środa, 23 września 2009

marie antoinette oder was kostet das leben 3

wir waren dann spaeter tatsaechlich noch ans meer gefahren, in einem richtigen zug mit aufschlag und reservierungspflicht, nicht mit irgendeiner vorortbahn. an einem wochenende, versehen mit fahrscheinen und platzkarten in einem papierumschlag stiegen wir in einen endlos langen zug und suchten unsere sitze in einem achtplaetzeabteil, in dem die haelfte der gepaeckgitter fehlte. ich sass am fenster und hielt meine kamera auf den knien wie eine mutter ihr kind oder ein soldat sein gewehr, als koennte ich in diesem land meinen augen immer noch nicht glauben, was sie sahen, solange ich nicht das bild schwarz auf weiss oder bunt vor mir hatte, hochglanz, zehn mal fuenfzehn, alle abzuege doppelt. manchmal lachtest du ueber mich, jedenfalls so lange, bis ich dich selbst einmal mit deiner kamera in der stadt traf.
alle anderen fahrgaeste im abteil waren paare. am gang sass ein altes ehepaar, sie verstauten ihre taschen mit muehe auf dem gepaeckgitter, falteten ihre jacken ordentlich und sassen sehr aufrecht auf ihren plaetzen. der mann liess sich von seiner frau die hemdsaermel hochkrempeln und tabletten aus einer grossen packung geben. sie wirkten erschoepft, vielleicht lag es an der hitze. die anderen paare waren juenger, das maedchen neben mir bettete sich den kopf ihres freundes auf die schulter und legte ihre beine ueber seine knie, so schliefen sie fast waehrend der gesamten fahrt. das dritte paar erweckte den eindruck von geschaeftsreisenden, sie lasen unbeteiligt in ihren unterlagen und sprachen kein einziges wort, nur gelegentlich verrieten sie durch eine unbedachte beruehrung, dass sie nicht nur zufaellig nebeneinander sassen.
wir laechelten uns an und waren froh, dass wir kein paar waren. wir kannten uns, eines tages wuerden wir uns gekannt haben. wir teilten weder geld noch vertraulichkeiten - wir wuerden nicht miteinander alt werden muessen. wir stellten uns auf den gang ans offene fenster und liessen uns den fahrtwind durch die haare wehen. was kostet das leben, fragte ich dich. die jugend, die schoenheit, … sagtest du mit einem verlegenen laecheln, und dann draengten wir uns durch den ueberfuellten korridor an den anderen fahrgaesten vorbei, stiegen ueber reisetaschen und schlafende kinder und verbrachten den rest der fahrt im speisewagen.

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