probleme. die kamen spaeter, als alle sich schon in sicherheit waehnten, als fast schon im sommer oder jedenfalls im sonnigen mai regen fiel und fiel und nicht aufhoerte zu fallen. ueber die politische tragweite eines hochwassers wissen die deutschen seit gerhard schroeder bestens bescheid: mancher wahlkampf wird nicht in den koepfen, sondern auf den deichen entscheiden. besonders auf den gefaehrdeten. auch in polen fand nun ein teil der kampagne zwischen schlauchbooten, amphibienfahrzeugen und sandsaecken statt. mit der welle, auf der welle, unter der welle, in derartigen wortspielen erging sich das fussvolk der journalisten, waehrend irgendwann schon keiner mehr wusste, die wievielte welle das nun eigentlich war, auf der gerade haeuser, fabriken, ackerland, strassen, schienen und bruecken und sicherlich noch so einiges andere davonschwammen. zahlenspiele kamen erneut in mode, so ein hochwasser kostet schliesslich. schuldige wurden gesucht und gefunden, und die biber standen ploetzlich ganz oben auf der abschussliste von hochwassergeschaedigten. aus der trockenen heimat kamen besorgte anrufe: ob die warschauer altstadt noch stuende, und ob das neue stadion schon nasse fuesse bekommen haette? man bejahte und verneinte je nach bedarf, kaufte sicherheitshalber ein paar flaschen mineralwasser zusaetzlich, und schaute den fast schon absurd beruhigenden strassenreinigungsmaschinen zu, die ihre runden auf der schnellstrasse drehten, waehrend ein paar hundert meter am anderen ufer sandsaecke gestapelt und gebetet wurde. an den bushaltestellen und in der strassenbahn hingen hinweise fuer flutbedrohte. doch der kelch ging vorueber, auch der zweite und der dritte, zumindest an der hauptstadt, und am wochenende konnte man schon wieder bis ans ufer des wildgewordenen flusses und sich das naturereignis beschauen. viel wasser, in der tat. viel mehr war nicht zu sehen.

wtorek, 25 maja 2010

dojazd pociągiem jednotorowym albo życie z perspektywy kolej VI

ich traf ihn wieder vor dem hauptbahnhof in szczecin, ein paar wochen spaeter. guten tag, sagte ich, als er neben mir stand und auf die hafeneinfahrt und die entladekraene schaute wie ich. er laechelte. man trifft sich eben immer zweimal im leben, sagte er dann. hinter uns fuhr eine strassenbahn vorbei. es war leicht bewoelkt und ein wenig diesig und für mein gefuehl immer noch frueher morgen. er bot mir eine zigarette an, wir rauchten schweigend. und das halten die menschen nun fuer das leben, sagte der mann langsam mit blick auf die bruecke ueber den fluss, die haeuser an der strasse und die autos, die an der ampel auf gruen warteten. - aber das leben aus der perspektive der eisenbahn sieht vollkommen anders aus. ich nickte. wir schwiegen. ich trat meine zigarette aus, nahm meine tasche und wandte mich wieder dem bahnhof zu. auf wiedersehen, sagte ich. auf wiedersehen, sagte er, auf wiedersehen im naechsten zug.

środa, 19 maja 2010

dojazd pociągiem jednotorowym albo życie z perspektywy kolej V

oder denken sie an die lebensreise, nahm der mann nach einer weile das gespraech wieder auf. die menschen halten das leben fuer einen rangierbahnhof, auf dem sie beliebig schalten und walten koennen. sie meinen, sie selbst haetten die entscheidung in der hand, an welchen ort diese reise sie fuehren wird. genauso denken sie, wenn sie einen zug besteigen, um eine reise anzutreten. dabei gehorcht eigentlich alles einem geheimen plan. an versteckten orten sitzen unsichtbare menschen und schalten die signale und die weichen, sie lenken mit den fingerspitzen, mit licht und der verschiebung eines eisenstuecks um ein paar zentimeter die bewegungen riesiger zuege und all der menschen in ihnen. aber niemand nimmt von dieser tatsache notiz, im gegenteil, alle denken stets, sie selbst haetten die entscheidungen getroffen, wohin die zuege mit ihnen fahren sollen, sie fuehlen sich berechtigt und mit anspruch versehen auf ein ziel, auf ein ankommen, nur weil sie eine fahrkarte erworben haben, ein stueck papier, auf dem worte stehen, ausgehaendigt von einer person, die daran vollkommen uninteressiert ist und von all den geheimnisvollen vorgaengen zur lenkung der zuege auch nicht die geringste ahnung hat... sie muessen sich eine grundlegende unterscheidung merken, schloss er laechelnd. das reisen an sich ist keine taetigkeit, sondern ein zustand. vergessen sie die bewegung. merken sie sich: nichts ist statischer als ein gleis.
ich fuerchte, sie ueberstrapazieren diese metaphern ein wenig, sagte ich schliesslich. - sie haben sie doch selber ins spiel gebracht, entgegnete der mann. und nun wollten sie nach den schriftstellern auch noch die philosophen zitieren und die wendepunkte in die waagschale werfen, die ihrer meinung nach die bahnhoefe sind oder zu denen sie werden koennen. merken sie sich, das leben ist eine eingleisige zugfahrt: sie koennen zu einer zeit immer nur in einer richtung fahren.
das gleichmaessige rattern der raeder auf den gleisen wirkte ermuedend. ich musste schliesslich eingeschlafen sein. als ich erwachte, war der mann verschwunden, und ich befand mich allein im abteil. der himmel vor dem fenster war blau.

wtorek, 18 maja 2010

dojazd pociągiem jednotorowym albo życie z perspektywy kolej IV

er laechelte mich immer noch an. dennoch, wandte ich schliesslich ein, koennen sie nicht verneinen, dass reisen veraenderung bedeutet, bewegung, wechsel... - gewiss, erwiderte er, das eisenbahnfahren gilt als metapher fuer bewegung, fuer den schnellen wechsel von orten und landschaften, doch auch das ist eine taeuschung. sie sehen schliesslich selbst, der blick aus dem fenster eines zuges ist doch immer ein statischer. wie zur demonstration schaute er einige sekunden lang schweigend aus dem fenster, vor dem ein grauer himmel und erdbraune felder vorbeizogen. - wissen sie, in meiner jugend war ich haeufig gast des einzigen kinos in der stadt, in der ich das licht der welt erblickte, fuhr er dann fort. es gab dort ein café, dessen interieur dem interieur eines zuges nachempfunden war. die tische standen in kleinen nischen wie im speisewagen eines zuges, und vor den auf die wand gemalten fenstern zog eine sommerliche landschaft vorbei: der himmel war blau, auf den huegeln stand goldgelb das korn, in der ferne war ein lichter birkenwald zu ahnen. sie werden verstehen, dass dieses café zu meinen bevorzugten aufenthaltsorten gehoerte, waehrend der langen jahre, in denen ich mir noch keine fahrkarten leisten konnte, und ich muss gestehen, dass ich manchen film nicht gesehen habe, fuer den ich ein billet erworben hatte. er wandte mir seinen blick wieder zu. die wand dieses kino-cafés entsprach jedoch genau dem, was sie in diesem moment in diesem zug sehen: sie sehen einen gang, sie sehen fenster, abteile, und die verschiedenen landschaften und orte, die doch - wollte man sie ernst nehmen - den eigentlichen inhalt der metapher bilden sollen, sind nicht als wechselnde hintergrundgestaltung. sobald sie sich in einem zug befinden, sind sie ein besucher, ein zuschauer, ein beobachter, der fluechtige blicke wirft, der freundlich, aber unbeteiligt zur kenntnis nimmt. sie verstehen aber erst etwas vom leben, wenn sie laengere zeit an einem ort sind. dann erst bekommen sie das zu sehen, was man im grunde genommen das leben nennen kann. wenn sie sich jedoch in einem zug umschauen, sehen sie immer nur ausschnitte, ausschnitte aus etwas groesserem vielleicht, das sich erahnen laesst, aber alles, was sie sehen, sind momentaufnahmen. sie sehen, genau genommen, momentaufnahmen von menschen, menschen, die von einem ort kommen, und menschen, die an einen anderen ort wollen, aber alle diese menschen, die sie sehen, wenn sie reisen, sind nicht an dem ort, wo sie sie treffen. und das entscheidende ist: sie wollen es auch gar nicht sein. diese menschen kaufen eine platzkarte, damit sie ihren koerper auf einem sitz ablegen koennen, waehrend sie mit ihren gedanken ganz woanders sind.
der zug hatte gehalten und fuhr nun wieder an, auf dem gang liefen ein paar personen an unserem abteil vorbei, aber keine blieb stehen, klopfte an die tuer oder schaute auch nur herein. - aber koennte es nicht sein, dass genau dieser umstand diesen menschen eine groessere freiheit gibt, losgeloest von den gewoehnlichen bindungen an orte, plaetze, positionen? wandte ich mich wieder an den mann, der mich unverwandt angeschaut hatte. koennte es nicht sein, dass die menschen auf reisen sich als die zeigen, die sie wirklich sind? - wenn sie es so nennen wollen, sagte der mann mit einem leichten laecheln um die mundwinkel, zumindest zeigen sie manchmal ihr wahres gesicht. wir schwiegen. sie muessen das einmal so sehen, fuhr der mann schliesslich fort, sie reden von der freiheit, aber was ist das für eine freiheit, wenn die gesamte strecke gesaeumt ist von schranken und warnschildern...

poniedziałek, 17 maja 2010

dojazd pociągiem jednotorowym albo życie z perspektywy kolej III

mit verlaub, sagte der mann im abteil mit einem nachsichtigen laecheln, sie haben in ihrer jugend zu viel paul auster gelesen. - ich muss freilich zugeben, fuhr er fort, ich habe frueher genauso gedacht. dann aber ist mir aufgefallen, dass eine zugfahrt das genaue gegenteil dieser von ihnen so gelobten unbegrenzten moeglichkeiten ist. niemals sind sie festgelegter als in einem fahrenden zug. sie koennen nicht hinaus, jedenfalls ausser um den preis ihres eigenen lebens, und sie haben keinerlei einfluss auf die strecke oder die geschwindigkeit des zuges. selbst an ausserplanmaessigen halten ist ihnen der ausstieg verboten. ueber den naechsten ort, an dem sie sich befinden werden, entscheiden ihnen voellig unbekannte menschen, die sich nicht im geringsten fuer ihr persoenliches schicksal interessieren, ausser vielleicht, dass sie bestrebt sind, ihr ableben durch entgleisungen und zusammenstoesse zu verhindern. das aber ist ein grundsatz ihrer taetigkeit im allgemeinen und keinesfalls an ihre person im besonderen gebunden. darueber hinaus sind sie fuer diese menschen nichts weiter als der bestandteil einer fahrgastzahl, es geht ihnen ausschliesslich um auslastung und puenktlichkeit und die sicherstellung von anschluessen. und auch wenn sie entgegnen, dass durch das ziehen der notbremse oder durch einen sprung auf das gleisbett vor einen einfahrenden zug etwas zu bewirken waere, so koennen sie sich unmoeglich ernsthaft der vorstellung hingeben, sie waeren imstande, dieses raederwerk zum stillstand zu bringen oder auch nur so etwas wie sand im getriebe zu sein. alles, was sie hervorrufen koennen, ist eine temporaere, punktuelle stoerung, moeglicherweise einige verzoegerungen, aber das gesamte system ist darauf ausgerichtet, mit derlei stoerungen fertigzuwerden.

czwartek, 13 maja 2010

dojazd pociągiem jednotorowym albo życie z perspektywy kolej II

wir fuhren einige zeit schweigend. der schaffner kam und kontrollierte unsere fahrkarten, dann wuenschte er uns eine gute reise und verliess das abteil. der zug hielt eine viertelstunde auf freiem feld, bis der gegenzug vorbeifuhr, die strecke war eingleisig. reisen sie viel mit dem zug? fragte der mann in meinem abteil. ich ueberlegte ein wenig. oft genug, sagte ich. - und sie? fragte ich dann. auch er schwieg erst einen moment. ich erinnere mich nicht an all die zuege, mit denen ich in meinem leben gefahren bin, sagte er laechelnd, ich habe mein ganzes leben nichts anderes getan. ich nickte. auf mich machte er genau diesen eindruck.
wie traumhaft, sagte ich voller bewunderung. wissen sie, ich habe beim reisen immer die vorstellung gehabt, dass mir hunderte, wenn nicht tausende moeglichkeiten offen stuenden, auf meinem lebensweg eine andere richtung einzuschlagen. denken sie nur, all die verbindungen, all die verschiedenen stationen auf der strecke und die umsteigemoeglichkeiten und anschlusszuege an jeder einzelnen, ist das nicht im grunde jedesmal eine moeglichkeit, ein anderer mensch zu werden und ein neues leben anzufangen? eine moeglichkeit, zu verschwinden, unterzutauchen, verloren zu gehen in einem riesigen schienennetz, irgendwo auszusteigen, wo sie niemand kennt, wo niemand wissen kann, wer sie sind und woher sie kommen und was zu tun sie gewohnt sind in ihrem alltaeglichen einerlei, und wo niemand die antworten auf diese fragen ueberpruefen wird, so dass sie selbst alle schoepferischen moeglichkeiten haben, sie nach eigenem gutduenken zu gestalten…

wtorek, 11 maja 2010

dojazd pociągiem jednotorowym albo życie z perspektywy kolej I

er sass schon im abteil, als ich einstieg. ich schob die tuer auf und fragte, ob hier noch frei sei, und er nickte. er fahre allerdings sehr lange mit diesem zug, sagte er dann zu mir. bis zur endstation. das trifft sich gut, sagte ich, ich auch. es war einer dieser alten zuege, mit braunen polstersitzen und innen ganz und gar mit plastik verkleidet, die den eindruck von holzvertaefelung erwecken sollte. der mann verschmolz fast mit dem inventar, wenn man nicht genau hinsah, war es leicht, ihn zu uebersehen. er hatte graue haare und trug ordentliche, etwas altmodische und verwaschene sachen. auf der gepaeckablage lagen nur eine aktentasche und ein hut. ich verstaute meine tasche und laechelte ihm zu. da er am fenster sass, nahm ich den platz am gang. der zug stand noch ein paar minuten, bevor er abfuhr, der blick aus dem fenster fiel auf einen weitlaeufigen, verlassenen bahnhof mit breiten, leeren bahnsteigen und endlosen gleisen, deren sinn an diesem ort sich allein durch die betrachtung nicht erschloss. sagen sie, wandte der mann sich an mich, als der zug sich langsam und schwerfaellig in bewegung setzte, was machen die leute in diesem sławno? - wie bitte? fragte ich zurueck. ich meine, sagte er, was tun die menschen hier? wie leben die leute in diesem loch? ich schaute ihn ein paar sekunden an. ich weiss es nicht, sagte ich dann, ich bin auch nicht von hier.

poniedziałek, 10 maja 2010

kolor tęsknoty

die sehnsucht hat die farbe ausgebrannten ziegelrots, an einem nachmittag im spaetsommer oder fruehherbst, seltener an einem wintermorgen, beim blick durch die fensterscheibe einer s-bahn im vorueberfahren oder eines autos beim einlegen des dritten gangs. die sehnsucht hat die farbe einer brandmauer im nachmittaeglichen sonnenlicht, nachgedunkelt unter einer patina wie von laengst aufgegebenen erwartungen und still und leise verklungener hoffnung. eine farbe aus kindertagen, und ein altertuemlicher glanz haftet ihr an, als habe sie immer schon gewusst, dass dem vergessen wenig entgegenzusetzen ist ausser ein wenig wehmut und melancholie zwischen konkreten dingen und zielgerichteten gedanken. eine farbe, die ins auge faellt beilaeufig zwischen himmelblau und blaettergruen. die die vergaenglichkeit des augenblicks verspricht und haelt und ihre schatten lang und immer laenger wirft wie der unbeirrt fortschreitende zeiger einer uhr, und die auf die frage, was waere wenn? - keine antwort gibt, nur ein winziges zoegern vor dem unausweichlichen schulterzucken der zeit.

niedziela, 9 maja 2010

koniec wojny po raz sześćdziesiąty piąty albo no fishing for compliments

kriegsende. kein runder jahrestag. im stillen baten die zeitungen - einige - um kerzen an russischen denkmaelern und friedhoefen. um dankbarkeit zu zeigen und den willen zur versoehnung. am sonntagnachmittag das wetter sonnig, die strassenbahnen leer, ein denkmal immerhin gelaeufig aus eigener anschauung. nur die geschaefte mit den grablichtern geschlossen. nicht einmal die tankstelle an der ecke hatte blumen im angebot. zwischen den spaziergaengern im park auf der anderen seite der weichsel keine einzige kerze am denkmal.

erstaunen in den augen der mitbewohnerin. dann ein blick auf den kalender. die russen... schwierig. zeit waere wohl noetig, vor allem zeit. nein, die deutschen nicht. nicht mehr.

sobota, 8 maja 2010

parada schumanna albo błąd europejczyków

parada schumanna stand auf den hauptstadtseiten der zeitung. inmitten des chopin-jahrs schlug das herz des auf ausgleichende gerechtigkeit bedachten kunstliebhabers hoeher. gewiss war nicht zu zweifeln an mazurka und polonaise, und dennoch musste jeder seelisch empfindsame die geistige umnachtung hoeher schaetzen als eine banale lungenentzuendung auf mallorca, georges sand moege es verzeihen. also schlug das herz hoeher, vorfreude kam auf, genugtuung ob einer solchen anerkennenden geste. doch folgte unausbleiblich tiefste enttaeuschung. es haette so schoen sein koennen. es war aber nicht die kunst, es war wieder einmal nur europa.

piątek, 7 maja 2010

siać i zbierać

saeen und ernten soll der mensch. nicht wind und sturm. nicht hass und zwietracht. sondern mais und korn, hafer und gerste und weizen ohne spreu. und natuerlich kartoffeln. so steht es schon in der bibel: saeen und ernten soll der mensch. im schweisse seines angesichts, aber doch zur eigenen verwendung. saeen und ernten soll der mensch: tomaten und gurken, erbsen und bohnen. auch kaffee und kakao und wein in allen farben. krokusse und stiefmuetterchen und geranien auf dem balkon. hoffnung in die herzen und zuversicht auf eine goldene zukunft. gute absichten und bessere taten. und gruenen, gruenen rasen vor der amerikanischen botschaft.

wtorek, 4 maja 2010

postępy językowe II

tylko dzieci i ludzie kompletnie pozbawieni osobowości tracą akcent.

niedziela, 2 maja 2010

po udanej rewolucji (obyczajowej)

a jednak: auf nach osteuropa, wo ein brot noch ein brot ist und ein bier viel mehr als nur bier, wo die sonne strahlend aufgeht, die zukunft orange leuchtet und keineswegs in allen regenbogenfarben, wo man in plateauschuhen ueber den dingen steht, wo die waffen einer frau ihre roecke und ihre spitzenhoeschen sind und man sich nach jedem schauer in den pfuetzen auf dem gehweg die wimpern betoerend neu tuschen kann. schwestern zur sonne zur freiheit! wenn die macht auf der strasse liegt, nehmt sie euch, lasst eure absaetze in dem himmel wachsen, maedels, pluendert die pflastersteine von den baustellen und rockt den laden:

BOREDOM IS COUNTERREVOLUTION!

sobota, 1 maja 2010

pierwszego maja albo blut und schlagobers

und alle jahre wieder: der erste mai - wer auch immer die idee hatte, ihn zum tag der arbeit zu ernennen, ihm fiel wohl der widerspruch nicht auf, die arbeit an einem arbeitsfreien feiertag zu ehren. spaeter kam irgendwoher das adjektiv "revolutionaer" dazu, und nun treffen sich alle weltveraenderer und weltverbesserer getreulich einmal im jahr, um unter roten fahnen die bessere welt von morgen herbeizurufen. als waere eine revolution planbar und vorhersehbar und keineswegs spontan oder abhaengig von umstaenden verschiedenster art, als laege die macht auf den strassen, wenn nur erst einmal die entsprechende anordnugn erlassen ist. blut und schlagobers nennen die helden von john irving's hotel new hampshire jenes ereignis, das sich lange zeit mit nationalen und neuerdings mit gegenstaendlichen beinamen schmueckt und dessen eintreten oft vorhergesagt und dennoch bestaendig im reich der maerchen verblieben ist. das unterste zuoberst soll sie kehren, aufraeumen mit veraltetem und ueberkommenen - man nenne es bourgeois oder auch nicht - und aus dem menschen einen neuen seiner art machen. es scheint, als waere noch nie jemandem aufgegangen, dass allein die vorstellung einer revolution ueber alle massen dekadent ist. denn wer erliesse dann die verordnung zu ihrem feiertag.