es war einmal ein land, das sah von weitem so aus wie jedes andere auch. wo genau dieses land lag, wusste niemand zu sagen, es wurde in europa vermutet, aber ob im osten oder im westen, in der mitte oder am ende dieses kleinen kontinents, darueber war keine einigkeit zu erzielen. manchmal erhoben sich stimmen, die es in amerika ansiedeln wollten, doch diese konnten sich nie endgueltig durchzusetzen.
offiziell wurde das land von einem gewaehlten praesidenten und dem zugehoerigen parlament regiert, inoffiziell jedoch hatte es einen koenig, der ein himmelreich sein eigen nannte. da dieser koenig seit geraumer zeit jedoch keine gesetze mehr erliess, mussten diese aufgabe der praesident und das parlament uebernehmen.
wie die gesetze besagten, waren hunde in diesem land nur angeleint und mit maulkorb versehen auf oeffentlichen strassen zugelassen. die hunde auf den oeffentlichen strassen bewegten sich in aller freiheit unbeeintraechtigt von derartigen utensilien. ueber katzen sagten die gesetze nichts aus. katzen wurden in diesem land ausschliesslich angeleint auf die strassen gefuehrt. die wenigen katzen, die der leine entgehen konnten, mussten sich verstecken und zeigten sich nur nachts.
die menschen in diesem land hatten mehr rechte als die tiere. arbeitnehmer hatten unter anderem das recht, zu streiken. am haeufigsten von allen arbeitnehmern streikten in diesem land die strassenbahnfahrer. das lag daran, dass in den strassenbahnbetrieben grundsaetzlich keine urabstimmungen zur entscheidung ueber die streikaufnahme erfolgten. urabstimmungen waren ueberfluessig, denn es genuegte, dass einer der strassenbahnfahrer begruendeten anlass zum streik sah. dann hielt er seine strassenbahn an einem beliebigen ort auf offener strecke an. da die strassenbahngleise nicht mit ueberholspur verlegt wurden, waren die auswirkungen auf den strassenbahnverkehr insgesamt sehr bald sehr bedeutend. wenn die strassenbahnfahrer ihre demonstration fuer erfolgreich und beendet hielten, fuhren sie weiter. die gruende fuer den streik wurden meist nicht bekannt. die menschen gingen voruebergehend eben zu fuss.
die menschen, die nicht mit der strassenbahn fuhren, hatten autos. es gab in diesem land zwei arten von autos. solche aus westlicher und solche aus landeseigener produktion. die meistens autos aus westlicher produktion waren, wie es hiess, gegen ihren willen oder zumindest gegen den willen ihrer besitzer im lande. die autos aus landeseigener produktion waren am haeufigsten auf den schrottplaetzen zu finden. sie waren so klein, dass man sie problemlos mit einer hand hochheben konnte. dennoch wurden mit ihnen waschmaschinen, einbaukuechen, sofas und grossfamilien transportiert. seit vielen jahren erledigten sie klaglos ihren dienst. obwohl die autos aus landeseigener produktion so klein waren, waren die strassen staendig ueberfuellt. es hatte den anschein, als gaebe es in diesem land dreimal so viele autos wie in anderen laendern, aber nur halb so viele strassen. die menschen liebten ihre autos offenbar. sie machten sich grosse sorgen um ihr wohlergehen und ihre sicherheit. wenn sie nicht mit ihren autos fuhren, wurden die autos rund um die uhr bewacht. manchmal konnte man am wochenende menschen auf der strassen beobachten, die ihre autos noch von hand wuschen.
die strassen des landes hatten den ruf, ueber alle massen unkomfortabel, veraltet und ueberhaupt in einem unertraeglichen zustand zu sein und erfreuten sich aus diesem grunde weitreichender bekanntheit. gelegentlich bemerkten besucher aus anderen laendern nach ihrer rueckkehr, dass diese beschreibung auch auf strassen in ihrem eigenen land haargenau zutraf.
in diesem land waren alle wohnungen alt, unabhaengig davon, wann sie gebaut worden waren. auch die haeufigsten moebel in diesem land waren alt. sie waren dunkelbraun oder schwarz und glaenzend furniert. niemand mochte sie, aber jeder besass zumindest ein solches stueck, das zuverlaessig vererbt wurde.
betten waren in diesem land sehr selten und schwer zu finden. die meisten menschen schliefen auf klappsofas. haette man alle klappsofas des landes an einem ort nebeneinander gestellt, haette niemand sein eigenes wiedergefunden, so gleich sahen die klappsofas alle aus. wie die autos aus landeseigener produktion waren auch die klappsofas jedoch immer haeufiger auf schrottplaetzen beziehungsweise im sperrmuell zu finden. obwohl die klappsofas nicht laenger waren als gewoehnliche betten und auch die bewohner nicht aussergewoehnlich klein, waren die bettlaken in diesem lande grundsaetzlich zu kurz.
ausser alkohol, der nicht als droge galt, waren alle anderen drogen in diesem land bei gefaengnisstrafe verboten. ausgenommen davon waren nur medikamente mit wirkstoffen, die in anderen laendern als drogen galten. aus diesem grunde waren die alkoholgeschaefte wie auch viele apotheken vierundzwanzig stunden am tag und auch am sonntag geoeffnet. an sonntagen geschlossen waren dagegen die kolonoialwarengeschaefte, ueber die das land auch nach dem ende des kolonialismus verfuegte, allerdings ohne je kolonien besessen zu haben.
die kinder wurden auch in diesem land nicht mehr geschlagen, dafuer die teppiche woechentlich auf den hoefen der wohnblocks, obwohl staubsauger bereits bekannt und verbreitet und in gebrauch waren. das schlagen der teppiche am samstagnachmittag haette man beim ersten hinhoeren auch fuer granatfeuer halten koennen, was die entsetzten tauben stets in massen in die flucht trieb. die bevoelkerung des landes hatte mit granatfeuer ausgiebig bekanntschaft gemacht, nur die tauben hatten sich offenbar nicht daran gewoehnen koennen.
die aelteren frauen in diesem land, die woechentlich die teppiche auf den hoefen schlugen, erzaehlten gerne und haeufig ihre lebensgeschichte, sie machten dabei keinen unterschied zwischen fremden und bekannten zuhoerern. sie taten dies gerne an oeffentlichen plaetzen, auf parkbaenken und in strassenbahnen etwa, auch in geschaeften. die aelteren herren dagegen schwiegen zumeist, dafuer waren sie am abend mit voraussehbarer zuverlaessigkeit betrunken. wenn die aelteren damen die parkbaenke verliessen, um nach hause zu gehen und das abendessen zu kochen, nahmen die aelteren herren ihre plaetze ein, wobei sie unauffaellig und schweigend die behaelter ihrer alkoholischen getraenke versteckten. das reden hatten sie nie gelernt, das trinken uebten sie von fruehester jugend an. da die maenner zeit ihres lebens schweigend tranken, starben sie meist frueher als ihre frauen, die aus diesem grund neue gespraechspartner suchen mussten. sie erzaehlten meist von den kindern und den hunden, von den verstorbenen maennern sprachen sie nur selten.
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w krainie czawów: im wunderland.
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