piątek, 17 września 2010

trafność absurdu ciąg dalszy albo słowo o krzyzu

jede stadt hat ihre orte, die wie landmarken die mental maps ihrer bewohner markieren, orte, an denen man sich trifft, orte, die jeder kennt, auch ohne jemals dort gewesen zu sein: jeder kennt und findet gedaechtniskirche, dussmann, fernsehturm oder weltzeituhr. auch warschau hat seine orte - man trifft sich zum beispiel vor dem pałac (solange er noch nicht von national gesinnten revanchisten abgerissen wurde - und man sollte sich vorher verabreden, auf welcher seite), vor der pko-rotunde (solange sie noch steht und nicht durch einen weiteren spiegelglasverkleideten wolkenkratzer ersetzt wurde) oder an der palme (wenn sich jemand findet, der auch im naechsten jahr das geld fuer ihre unterhaltung aufbringt). zuletzt gab es auch noch eine vierte moeglichkeit: man traf sich am kreuz. das kreuz stand auf dem krakowskie przedmieście vor dem praesidentenpalast, inmitten der waechsernen ueberreste von millionen und abermillionen grabkerzen, die langsam in die fugen des strassenpflasters sickerten. das kreuz war aus holz und an sich voellig unschuldig; in einem christlichen staat ist ein kreuz als ausdruck der trauer ein naheliegendes symbol, und der staat war ja in trauer, nachdem er auf einen schlag sein oberhaupt und einen teil seiner elite verloren hatte - oder zumindest war die polnische gesellschaft in einem schockzustand, der eben verfassungsrechtlich als staatstrauer bezeichnet wurde. das kreuz war kurz nach der katastrophe im april von den pfadfindern errichtet worden, die wache hielten vor dem praesidentenpalast und die abertausenden menschen betreuten, die sich an diesem ort einfanden, um ihren gefuehlen ausdruck zu verleihen. allmaehlich verschwanden die menschenmassen, die kerzen und die pfadfinder, das kreuz aber blieb. es war mit rot-weissen baendern geschmueckt, und immer wieder legte jemand blumen oder kerzen an seinem fusse ab. im laufe des sommers geriet das kreuz erst den journalisten, dann den politikern und schliesslich der denkmalschutzbehoerde und den staatsrechtstheoretikern in den blick. man koennte auch sagen: es war ihnen ein immer spitzerer dorn im auge. ein religioeses symbol im oeffentlichen raum eines weltanschaulich neutralen staates? veraenderungen in der denkmalgeschuetzten historischen altstadt, fuer die keine genehmigung vorlag? mit den wochen waren immer mehr stimmen zu hoeren, die fuer ein ende des ausnahmezustandes und einen umzug des kreuzes plaedierten. politiker trafen sich mit pfadfindern und bischoefen, um eine wuerdige und akzeptable loesung zu suchen. diese vorgaenge riefen nun eine ganz andere gruppe von akteuren auf den plan: die verteidiger des kreuzes. es war nicht ganz unzutreffend zu behaupten, dass viele von ihnen schon etwas aelter waren, baskenmuetzen aus mohair trugen und in ihrer freizeit radio maryja hoerten.
der polnisch-polnische buergerkrieg, der bisher hauptsaechlich mit schlagzeilen und leitartikeln gefuehrt worden war, trat nun auf die strasse. ein erster versuch, dem kreuz in der nahegelegenen sankt-annen-kirche eine wuerdige heimat zu geben und es damit endlich aus dem gottverdammten oeffentliche raum herauszukriegen, scheiterte spektakulaer: mit ein paar zusammengeschlagenen demonstranten, ausgebuhten priestern und ohne ergebnis. das kreuz blieb, wo es war, und avancierte unter den orten der stadt zum angesagtesten place to be: hier war immer etwas los, hier gab es immer etwas zu sehen, hier musste man dabeigewesen sein. seinem besuch praesentierte man stolz eine weitere, urtypisch polnische sehenswuerdigkeit. war man zufaellig in der gegend, schaute man fuer alle faelle mal vorbei. wenn man glueck hatte, war gerade das fernsehen da, hielt ein priester eine messe ab, bauten ein paar linke aktivisten ein kreuz aus leeren bierdosen der marke "lech", oder befuerworter und gegner einer katholisch-verschwoerungstheoretischen erinnerungskultur lieferten sich erhitzte wortgefechte. oft demonstrierten gegner und verteidiger des kreuzes gleichzeitig, sie forderten wahlweise kaczyński-denkmaeler oder springbrunnen und hielten schilder in die luft, auf denen wahlweise "polen erwache!" oder "weg mit den kreuzrittern!" stand. es war ein schaulaufen der eitelkeiten und absurditaeten, ein makabrer karneval an einem lauen sommerabend.
am 16. september hatte der ganze spuk schliesslich ein ende. in einem zweiten versuch und diesmal trotz aller proteste mit erfolg wurde das kreuz von seinem ort entfernt. die nachricht ging um die welt: sogar die tagesschau berichtete darueber.

was in erinnerung blieb, war ein weiteres absurdum: 600 jahre nach grunwald hatte das wort "kreuzritter" ploetzlich eine vollkommen andere bedeutung als bisher.

1 komentarz:

  1. trafność absurdu ciąg dalszy albo słowo o krzyżu: die treffsicherheit des absurden fortsetzung folgt oder ein wort ueber das kreuz

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