wtorek, 29 września 2009
marie antoinette oder was kostet das leben 5
es war unsere letzte gemeinsame reise. es war august, und die ganze stadt roch nach pflaumen, kleinen gelben pflaumen, die aussahen wie kirschen, aber pflaumen waren, mirabellen vielleicht. ich musste immer an tollkirschen denken, von denen ich nicht wusste, wie sie aussahen, aber wenn sie giftig waren, mussten sie rot sein, eigentlich. der sommer war zu ende, es war zeit, die zelte abzubrechen. du packtest deine sachen, verliesst dein zimmer und den alten, blinden, grauhaarigen hund und gingst mit den hollaendern ein letztes bier trinken. ich holte meine winterjacke aus dem schrank und wartete darauf, dass die blaetter von den baeumen fallen wuerden. du haettest von marie antoinette getraeumt, erzaehltest du mir am telefon, als du wieder zuhause warst. du waerst ihr im hausflur meines hauses begegnet, auf dem weg zum fahrstuhl. ob sie sehr hoch fahre, haettest du sie gefragt. bis in den himmel, haette sie erwidert und den knopf für das vierte stockwerk gedrueckt. wir schwiegen eine weile. das leben ist teurer geworden, sagte ich, und ich konnte dich am anderen ende der leitung nicken hoeren. nun wusste ich, dass bald die leichentraeger und bestattungsberater, dann die handwerker und die moebelpacker und schliesslich die makler und immobilienberater auf dem flur stehen wuerden. an diesem abend, als ich schlafen ging, sprach ich im dunkeln ein nachtgebet fuer marie antoinette.
niedziela, 27 września 2009
marie antoinette oder was kostet das leben 4
das meer war blau. das meer war blau und an manchen stellen gruen wie in den bildern von der suedsee. jedenfalls erschien es mir so, wenn ich auf dem leuchtturm stand und auf die umgebung blickte. der sandstrand leuchtete weiss in der sonne, soweit man ihn sehen konnte zwischen hunderten von handtuechern, decken und windschutzen, und alle hundert meter wehten die roten oder gruenen fahnen der rettungsschwimmer. dir war der strand zu voll, du murmeltest etwas von wie auf mallorca und brachtest deine badesachen ins hotelzimmer zurueck. aber du warst bereit, auf meine tasche und mein handtuch aufzupassen, unbeeindruckt auf der ufermauer sitzend und in einen deiner endlosen romane vertieft, waehrend ich verbissen die hundert meter zwischen den buhnen von rechts nach links und von links nach rechts zurueck schwamm, immer am aeussersten ende des abgegrenzten badebereichs und stets von den bademeistern zurueckgepfiffen, wenn ich aus versehen doch einmal die imaginaere linie von boje zu boje ueberquerte.
auf die leuchttuerme wolltest du mich aber nicht begleiten, die mich in jedem ort magisch anzogen. du verschanztest dich hinter deiner hoehenangst und wartetest auf den treppenstufen zum eingang oder im naechsten cafe. ich liebte die leuchttuerme, nicht wegen des ausblicks ueber das meer und die landschaft und auch nicht wegen ihrer eignung fuer metaphern, sondern weil mir das leben uebersichtlicher erschien und die menschen vorhersehbarer, wenn ich aus einer gewissen hoehe auf sie hinabsehen konnte. meine reisefotos bestanden aus den aufnahmen eines aus zwanzig oder dreissig metern hoehe im 90-grad-winkel auf die erde gerichteten objektivs. was kostet das leben, fragte ich dich, als ich von einem meiner beobachtungsposten zurueckkehrte, und du zeigtest auf mein ticket und sagtest, eine eintrittskarte ohne ermaessigung. danach gingen wir essen.
auf der rueckfahrt versaeumten wir es, rechtzeitig die fahrkarten zu kaufen. es war ein samstag, an diesem tag wurden die belegschaften der hotelzimmer, der pensionen und ferienwohnungen ausgetauscht, und beim anblick der schlangen vor den fahrkartenschaltern zogen wir es vor, den aufschlag in kauf zu nehmen und die fahrscheine im zug zu kaufen, anderenfalls haetten wir unseren zug ohnehin nicht mehr erreicht. wir fuhren abends, der zug war leer, der schaffner, der schließlich kam, nickte nur und verwies uns an seine kollegin. die schaffnerin nickte ebenfalls, schloss die tuer des abteils und suchte aus ihrer tasche block, stift und entfernungstabellen. sie rechnete lange und umstaendlich entfernungen und aufschlaege zusammen, nannte uns einen preis und fragte, ob wir die fahrscheine tatsaechlich benoetigten. wir verstanden den sinn ihrer frage nicht, zuckten die schultern und schuettelten schliesslich die koepfe. die schaffnerin nickte, gab uns die haelfte des geldes zurueck und stand auf. wir schauten sie unglaeubig an. um weitere kontrollen sollten wir uns keine sorgen machen, sagte sie noch, als sie das abteil verliess, das sei jetzt ihre angelegenheit, sie wuerde auf uns aufpassen. fuer den rest der zugfahrt sahen wir keinen einzigen schaffner mehr.
wir lagen auf den sitzen und schauten in den dunkler werdenden abendhimmel. du haettest dich also geirrt, sagte ich, es gaebe also doch eintrittskarten mit ermaessigung. du schuetteltest aber den kopf und meintest, dies sei ein irrtum und vom leben nicht vorgesehen, moral habe ihren eigenen preis. der zug fuhr langsam durch eine fast schon ein wenig bekannte landschaft, wir fanden es angenehm, noch nicht angekommen zu sein. und ich weiss nicht, ob wir nicht doch das wort heimat im kopf hatten und es ausprobierten in gedanken und versuchten, uns vorzustellen, wie es waere, hier heimisch zu sein. was kostet das leben, fragte ich dich am bahnhof, bevor wir uns trennten. du gabst mir den geldschein, den du von der schaffnerin zurueckerhalten hattest, und sagtest, im ganzen nicht mehr als die summe aller teile.
auf die leuchttuerme wolltest du mich aber nicht begleiten, die mich in jedem ort magisch anzogen. du verschanztest dich hinter deiner hoehenangst und wartetest auf den treppenstufen zum eingang oder im naechsten cafe. ich liebte die leuchttuerme, nicht wegen des ausblicks ueber das meer und die landschaft und auch nicht wegen ihrer eignung fuer metaphern, sondern weil mir das leben uebersichtlicher erschien und die menschen vorhersehbarer, wenn ich aus einer gewissen hoehe auf sie hinabsehen konnte. meine reisefotos bestanden aus den aufnahmen eines aus zwanzig oder dreissig metern hoehe im 90-grad-winkel auf die erde gerichteten objektivs. was kostet das leben, fragte ich dich, als ich von einem meiner beobachtungsposten zurueckkehrte, und du zeigtest auf mein ticket und sagtest, eine eintrittskarte ohne ermaessigung. danach gingen wir essen.
auf der rueckfahrt versaeumten wir es, rechtzeitig die fahrkarten zu kaufen. es war ein samstag, an diesem tag wurden die belegschaften der hotelzimmer, der pensionen und ferienwohnungen ausgetauscht, und beim anblick der schlangen vor den fahrkartenschaltern zogen wir es vor, den aufschlag in kauf zu nehmen und die fahrscheine im zug zu kaufen, anderenfalls haetten wir unseren zug ohnehin nicht mehr erreicht. wir fuhren abends, der zug war leer, der schaffner, der schließlich kam, nickte nur und verwies uns an seine kollegin. die schaffnerin nickte ebenfalls, schloss die tuer des abteils und suchte aus ihrer tasche block, stift und entfernungstabellen. sie rechnete lange und umstaendlich entfernungen und aufschlaege zusammen, nannte uns einen preis und fragte, ob wir die fahrscheine tatsaechlich benoetigten. wir verstanden den sinn ihrer frage nicht, zuckten die schultern und schuettelten schliesslich die koepfe. die schaffnerin nickte, gab uns die haelfte des geldes zurueck und stand auf. wir schauten sie unglaeubig an. um weitere kontrollen sollten wir uns keine sorgen machen, sagte sie noch, als sie das abteil verliess, das sei jetzt ihre angelegenheit, sie wuerde auf uns aufpassen. fuer den rest der zugfahrt sahen wir keinen einzigen schaffner mehr.
wir lagen auf den sitzen und schauten in den dunkler werdenden abendhimmel. du haettest dich also geirrt, sagte ich, es gaebe also doch eintrittskarten mit ermaessigung. du schuetteltest aber den kopf und meintest, dies sei ein irrtum und vom leben nicht vorgesehen, moral habe ihren eigenen preis. der zug fuhr langsam durch eine fast schon ein wenig bekannte landschaft, wir fanden es angenehm, noch nicht angekommen zu sein. und ich weiss nicht, ob wir nicht doch das wort heimat im kopf hatten und es ausprobierten in gedanken und versuchten, uns vorzustellen, wie es waere, hier heimisch zu sein. was kostet das leben, fragte ich dich am bahnhof, bevor wir uns trennten. du gabst mir den geldschein, den du von der schaffnerin zurueckerhalten hattest, und sagtest, im ganzen nicht mehr als die summe aller teile.
środa, 23 września 2009
marie antoinette oder was kostet das leben 3
wir waren dann spaeter tatsaechlich noch ans meer gefahren, in einem richtigen zug mit aufschlag und reservierungspflicht, nicht mit irgendeiner vorortbahn. an einem wochenende, versehen mit fahrscheinen und platzkarten in einem papierumschlag stiegen wir in einen endlos langen zug und suchten unsere sitze in einem achtplaetzeabteil, in dem die haelfte der gepaeckgitter fehlte. ich sass am fenster und hielt meine kamera auf den knien wie eine mutter ihr kind oder ein soldat sein gewehr, als koennte ich in diesem land meinen augen immer noch nicht glauben, was sie sahen, solange ich nicht das bild schwarz auf weiss oder bunt vor mir hatte, hochglanz, zehn mal fuenfzehn, alle abzuege doppelt. manchmal lachtest du ueber mich, jedenfalls so lange, bis ich dich selbst einmal mit deiner kamera in der stadt traf.
alle anderen fahrgaeste im abteil waren paare. am gang sass ein altes ehepaar, sie verstauten ihre taschen mit muehe auf dem gepaeckgitter, falteten ihre jacken ordentlich und sassen sehr aufrecht auf ihren plaetzen. der mann liess sich von seiner frau die hemdsaermel hochkrempeln und tabletten aus einer grossen packung geben. sie wirkten erschoepft, vielleicht lag es an der hitze. die anderen paare waren juenger, das maedchen neben mir bettete sich den kopf ihres freundes auf die schulter und legte ihre beine ueber seine knie, so schliefen sie fast waehrend der gesamten fahrt. das dritte paar erweckte den eindruck von geschaeftsreisenden, sie lasen unbeteiligt in ihren unterlagen und sprachen kein einziges wort, nur gelegentlich verrieten sie durch eine unbedachte beruehrung, dass sie nicht nur zufaellig nebeneinander sassen.
wir laechelten uns an und waren froh, dass wir kein paar waren. wir kannten uns, eines tages wuerden wir uns gekannt haben. wir teilten weder geld noch vertraulichkeiten - wir wuerden nicht miteinander alt werden muessen. wir stellten uns auf den gang ans offene fenster und liessen uns den fahrtwind durch die haare wehen. was kostet das leben, fragte ich dich. die jugend, die schoenheit, … sagtest du mit einem verlegenen laecheln, und dann draengten wir uns durch den ueberfuellten korridor an den anderen fahrgaesten vorbei, stiegen ueber reisetaschen und schlafende kinder und verbrachten den rest der fahrt im speisewagen.
alle anderen fahrgaeste im abteil waren paare. am gang sass ein altes ehepaar, sie verstauten ihre taschen mit muehe auf dem gepaeckgitter, falteten ihre jacken ordentlich und sassen sehr aufrecht auf ihren plaetzen. der mann liess sich von seiner frau die hemdsaermel hochkrempeln und tabletten aus einer grossen packung geben. sie wirkten erschoepft, vielleicht lag es an der hitze. die anderen paare waren juenger, das maedchen neben mir bettete sich den kopf ihres freundes auf die schulter und legte ihre beine ueber seine knie, so schliefen sie fast waehrend der gesamten fahrt. das dritte paar erweckte den eindruck von geschaeftsreisenden, sie lasen unbeteiligt in ihren unterlagen und sprachen kein einziges wort, nur gelegentlich verrieten sie durch eine unbedachte beruehrung, dass sie nicht nur zufaellig nebeneinander sassen.
wir laechelten uns an und waren froh, dass wir kein paar waren. wir kannten uns, eines tages wuerden wir uns gekannt haben. wir teilten weder geld noch vertraulichkeiten - wir wuerden nicht miteinander alt werden muessen. wir stellten uns auf den gang ans offene fenster und liessen uns den fahrtwind durch die haare wehen. was kostet das leben, fragte ich dich. die jugend, die schoenheit, … sagtest du mit einem verlegenen laecheln, und dann draengten wir uns durch den ueberfuellten korridor an den anderen fahrgaesten vorbei, stiegen ueber reisetaschen und schlafende kinder und verbrachten den rest der fahrt im speisewagen.
sobota, 19 września 2009
marie antoinette oder was kostet das leben 2
die alte dame tue nichts, erklaerte mir die vermieterin, sie glaube nur, dass jemand sie umbringen wolle. ich solle die tuer geschlossen halten, dann wuerde nichts passieren, dann waere alles in ordnung. so schloss ich die tuer stets hinter mir ab. alle guten geister, wuenschte mir marie antoinette, wenn ich sie auf dem flur traf. manchmal brauchte es keine guillotine, um den kopf zu verlieren.
eines tages, an einem sonnigen feiertag, wuerden der hausmeister oder ein nachbar die nummer eines bestattungsinstituts waehlen, das einen phantasievollen namen trug und anrufe „rund um die uhr“ entgegen nahm, um einen billigen sarg aus kiefernholz, den standardgrabschmuck aus tulpen oder nelken und sicherheitshalber einen katholischen priester zu bestellen. die baenke in der kirche wuerden leer bleiben, die rechnung wuerde am ende das sozialamt bezahlen. kurz darauf wuerde eine immobilienfirma die moebel der alten dame auf den sperrmuell schaffen lassen und einen maler und einen tapezierer durch die wohnung schicken. vielleicht wuerden sie auch saemtliche installationen herausreissen, das bad neu fliesen und neue fenster einsetzen. bald darauf wuerde ein makler ein junges ehepaar, beide mit sonnenbrillen und eheringen, die frau in hochhackigen schuhen, durch die wohnung fuehren und ihnen informationsmappen ueberreichen. sie wuerden kritisch die kuechenzeile und die duschkabine im badezimmer begutachten und mit einer hand anerkennend ueber den frisch geschliffenen parkettfussboden streichen. liebling, wuerden sie sagen, wenn sie auf den balkon traten, liebling, wie schoen.
eines tages, an einem sonnigen feiertag, wuerden der hausmeister oder ein nachbar die nummer eines bestattungsinstituts waehlen, das einen phantasievollen namen trug und anrufe „rund um die uhr“ entgegen nahm, um einen billigen sarg aus kiefernholz, den standardgrabschmuck aus tulpen oder nelken und sicherheitshalber einen katholischen priester zu bestellen. die baenke in der kirche wuerden leer bleiben, die rechnung wuerde am ende das sozialamt bezahlen. kurz darauf wuerde eine immobilienfirma die moebel der alten dame auf den sperrmuell schaffen lassen und einen maler und einen tapezierer durch die wohnung schicken. vielleicht wuerden sie auch saemtliche installationen herausreissen, das bad neu fliesen und neue fenster einsetzen. bald darauf wuerde ein makler ein junges ehepaar, beide mit sonnenbrillen und eheringen, die frau in hochhackigen schuhen, durch die wohnung fuehren und ihnen informationsmappen ueberreichen. sie wuerden kritisch die kuechenzeile und die duschkabine im badezimmer begutachten und mit einer hand anerkennend ueber den frisch geschliffenen parkettfussboden streichen. liebling, wuerden sie sagen, wenn sie auf den balkon traten, liebling, wie schoen.
piątek, 18 września 2009
marie antoinette oder was kostet das leben 1
als ich an dem abend nach hause kam, ging die tuer der wohnung gegenueber auf, und eine alte frau in unterwaesche, die kaum laufen konnte, fragte mich, ob ich nicht zufaellig zuviel brot im hause haette, sie haetten ihr alles weggegessen. ich holte aus meiner kueche die beiden broetchen vom vortag, waehrend ich mich fragte, wer sie sein mochten, und ob es wohl die tauben waren, die auf dem balkon zu fuettern ein aushang im treppenhaus strikt untersagte. nichts zu danken, sagte ich, als ich der frau die broetchen gab, aber sie widersprach, es gaebe sehr wohl etwas zu danken. ich wuenschte ihr eine gute nacht, ging in meine wohnung und machte mir spiegeleier zum abendessen. ich hoffte, ihr nicht wieder zu begegnen.
ein paar tage spaeter erzaehlte ich dir davon, da sagtest du nur, wenn sie kein brot hat, soll sie eben kuchen essen. wir nannten die alte frau marie antoinette. es hatte geregnet, nun war der himmel rot mit ein paar violetten wolken, und in der zeitung auf deinem kuechentisch stand geschrieben, gewitter seien wie poesie, genauso unvorhersehbar und unerwartet. was kostet das leben, fragte ich dich, und du sagtest nicht: brot, du sagtest, mehr als schoene worte. manchmal, wenn ich fuer laengere zeit verreiste, haengte ich marie antoinette einen beutel mit brot, kaese und einem stueck butter an die tuer.
ein paar tage spaeter erzaehlte ich dir davon, da sagtest du nur, wenn sie kein brot hat, soll sie eben kuchen essen. wir nannten die alte frau marie antoinette. es hatte geregnet, nun war der himmel rot mit ein paar violetten wolken, und in der zeitung auf deinem kuechentisch stand geschrieben, gewitter seien wie poesie, genauso unvorhersehbar und unerwartet. was kostet das leben, fragte ich dich, und du sagtest nicht: brot, du sagtest, mehr als schoene worte. manchmal, wenn ich fuer laengere zeit verreiste, haengte ich marie antoinette einen beutel mit brot, kaese und einem stueck butter an die tuer.
czwartek, 17 września 2009
opis podróży 4
es gab schon lange keine kurgaeste mehr, in den frueheren kurhaeusern residierte die stadtverwaltung. das ehemalige casino, dessen weiss einem immer noch in den augen blendete, war nun eine schule, der ehemalige kurpark dahinter war immerhin so weitlaeufig, dass man gefahrlos auf der wiese liegen konnte, was in diesem land normalerweise verboten war.
wir lagen auf der wiese und schauten die wolken an. es war eines der langen wochenenden, an denen alle, die von hier waren und nicht von woanders wie wir, irgendwo hinfuhren, wahrscheinlich zu ihren familien. die stadt war leer, man konnte nicht einmal einen kaffee bekommen, aber quer ueber den zentralen platz im zentrum, auf dem wegweiser die entfernungen nach paris und wladiwostok, nicht aber nach moskau und berlin auswiesen, war ein grosses transparent gespannt, das fuer die laengst vergangenen maifeiertage warb. die obdachlosen, die mit kaum versteckten bierflaschen auf den baenken rund um den platz sassen, nahmen davon keine notiz.
ueberall an den haeusern in der stadt, an den strassenlaternen und bruecken hingen weiss-rote flaggen. auf dem rueckweg zum bahnhof fuhr ein mann auf dem fahrrad an uns vorbei, auch er mit einer flagge in der hand. er schaute uns an, als waere dies das selbstverstaendlichste auf der welt und als waere uns anzusehen, dass wir niemals eine flagge in die hand nehmen wuerden am hellichten tag in der oeffentlichkeit, und er grinste so unverschaemt, das gab mir den rest. es war das erste mal, dass ich auf offener strasse einem mann hinterher pfiff.
am bahnhof waren die touristeninformation, die toiletten und die bahnhofskneipe geschlossen, und so blieben uns jede art von alkohol und mitropa-sentimentalitaet verwehrt. wir standen etwas verloren vor dem fahrplan und stiegen zuerst in den falschen zug, ein unfreundlicher schaffner scheuchte uns wieder auf den bahnsteig. der bahnsteig war leer bis auf ein paar ausgebrannte grablichter, die am fusse eines strommastes standen. als wir losfuhren, wartete der andere zug immer noch am gleis. wir fielen erschoepft auf einen der roten plastiksitze und lehnten uns aneinander. vor dem fenster fuhr eine vorstadtlandschaft aus einfamilienhaeusern und baustofflaeden vorbei. die strecke verlief fast die ganze zeit bis zur stadtgrenze parallel zur strasse der patrioten. die strasse der patrioten war sehr sehr lang.
wir lagen auf der wiese und schauten die wolken an. es war eines der langen wochenenden, an denen alle, die von hier waren und nicht von woanders wie wir, irgendwo hinfuhren, wahrscheinlich zu ihren familien. die stadt war leer, man konnte nicht einmal einen kaffee bekommen, aber quer ueber den zentralen platz im zentrum, auf dem wegweiser die entfernungen nach paris und wladiwostok, nicht aber nach moskau und berlin auswiesen, war ein grosses transparent gespannt, das fuer die laengst vergangenen maifeiertage warb. die obdachlosen, die mit kaum versteckten bierflaschen auf den baenken rund um den platz sassen, nahmen davon keine notiz.
ueberall an den haeusern in der stadt, an den strassenlaternen und bruecken hingen weiss-rote flaggen. auf dem rueckweg zum bahnhof fuhr ein mann auf dem fahrrad an uns vorbei, auch er mit einer flagge in der hand. er schaute uns an, als waere dies das selbstverstaendlichste auf der welt und als waere uns anzusehen, dass wir niemals eine flagge in die hand nehmen wuerden am hellichten tag in der oeffentlichkeit, und er grinste so unverschaemt, das gab mir den rest. es war das erste mal, dass ich auf offener strasse einem mann hinterher pfiff.
am bahnhof waren die touristeninformation, die toiletten und die bahnhofskneipe geschlossen, und so blieben uns jede art von alkohol und mitropa-sentimentalitaet verwehrt. wir standen etwas verloren vor dem fahrplan und stiegen zuerst in den falschen zug, ein unfreundlicher schaffner scheuchte uns wieder auf den bahnsteig. der bahnsteig war leer bis auf ein paar ausgebrannte grablichter, die am fusse eines strommastes standen. als wir losfuhren, wartete der andere zug immer noch am gleis. wir fielen erschoepft auf einen der roten plastiksitze und lehnten uns aneinander. vor dem fenster fuhr eine vorstadtlandschaft aus einfamilienhaeusern und baustofflaeden vorbei. die strecke verlief fast die ganze zeit bis zur stadtgrenze parallel zur strasse der patrioten. die strasse der patrioten war sehr sehr lang.
wtorek, 15 września 2009
opis podróży 3
warum waren wir nur gefahren? zuhause waeren wir nie auf die idee gekommen, in eine kleinstadt zu fahren, nur weil wir die grossstadt nicht mehr ertragen konnten, weil uns ihre ewige hektik des alltags und ihre weitlaeufige verlassenheit an feiertagen unertraeglich schienen und wir uns persoenlich missachtet fuehlten, weil niemand von uns notiz nahm. aber hier waren wir ja nicht zuhause, hier konnten wir derart absurde vorhaben als interesse an land und leuten bezeichnen und alles tun, was wir zuhause nicht taten, weil wir wussten, dass es keinen sinn hatte. hier konnten wir uns dagegen unsere offenheit und neugier zugute halten, ethnologische studien, voelkerkunde, so etwas in der art. du hattest in irgendeinem deiner reisefuehrer etwas gelesen von holzhausarchitektur, świdermeier, dazu das bild einer stillgelegten eisenbahnbruecke ueber einen malerischen fluss, als haetten wir nicht laengst gewusst, dass reisefuehrer nur selten hielten, was sie versprachen. und nun liefen wir durch die stadt und suchten die wunderbaren holzhaeuser vom anfang des letzten lahrhunderts, aber alle, die wir fanden, waren eingestuerzt oder abgebrannt. selbst der uns an der touristeninformation ausgehaendigte stadtfuehrer konnte nicht weiterhelfen, obwohl er in vier sprachen war. wir lachten nur ueber die kiefernwaldumhuellung des ortes und die angekuendigte renovierung der kanalisation, die die stadt fuer unternehmen und buerger attraktiver machen wuerde. holzhaeuser, kiefernwaelder, luftkurort, das erste tuberkulose-sanatorium des landes, das bis heute existierte und sogar an der strasse ausgeschildert war, nur wer erkrankte heute noch an tuberkulose, fragte ich mich. hatten wir nun etwas gesehen, was wir nicht haetten verpassen duerfen? du zucktest die schultern.
poniedziałek, 14 września 2009
opis podróży 2
der bahnhof war menschenleer. an der touristeninformation gab man uns kostenlose stadtplaene, doppelseitig bedruckt, einfarbig in einem hellen mintgruen, wir lachten ueber die beschreibungen der unterschiedlichen wanderwege, die mit farben versehen waren, die es auf dem plan nicht gab. vor dem bahnhof fragten uns zwei frauen nach dem weg. wir ueberliessen ihnen einen von unseren stadtplaenen und gingen einfach in irgendeine richtung. in der hauptstrasse reihte sich ein bestattungsinstitut an das andere, die angestellten sassen auf den eingangsstufen, sie rauchten schweigend, schauten ausdruckslos auf den boden und tranken cola, aber man sah ihnen an, dass sie lieber bier getrunken haetten. an jedem bestattungsinstitut hingen grosse schilder mit phantasievollen namen, telefonnummern und der aufschrift „rund um die uhr“, und wir fanden es troestlich, auch um drei uhr nachts einen sarg aus nussbaumholz und weisse lilien als grabschmuck bestellen zu koennen, einen katholischen pfarrer und beethovens neunte zur musikalischen untermalung. die kirche am ende der hauptstrasse war unverschlossen, aber leer, und wir lagen auf den baenken vor der kirche, bis uns die unfreundlichen blicke einer taufgesellschaft vertrieben. niemand starb an einem sonnigen feiertag.
wir fuehlten uns wie kinder auf einem sommerausflug. die strassen waren leer und staubig und rochen nach warmen asphalt, und sehr bald waren wir zwischen einfamilienhaeusern, gartenzaeunen und geschlossenen geschaeften scheinbar an den rand der stadt gelangt, wo kiefernwaelder mit sandboden begannen, und das kam mir so bekannt vor, dass ich immerzu dachte, wir waeren auf dem weg zum strand, und hinter der naechsten kurve, hinter dem naechsten huegel muesste das meer anfangen. ob du die schwimmreifen dabei haettest, haette ich dich am liebsten gefragt, und die handtuecher und die sonnencreme, und ob wir eis essen gehen wuerden, spaeter am nachmittag.
wir fuehlten uns wie kinder auf einem sommerausflug. die strassen waren leer und staubig und rochen nach warmen asphalt, und sehr bald waren wir zwischen einfamilienhaeusern, gartenzaeunen und geschlossenen geschaeften scheinbar an den rand der stadt gelangt, wo kiefernwaelder mit sandboden begannen, und das kam mir so bekannt vor, dass ich immerzu dachte, wir waeren auf dem weg zum strand, und hinter der naechsten kurve, hinter dem naechsten huegel muesste das meer anfangen. ob du die schwimmreifen dabei haettest, haette ich dich am liebsten gefragt, und die handtuecher und die sonnencreme, und ob wir eis essen gehen wuerden, spaeter am nachmittag.
piątek, 11 września 2009
opis podróży 1
als wir unsere umzuege hinter uns hatten, schlugst du vor, einen ausflug zu machen. raus aus der stadt, irgendwohin, vielleicht ins gruene.
wir fuhren an einem feiertag, von einem schmutzigen, heruntergekommenen bahnhof. die ausgehaengten fahrplaene waren veraltet, die kassen- und informationsschalter waren geschlossen, und so sassen wir eine halbe stunde auf einem bahnsteig, den wir fuer passend hielten, und die fahrkarten kauften wir erst auf der rueckfahrt. es roch nach altem schmieroel, warmem eisen und warmem holz, und wir sassen in der sonne und dachten an kindheit, an sommerferien und urlaubsreisen, und fahrten zu den grosseltern und aufs land. letztendlich kam der zug, wir hatten schon sonnenbrand, als wir losfuhren, und zu trinken hatten wir auch nichts dabei ausser unheimlich suesser limonade, von der man so wahnsinnig klebrige finger bekam… die fahrt ging eine stunde durch immergleiche vorortbahnhoefe und immergleiche einfamilienhaeuser, und unsere station haetten wir am ende fast verpasst.
wir fuhren an einem feiertag, von einem schmutzigen, heruntergekommenen bahnhof. die ausgehaengten fahrplaene waren veraltet, die kassen- und informationsschalter waren geschlossen, und so sassen wir eine halbe stunde auf einem bahnsteig, den wir fuer passend hielten, und die fahrkarten kauften wir erst auf der rueckfahrt. es roch nach altem schmieroel, warmem eisen und warmem holz, und wir sassen in der sonne und dachten an kindheit, an sommerferien und urlaubsreisen, und fahrten zu den grosseltern und aufs land. letztendlich kam der zug, wir hatten schon sonnenbrand, als wir losfuhren, und zu trinken hatten wir auch nichts dabei ausser unheimlich suesser limonade, von der man so wahnsinnig klebrige finger bekam… die fahrt ging eine stunde durch immergleiche vorortbahnhoefe und immergleiche einfamilienhaeuser, und unsere station haetten wir am ende fast verpasst.
środa, 9 września 2009
opowiadanie na czas przeprowadzki 4
und dann stand ich abends auf dem winzigen balkon meiner neuen wohnung, umspuelt vom laerm einer hell beleuchteten schnellstrassenkreuzung, und sagte mir, dass ich es noch gut getroffen hatte, weil mir kein alter blinder hund den kopf auf die knie legte oder mir in mein zimmer folgte, wenn ich allein sein wollte. und allein sein wollen musste ich ja, was blieb mir schon anderes uebrig. wir fuhren in ein anderes land und suchten da nach einem zuhause, weil wir es dort, wo wir herkamen, nicht finden konnten. kosmopolitisch nannte man das. oder wie es einer meiner ersten professoren melancholisch auszudruecken pflegte, wir waren die nomaden der neuzeit. wir waren gut darin, ueberall unsere zelte aufzuschlagen und wieder abzubrechen und uns von neuem auf den weg zu machen, aber bleiben, das konnten wir nicht.
poniedziałek, 7 września 2009
opowiadanie na czas przeprowadzki 3
und auch ich zog um. ich packte meine sachen, drueckte die letzte zigarette im teppich aus und tauschte mein zimmer im wohnheim gegen eine winzige wohnung im vierten stock eines hochhauses mit achtzehn etagen, das beruhigend nach putzmitteln roch, und du warst nicht einmal da, um meine buecher zu tragen. stattdessen sass ich mit meinen taschen an der bushaltestelle am strassenrand, unter der bruecke, die so wunderbar auf panorama-aufnahmen aussieht, aber ich hatte fuer meine kamera kein panorama-objektiv, nur ein gewoehnliches weitwinkel, und so ersparte ich mir ein weiteres bild, das anzuschauen sich nicht lohnte. es war ein sonniger samstag und wieder einmal ein feiertag, und ein brautpaar kam vorbei, auf der suche nach den schoensten orten mit ausblick ueber die stadt, an denen es fuer die hochzeitsfotos posieren wollte. die braut trug ihre schleppe und der braeutigam die digitalkamera auf dem stativ, und ganz sicher hatte er in der anzugtasche die anleitung fuer die selbstausloeserfunktion. an der bushaltestelle sass ein alter mann, der wie ich dem brautpaar hinterher schaute, die braut, sagte er dann zu mir, saehe nicht aus wie eine braut, sie waere zu alt, eine braut aber muesste jung sein. ich zuckte die schultern, ich sagte nicht, dass die zeiten sich aenderten oder vielleicht bereits geaendert hatten, was wusste der alte mann schon davon. er erinnere sich noch an ein altes lied, sprach der mann neben mir weiter, einen schlager ueber hochzeiten, den sang er mir vor, aber im strassenlaerm verstand ich nicht viel davon, ausser dass es sich reimte. ich zuckte noch einmal die schultern, der alte mann nickte.
piątek, 4 września 2009
opowiadanie na czas przeprowadzki 2
was blieb uns anderes uebrig – du hattest ein paar hollaender, mit denen du ab und zu trinken gingst, und ich sprach am haeufigsten mit der putzfrau im wohnheim und der verkaeuferin vor dem keksregal im supermarkt. es blieb uns nichts anderes uebrig, als mit einem grimmigen laecheln ueber uns selbst zu lachen. eine zeitlang hatten wir tatsaechlich die idee, zusammenzuziehen, und tatsaechlich schauten wir dann ein paar wohnungen an, ohne eheringe, ohne hochhackige schuhe, ohne sonnenbrillen, in einer normalen gegend, in der die kirchen noch wie kirchen aussahen und wohnzimmer wohnzimmer hiessen. aber dann kauftest du eine kamera und hattest die idee fuer ein neues ausstellungsprojekt. du fingst an, auf anzeigen fuer untervermietete zimmer zu antworten, manchmal in wg’s, die hier studentenwohnungen hiessen, am liebsten aber bei alleinstehenden aelteren damen. mit ernster miene liessest du dir die zimmer, schraenke und betten zeigen, auch die kuechen und badezimmer, in denen wannenlifte und plastikschuesseln standen und deren letzte renovierung fuenfzehn oder zwanzig jahre zuruecklag, und dann erklaertest du dein eigentliches anliegen, packtest deine kamera aus und fragtest, ob du noch ein foto machen duerftest. die meisten alten damen schlossen dich trotzdem ins herz. nach zwei wochen hattest du eine liste von ueber zehn damen, die dir ein vorzugsrecht eingeraeumt hatten und auf deinen anruf warteten. du aber riefst nirgendwo an, du brachtest die ersten filme ins labor und warst gespannt auf die bilder. in gedanken warst du bereits auf der suche nach einer galerie und einem verleger fuer den katalog. doch dann geschah etwas unerwartetes, das dir einen strich durch die rechnung machte. waehrend du in einer kueche sasst, die hand in der tasche schon an der kamera und darauf wartend, dass die dame mit dem leeren zimmer den telefonhoerer auflegte, kam ein grauhaariger blinder hund in die kueche und legte dir seinen kopf aufs knie. da war es um dich geschehen. die bilder aus dem labor ueberliesst du mir, als andenken, und alle unsere plaene, eine kulturvolle exklave zu gruenden, hatten ein ende.
statt mit den hollaendern gingst du jetzt manchmal abends mit mir bier trinken und beschwertest dich ueber deine vermieterin, dass du nicht arbeiten und fuer deine pruefungen lernen konntest, waehrend der alte hund verloren durch die wohnung tapste und ueberall anstiess und der teekessel auf dem herd zusammenschmolz, weil die alte dame wieder einmal den fernseher zu laut gestellt hatte. aber du bliebst. als dir ein blinder hund den kopf auf die knie legte, da hattest du mitleid, und bliebst.
statt mit den hollaendern gingst du jetzt manchmal abends mit mir bier trinken und beschwertest dich ueber deine vermieterin, dass du nicht arbeiten und fuer deine pruefungen lernen konntest, waehrend der alte hund verloren durch die wohnung tapste und ueberall anstiess und der teekessel auf dem herd zusammenschmolz, weil die alte dame wieder einmal den fernseher zu laut gestellt hatte. aber du bliebst. als dir ein blinder hund den kopf auf die knie legte, da hattest du mitleid, und bliebst.
środa, 2 września 2009
opowiadanie na czas przeprowadzki 1
es begann alles damit, dass du vorschlugst, eine wohnung zu suchen, eines abends im treppenhaus unseres wohnheims. der flur und das treppenhaus waren mit teppich ausgekleidet, an der wand wies ein schild darauf hin, dass zigaretten im teppich und an den waenden auszudruecken strengstens verboten war, wegen der feuergefahr, und dass dafuer die aschenbecher zu benutzen seien. es war spaet abends, wir waren ungluecklich und betrunken, und so beschlossen wir, umzuziehen. wir behaupteten, dass ein zimmer allein kein anstaendiges zuhause sein konnte, und wir hatten genug von einem wohnheim, das uns mit seinem eminenten mangel an privatsphaere nur wie eine bessere verwahranstalt erschien und dessen flure uns permanent an psychiatrie denken liessen.
also suchten wir eine wohnung. ich kaufte mir schuhe mit hohen absaetzen und in einem billigen schmuckladen ringe fuer uns beide, und dann setzten wir sonnenbrillen auf und zogen los in die vorortsiedlungen und die neuen apartmentblocks am stadtrand, in denen ich mich stets fuehlte wie in den kulissen einer fernseh-show, als waeren die haeuser alle nur aus papp-mache und ihre bewohner nur bezahlte statisten. wir suchten die verkaufsbueros der baugesellschaften auf und gaben uns fuer ein frisch verheiratetes ehepaar aus, das kurz vor der familiengruendung war und deshalb auf der suche nach einer neuen bleibe. meistens flogen wir sehr schnell auf, wahrscheinlich lag es an der sprache. manchmal gab man uns nur ein paar broschueren und werbemappen mit nach hause, der makler im buero drueckte sie regelmaessig dir in die hand. aber ein paar penthouses bekamen wir doch zu sehen und ein paar terrassen und terracotta-fussboeden, wir beaeugten kritisch badezimmer und kuechenzeilen, liebling, sagten wir und schauten uns an, liebling, wie schoen. irgendwie schafften wir es, in diesen momenten nicht zu lachen. mit blick auf die kirche, sagtest du, als wir wieder im wohnzimmer standen, das der makler salon genannt hatte. die kirche erwies sich als ein monstrum im rohbau aus grauem beton, das mehr an einen landeplatz für fliegende untertassen erinnerte als an ein gotteshaus. die bloecke mit blick auf die kirche seien noch nicht fertig, erwiderte der makler, in einem halben jahr sollten wir wiederkommen, dann waeren die ersten musterwohnungen zu besichtigen. wir stellten uns vor, eine musterfamilie zu gruenden und musterhaft in einer musterwohnung zu wohnen, und nahmen den naechsten bus zurueck in die stadt.
also suchten wir eine wohnung. ich kaufte mir schuhe mit hohen absaetzen und in einem billigen schmuckladen ringe fuer uns beide, und dann setzten wir sonnenbrillen auf und zogen los in die vorortsiedlungen und die neuen apartmentblocks am stadtrand, in denen ich mich stets fuehlte wie in den kulissen einer fernseh-show, als waeren die haeuser alle nur aus papp-mache und ihre bewohner nur bezahlte statisten. wir suchten die verkaufsbueros der baugesellschaften auf und gaben uns fuer ein frisch verheiratetes ehepaar aus, das kurz vor der familiengruendung war und deshalb auf der suche nach einer neuen bleibe. meistens flogen wir sehr schnell auf, wahrscheinlich lag es an der sprache. manchmal gab man uns nur ein paar broschueren und werbemappen mit nach hause, der makler im buero drueckte sie regelmaessig dir in die hand. aber ein paar penthouses bekamen wir doch zu sehen und ein paar terrassen und terracotta-fussboeden, wir beaeugten kritisch badezimmer und kuechenzeilen, liebling, sagten wir und schauten uns an, liebling, wie schoen. irgendwie schafften wir es, in diesen momenten nicht zu lachen. mit blick auf die kirche, sagtest du, als wir wieder im wohnzimmer standen, das der makler salon genannt hatte. die kirche erwies sich als ein monstrum im rohbau aus grauem beton, das mehr an einen landeplatz für fliegende untertassen erinnerte als an ein gotteshaus. die bloecke mit blick auf die kirche seien noch nicht fertig, erwiderte der makler, in einem halben jahr sollten wir wiederkommen, dann waeren die ersten musterwohnungen zu besichtigen. wir stellten uns vor, eine musterfamilie zu gruenden und musterhaft in einer musterwohnung zu wohnen, und nahmen den naechsten bus zurueck in die stadt.
Subskrybuj:
Posty (Atom)