die amerikaner fragen freundlich und leutseulig nach dem befinden, das ausgezeichnet und wonderful ist, und nach dem heimatland. die antwort, es waeren wohl genau diese zuege wie der, in dem man sich gerade befindet, wird, obwohl moeglicherweise sogar wahrheitsgemaess, als zu philosophisch verworfen, die frage daher nach einer weile nochmals hoeflich wiederholt und diesmal auch pflichtschuldigst mit der angabe von stadt-land-fluss beantwortet. berlin findet natuerlich anklang, als schoene neue deutsche hauptstadt, es sei aber doch zuletzt deutlich schmutziger als frueher, offenbar muss der winter sehr hart gewesen sein... die amerikaner ihrerseits stammen aus michigan, wie sich herausstellt, und nachdem der zug berlin verlassen hat und durch die sandbodigen maerkischen kiefernwaelder faehrt, stellen sie ueberrascht fest, dass es hier ja genauso aussieht wie zuhause, wenn man nach chicago faehrt - allerdings nur auf der rechten seite des zuges, denn dort liegt noch schnee, und davon gab es in diesem winter in michigan mehr als genug, selbst in alabama, florida und sogar in new mexico. man stelle sich vor, an einem tag hat es in 49 von 50 amerikanischen bundesstaaten geschneit, da hat sich der wettergott ja fast selbst uebertroffen. kate erinnert sich an ihre dienstzeit im amerikanischen ermittlungsdienst in berlin von 1985 bis 1988, sie hat sogar ein paar fotos dabei, die sie vorzeigen kann, der checkpoint charlie ganz ohne sandsaecke, das ist geschichtsklitterung, was die heutigen museumsinhaber da betreiben, wie man das zulassen koenne, entruestet sie sich, es weiss aber niemand eine antwort - die glieniecker bruecke und die grauen dienstwagen der sowjets, die amerikaner haben die sowjets beobachtet und fotografiert und die sowjets die amerikaner, darueber wussten beide seiten bestens bescheid, das waren die regeln des spiels, den deutschen grenzschuetzern haben die amis kaugummi ueber die mauer geworfen, um ihnen eine freude zu machen, was regelmaessig gelang...
die 72-jaehrige helen simon, die in ihrem roten pullover am fenster sitzt, wenn sie nicht gerade das refreshment car oder den restroom ausprobiert, stellt verwundert fest, daß der zug richtung westen faehrt, naemlich nach frankfurt, obwohl er auf dem weg nach polen ist, dass bekanntlich oestlich von deutschland liegt, es stellt sich aber heraus, dass es in deutschland die stadt frankfurt tatsaechlich zweimal gibt: einmal im westen, einmal im osten, einmal mit, einmal ohne skyline und banken. die 72-jaehrige helen simon nickt. ihre vorfahren stammen aus einem dorf in der naehe von ludwigsburg, in dem sie auch schon gewesen ist, dessen namen sie aber immer wieder vergisst. aus dem restroom kehrt sie begeistert zurueck: "it's so big, you can play soccer in it!" - "it's handicapped!" - so geht die polnische grenze fast unbemerkt vorueber. die haeuser sind ueberraschenderweise nicht alle aus holz gebaut, die rehe aber sind ungewoehnlich klein hier, es gibt sehr viele davon. als ein paar uniformierte grenzschuetzer und bahnschutzbeamte auf dem korridor zu sehen sind, zuecken die amerikaner sofort die paesse, die grenzschuetzer sind aber an amerikanischen paessen ganz und gar nicht interessiert und lassen sich auch auf nachfrage nicht zu kontrolle und stempel bewegen, zumal sie stempel angeblich ueberhaupt nicht mehr mitfuehren auf ihren zugegebenermassen nur noch seltenen kontrollgaengen in fahrenden zuegen, lediglich ueber hochkomplizierte elektronische lesegeraete für die neuerdings in den paessen kodierten biometrischen daten. spaeter wird die 72-jaehrige helen simon mit ihrem ruehrend zitternden kinn fragen, ob ihr nachname auch in deutschland gebraeuchlich waere, was durchaus der fall ist, gebraeuchlicher ist er aber als vorname, wie ja uebrigens auch in great britain. in amerika ist der nachname wiederum besonders bei einwohnern mit europaeischen wurzeln verbreitet, und bei juedischen amerikanern. "but we are catholic", wird die 72-jaehrige helen simon diskret hinzufuegen, "we are not jewish".
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