die bruecke beginnt direkt vor meinem fenster, aber ich habe sie noch nie betreten, ausser um zur haltestelle zu gelangen, von der die expressbusse in richtung innenstadt abfahren. die innenstadt liegt in westlicher richtung, die bruecke aber fuehrt in oestlicher richtung ueber die weichsel. nachts sehe ich von meinem fenster aus das beleuchtete band der strassenlaternen einen filigranen bogen ueber den fluss ziehen. tagsueber sehe ich die autos auf den sechs spuren aufgereiht wie die perlen auf einer kette. manchmal, wenn an einem winternachmittag die sonne schon tief steht, werfen die haeuser auf dem gegenueberliegenden ufer die letzten strahlen des abendlichts zurueck an mein fenster.
die bruecke ist fuer die autos gebaut worden. sie ist kein meisterwerk der architektur oder ingenieurskunst. sie ist nicht schoen, aber zweckmaessig: sie erfuellt ihre aufgabe, den motorisierten verkehr vom einen flussufer auf das andere zu befoerdern. an die fussgaenger ist gedacht worden, aber eigentlich sind sie im weltbild der bruecke nicht vorgesehen. die fussgaengerwege winden sich am rande der fahrbahn zwischen den verschiedenen zu- und abfahrten hindurch, und kurz bevor die bruecke sich ueber das flussufer woelbt, fuehren filigrane wendeltreppen hinab ins nirgendwo. als ich meinen weg ueber die bruecke antrete, bin ich der einzige mensch auf der bruecke. so muss sich kolumbus gefuehlt haben, als er richtung amerika in see stach. unter meinen fuessen treiben die letzten eisschollen den fluss hinunter, hinter meinem ruecken braust der verkehr. der gehweg ist vor den fahrzeugen durch eine doppelte leitplanke geschuetzt, aber ich bezweifle, dass diese wirklich einen lastwagen oder einen autobus aufhalten wuerden. was aber, wenn ein autofahrer den blick nicht vom panorama der stadt wenden kann, die unter den schnell ziehenden wolken sehr verheissungsvoll im abendlicht am horizont steht, greifbar nah?
auf der anderen seite des flusses finde ich das gleiche wirrwarr vielfaeltig verknoteten zu- und abfahrten, unter- und ueberfuehrungen und treppen vor, die im nirgendwo enden. in der mitte dieses spinnennetzes steht ein denkmal, eine weisse figur, ein mann, stoisch zwischen all den rasenden fahrzeugen und all dem laerm.
auf dem rueckweg kommt mir auf der anderen seite der bruecke ein fussgaenger entgegen. am liebsten moechte ich ihm zuwinken, ihn gruessen, weil auch er es gewagt hat, die reise ueber die bruecke, die reise in dieses unwirtliche zwischenland, in dieses fremde universum anzutreten. so muss sich kolumbus gefuehlt haben, als er auf dem rueckweg von amerika das erste spanische segelschiff erblickte. vielleicht ist das denkmal auf der anderen seite des ufers ja kolumbus gewidmet.
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kolumbus nad wisłą: kolumbus an der weichsel.
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