piątek, 8 stycznia 2010

mała ojczyzna oder was ist deutsch?

berlin, so heisst es, ist eine sehr internationale stadt. die unterschiede zu anderen staedten im ausland sind genauso gross wie die unterschiede zu anderen staedten im inland: strenggenommen macht es keinen unterschied, ob du von frankfurt oder warschau nach berlin faehrst, sagte ein bekannter. recht hatte er: alle grenzen sind fliessend, und auch "ausland" und "fremde" sind letztendlich nur eine frage der definition. meine freunde von ueberall und irgendwo traf ich regelmaessig in berlin.

wir kamen aus dem kino und beschlossen, noch etwas trinken zu gehen. der freund aus frankreich war begeistert: zehn tage deutschland, zehn tage zuhause, heimat, bekanntes. zehn tage nur deutsches essen, deutsche gewohnheiten, deutsche lebensweisen. was das sei? fragte ich irritiert. kein rotwein, schon gar nicht bereits zum mittagessen, dafuer bier. schwarzer filterkaffee, kein milchschaum, hoechstens kaffeesahne, am besten kaffeeweißer. keine croissants zum fruehstueck. vielleicht hoernchen? vielleicht. jedenfalls kein weissbrot, schon gar kein baguette, dafuer mischbrot graubrot vollkornbrot. und ueberhaupt ein kaltes abendessen. das war also deutsch.
und fuer mich? ueberlegte ich ein wenig beschaemt. was fehlte mir in meinem ausland? guter rotwein - spanischer, franzoesischer, italieniescher. die gelbe currypaste aus dem asia-laden. ein paar kosmetikprodukte, die die polnischen dependancen eines belgischen drogerie-konzerns noch nicht ins sortiment aufgenommen hatten. und tesa-posterstrips. war das deutsch? ich hielt es eher fuer eine frage des marktes. aber heimatgefuehle?
am abend fuhr ich mit der ubahn nach hause, immer noch in meine gedanken versunken und den grossen fragen nachhaengend, vor deren antworten ich regelmaessig verzweifelte. die antwort kam voellig unverhofft, auf der ubahnlinie 7 zwischen den stationen moeckernbruecke und mehringdamm, als sich der zug in die kurve legte und die raeder auf den schienen zu quietschen begannen. ploetzlich war ich wieder zehn jahre alt und morgens auf dem weg zur schule, einen zug zu spaet, so dass ich den lehrer traf, bei dem ich in der vierten stunde kunstunterricht haben wuerde. dieses geraeusch war so einzigartig altbekannt und vertraut, dass ich es noch am anderen ende der welt erkennen wuerde, wo es aber nicht zu hoeren waere. war das heimat? oder zuhause? wer weiss. aber vielleicht ging es in diese richtung.

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