mein besuch hatte mir nicht nur die freude bereitet, endlich auch einmal freudig aufgeregt zum bahnhof zu fahren und jemanden mit mit einer rose in der hand vom zug abzuholen. ich erhielt auch ein gastgeschenk: ein grablicht, das ich zu allerheiligen auf einen friedhof bringen und auf einem wuerdigen grab abstellen sollte.
schon seit dem sonnabend fuhren in der stadt viele neue buslinien, die ich nie zuvor gesehen hatte. was sie miteinander verband, war das c in der linienbezeichnung. was ich geahnt hatte, erwies sich als richtig: das c stand fuer linia cmentarna - eine art shuttlebusse für allerheiligen. es gab mindestens zehn davon, so viele fuhren jedenfalls in der naehe meiner wohnung vorbei. am sonntag nahm ich also das grablicht, zwei schon am vortag gekaufte und nun angesichts der kaelte ordentlich in zeitungspapier verpackte rosen und machte mich auf den weg zum friedhof. natuerlich gehoerte es sich an allerheiligen, keine anderen buslinien als die linia cmentarna zu benutzen. die stadt war leer. nur im umkreis der friedhoefe waren ganze strassenzuege abgesperrt, um parkplaetze zu schaffen. ich fuhr zum schoensten und bekanntesten und wahrscheinlich auch aeltestem warschauer friedhof, der sonst stets frieden und ruhe ausgestrahlt hatte mit seinen erhabenen graebern und hohen, alten baeumen. nun war ich geradezu erschrocken ueber die menschenmassen, die sich vor dem tor und zwischen den graebern draengten. es war fast kein durchkommen. mit muehe erreichte ich das grab, das ich gesucht hatte, um meine rosen niederzulegen und das geschenkte grablicht anzuzuenden. als ich aufblickte, kniete mir gegenueber eine junge frau und tat genau das gleiche wie ich. wir laechelten uns zu. dann machte ich mich auf den rueckweg zum tor und fuhr mit der naechstbesten friedhofslinie nach hause. und erfreute mich an dem gedanken, dass das, was in anderen staedten zur langen nacht der museen oder zu einer fussballweltmeisterschaft eingerichtet wurde, also fuer touristen aus aller welt oder ein zumeist nicht ganz unbeguetertes bildungsbuergertum, hier fuer die toten eingerichtet wurde. und zwar fuer alle gleichermassen. und jedes jahr wieder.
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linia cmentarna: friedhofslinie.
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