środa, 7 kwietnia 2010
w drodze albo schizofrenia transitu
den ausdruck w drodze gibt es auch im polnischen, wie es ihn wohl ueberhaupt in allen lebenden und toten sprachen gibt, als bezeichnung fuer jenen eigenartigen zustand zwischen nicht mehr und noch nicht da. unterwegs ist man also am fruehen morgen um halb sechs an einem tag, der fast fruehlingshaft zu werden verspricht, wenn die baeume fast schon bluehen und die voegel singen wie verrueckt und man sich tatsaechlich die frage stellen muss, warum eine nachtigall mitten in der stadt ausgerechnet an der kreuzung gegenueber der tankstelle leben sollte. wo das leuchtende werbeschild mit der aufschrift "cosy-wasch" dem naivem fortschrittsglauben aus der mitte des letzten jahrhunderts ausdruck verleiht, die moderne koennte sich doch ein paar altmodische zuege bewahren und so etwas wie eine heimat sein. waehrend die s-bahn-zuege unauffaellig und leise schaukelnd ueber die gleise schleichen, um ihre schlafenden passagiere nicht zu wecken, denen nicht immer anzusehen ist, ob sie aufbrechen oder ankommen oder aber keines von beiden. das morgengrauen ist ueberhaupt eine eigenartige zeit, die nicht so recht angekommen scheint im hier und jetzt, die einen etwas unentschlossenen eindruck hinterlaesst, als wuesste sie nicht, was aus ihr werden sollte und als waere es ihr auch etwas egal. aber in der s-bahn kann man sich fahren lassen, unbeteiligt von derartigen fragen nach dem wie und warum und wohin, und noch den eigenen schlaftrunkenen gedanken nachhaengend. ein weiterer abschied ist schliesslich keine grosse sache, man hat es ja selbst so gewollt - nur auf den letzten treppenstufen an der friedrichstrasse versagen die beine ein wenig, gar nicht vor heimweh oder sentimentalitaet, nur aus muedigkeit und unter dem gewicht all der buecher, ohne die man in der fremde nicht ueberleben zu koennen vermeint. und man koennte sich fast einreden, man haette diese kleine reise nur unternommen, um zwischen all den zahllosen zwischengeschossen des berliner hauptbahnhofs einmal rolltreppe zu fahren, wie man es im ausland nie tut und verachtet: ohne zu laufen. um einen unverbesserlichen automatenkaffee zu trinken vor einem der namenlosen restaurants des hauptbahnhofs, der wie ein grosses graues ausgeweidetes tier am ufer der spree steht, verlassen und schweigsam und scheinbar zufrieden damit, keinen weiteren zweck zu erfuellen als eben diesen. und um der zufaelligen skulptur aus einweg-kaffeebechern auf den teakholztischen, wo eine freundliche seele sogar einen aschenbecher hinterlassen hat, einen weiteren hinzuzufuegen. aus dieser perspektive gleicht berlin einem verlassenen saurierpark, erhaben und geduldig stehen die skelette von kanzleramt und schweizer botschaft im fruehnebel, ueberragt vom eigenartigen rueckgrat des bundestages, das in seiner schemenhaften durchsichtigkeit nur um ein weniges heller leuchtet als die umgebung, die sich aus dem verhangenen dunst einer halb durchwachten nacht hebt. waehrend auf der anzeigetafel fuer busse und zuege die zahlen langsam nach oben wandern und doch immer dieselben bleiben, als wuerde, sobald der zug losgefahren ist, hinter einem die zeit stehenbleiben und sich bis zur wiederkehr nichts veraendern, als stuende die welt still wie in einem dornroeschenschlaf, laut und bewegungslos, und der fernsehturm bliebe im nebel verschwunden wie das maerchenschloss hinter der hundertjaehrigen hecke, versponnen wie das von jahrzehnten schmutzig-verdunkelte ziegelrot am ostkreuz, das so unveraenderlich veraltet erscheint, dass einem die erinnerung unbeirrbar laengst vergangene bilder anbietet, die gar nicht mehr der wirklichkeit entsprechen, worum man sich an einem morgen um diese zeit aber nicht weiter schert, wenn die gedanken zwischen polstersessel und faltvorhang langsam in jenen beruhigend weichgezeichneten halbschlaf gleiten, der von allen mehr oder weniger wachen bewusstseinszustaenden dem traum am naechsten kommt.
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w drodze albo schizofrenia transitu: unterwegs oder transit-schizophrenie.
OdpowiedzUsuńder dank fuer dieses wort gebuehrt der erfinderin.