es gab schon lange keine kurgaeste mehr, in den frueheren kurhaeusern residierte die stadtverwaltung. das ehemalige casino, dessen weiss einem immer noch in den augen blendete, war nun eine schule, der ehemalige kurpark dahinter war immerhin so weitlaeufig, dass man gefahrlos auf der wiese liegen konnte, was in diesem land normalerweise verboten war.
wir lagen auf der wiese und schauten die wolken an. es war eines der langen wochenenden, an denen alle, die von hier waren und nicht von woanders wie wir, irgendwo hinfuhren, wahrscheinlich zu ihren familien. die stadt war leer, man konnte nicht einmal einen kaffee bekommen, aber quer ueber den zentralen platz im zentrum, auf dem wegweiser die entfernungen nach paris und wladiwostok, nicht aber nach moskau und berlin auswiesen, war ein grosses transparent gespannt, das fuer die laengst vergangenen maifeiertage warb. die obdachlosen, die mit kaum versteckten bierflaschen auf den baenken rund um den platz sassen, nahmen davon keine notiz.
ueberall an den haeusern in der stadt, an den strassenlaternen und bruecken hingen weiss-rote flaggen. auf dem rueckweg zum bahnhof fuhr ein mann auf dem fahrrad an uns vorbei, auch er mit einer flagge in der hand. er schaute uns an, als waere dies das selbstverstaendlichste auf der welt und als waere uns anzusehen, dass wir niemals eine flagge in die hand nehmen wuerden am hellichten tag in der oeffentlichkeit, und er grinste so unverschaemt, das gab mir den rest. es war das erste mal, dass ich auf offener strasse einem mann hinterher pfiff.
am bahnhof waren die touristeninformation, die toiletten und die bahnhofskneipe geschlossen, und so blieben uns jede art von alkohol und mitropa-sentimentalitaet verwehrt. wir standen etwas verloren vor dem fahrplan und stiegen zuerst in den falschen zug, ein unfreundlicher schaffner scheuchte uns wieder auf den bahnsteig. der bahnsteig war leer bis auf ein paar ausgebrannte grablichter, die am fusse eines strommastes standen. als wir losfuhren, wartete der andere zug immer noch am gleis. wir fielen erschoepft auf einen der roten plastiksitze und lehnten uns aneinander. vor dem fenster fuhr eine vorstadtlandschaft aus einfamilienhaeusern und baustofflaeden vorbei. die strecke verlief fast die ganze zeit bis zur stadtgrenze parallel zur strasse der patrioten. die strasse der patrioten war sehr sehr lang.
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