niedziela, 8 listopada 2009

mewy przed oknem

den ganzen sommer hatte ich keine einzige gesehen oder gehoert. doch als die ersten schon nicht mehr warmen regenfaelle kamen, als morgens nebelstreifen ueber der bruecke hingen, die die baumkronen und die koepfe der strassenlaternen verbargen, und als ueberhaupt das grau von himmel, nebel und wolken wieder die alles bestimmende farbe wurde, da tauchten sie ploetzlich auf. eines morgens waren sie da, ohne dass irgendjemand haette sagen koennen, woher sie gekommen waren. wenn ich auf den balkon trat und, die tuer hinter mir zuziehend, direkt vor der fensterscheibe stehenblieb, um so gut es ging vor regen und wind geschuetzt zu sein, fiel mein erster blick auf die moewen. sie erhoben sich in einer einzigen, fliessenden bewegung von den sternfoermigen strassenlaternen, auf denen sie gesessen hatten, und begannen vor meinen augen ihre weissen muster in den grauen himmel zu weben. sie schienen keinerlei angst zu fuehlen, oft flogen sie in nur zwei oder drei metern entfernung von der hauswand an mir vorueber, ihre scharf geschnittenen, sichelfoermigen fluegel maehten die letzten blaetter von den baeumen, die der wind forttrug. es lag eine ruhe in ihren bewegungen, die nur aus deren selbstverstaendlicher ziellosigkeit herruehren konnte. sie schienen so fraglos ueberzeugt, dass der wind ihnen zu diensten sein muesse, und der wind verneigte sich ehrerbietig vor den grazilen kurven ihrer schwingen und trug sie ein stockwerk hoeher. wer jemals eine moewe ueber dem herbst hat fliegen sehen, der wird niemals mehr eine taube oder eine elster anschauen, und auch die huschenden schwalben koennen ihm den sommer kaum versuessen. die alten griechen muessen den vogelflug aus dem schwerelosen gleiten der moewen gedeutet haben.

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