wtorek, 24 listopada 2009
grecka tragedia albo słowo o podziemiu
natuerlich kannte ich fussgaengerunterfuehrungen. jedenfalls wenn sie zugleich ubahn-eingaenge waren. schliesslich hatte jeder einen ubahnhof vor der haustuer oder um die naechste ecke, und wie die meisten meiner freunde kannte ich die bahnhoefe entlang der strecke viel besser als die strassen und plaetze, nach denen sie benannt waren. aber davon abgesehen kannte ich das wort fussgaengerunterfuehrung nur vom hoerensagen oder aus der literatur, es verband sich damit die vorstellung von den unheimlich weit entfernten 70er jahren und einem gescheiterten entwicklungsoptimismus, von wolkenkratzern aus grauem beton und schnellstrassenkreuzungen, von denen man die ampeln und die zebrastreifen entfernt hatte, damit der verkehr ungehindert fliessen konnte, egal wohin. so fuhr ich in den osten. und hier traf ich auf fussgaengerunterfuehrungen, wie ich sie kannte und doch nicht kannte: sie waren ganz offentlich da, aber ich wusste nicht, wozu. hier fuhr keine ubahn, hier war nie eine gefahren und hier wuerde auch nie hinfuehren. die fussgaengerunterfuehrungen waren trotzdem da, sie standen, wie es schien, sinnlos in der landschaft herum, und hundert meter weiter war die naechste ampel. sie fuehrten nirgendwohin. es war, als haette man die alten griechen um die grundlage ihrer groessten tragoedien, dramen und liebesgeschichten gebracht: da war das tor zur unterwelt, sogar beleuchtet, ausgeschildert und videoueberwacht, aber der eingang war vermauert. ich war erstaunt, ich wusste damit nichts zu anzufangen, und so beschloss ich, das tageslicht allem anderen vorzuziehen, und mied die fussgaengerunterfuehrungen, wo ich konnte. doch als es winter wurde und kalt und die meiste zeit des tages dunkel, da betrat ich sie doch hin und wieder und verweilte gelegentlich sogar ein wenig laenger, als unbedingt noetig gewesen waere. und so lernte ich allmaehlich den verborgenen reiz dieser geheimnisvollen orte zu erkennen. unter der erde, mit flachen treppenstufen aus granit und plastikueberzogenen gelaendern in gruener farbe, lagen die parallel-, die unterwelten, ganz eigene universien, die seit langer zeit vertraeumt und unbeeindruckt nur um sich selber kreisten, wie in einer anderen zeit und einer anderen dimension, die mit der welt da draussen, in der die sonne auf- und unterging, die uhren nach sommer und winter umgestellt wurden und die busse nach fahrplaenen fuhren, im grunde nichts gemein hatten. hier herrschte eine ganz andere zeitrechnung, eine ganz andere geschichtsschreibung, hier wirkte alles, als ob es einer geheimnisvollen maerchenwelt entstammte, zu der man zutritt erhielt, wenn man nur lange genug die geduld aufbrachte, die es brauchte, um die raetsel zu durchschauen und die zauberworte zu verstehen. und manchmal, wenn ich dort unten stand, wo vom laerm der stadt draussen nur ein leises rauschen blieb, war ich vollkommen ueberzeugt, dass genau so die unterwelt aussehen wuerde, die auf uns alle nach unserem tod warten wuerde, ob wir es glaubten oder nicht, und alles, was wir zu tun haetten, waere eine treppe mit flachen stufen aus granit hinunterzugehen, an deren mit gruenen plastik ueberzogenem handlauf ein hund angebunden war, der ruhig da sass und geduldig wartete.
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grecka tragedia albo słowo o podziemiu: griechische tragoedie oder ein wort ueber die unterwelt.
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