czwartek, 31 grudnia 2009

kąpiel we krwi smoka albo sylwestr w metrze

was einmal die warschauer bruecke war, erinnerte nun an ein riesiges fluechtlingslager voller displaced persons. es herrschte ein unendliches fremdlaendisches stimmengewirr wie beim turmbau von babel, und es stroemten immer noch mehr menschen dazu, als waere dies die bruecke ins paradies, die einzige freilich, die einzige von all den bruecken der stadt.

die anzeige zugverspaetung hoerte gar nicht mehr auf zu blinken, aber die ubahnen fuhren. wer haette gedacht, dass in der silvesternacht tatsaechlich leere ubahnzuege zu finden waren. aber es gab sie, in einem zeitfenster von 23.50 uhr bis 00.10 uhr. waehrend das alte jahr ohrenbetaeubend zuende ging, fuhr die ubahn langsam und unauffaellig durch geisterhaft leere bahnhoefe. am kottbusser tor war schluss. das neue jahr begann mit dem klirren vom glas einer sektflasche, die auf einen ubahnzug geworfen wird. der erste mensch, der mir ein frohes neues jahr wuenschte, war ein bvg-fahrgast. er tat es noch beilaeufiger, als ich es ueberhaupt fuer moeglich gehalten haette, als wuerde es nun ja auch keinen unterschied mehr machen. irgendwann fuhr die ubahn doch wieder, die bahnhoefe waren immer noch gespenstisch leer. der zweite mensch, der mir ein frohes neues jahr wuenschte, war ein student in meinem alter am halleschen tor. wetten wir auf ein bier, wohin den pfandflaschensammler sein erster weg in diesem jahr fuehren wird, schlug er vor. zum naechsten papierklorb, sagte ich. zum naechsten discounter, sagte der student. wir trennten uns unentschieden. niemand wuenschte dem pfandflaschensammler ein frohes neues jahr. aber fuer diesen tag hatte er ausgesorgt. das neue jahr fing nicht sehr vielversprechend an, dachte ich, aber waren nicht aller guten dinge immer drei? also noch ein versuch. auf der verlassenen, verschneiten gruenanlage vor der amerika-gedenk-bibliothek sass ein mann alleine auf einer parkbank und schaute das feuerwerk auf der anderen seite der hochbahn an. er hob nur schweigend die hand, als ich vorbeiging. das war also der dritte mensch, der mir ein frohes neues jahr wuenschte. bist du der prinz? haette ich gerne gefragt. geschieht ein wunder, wenn ich dich kuesse? aber ich hob nur schweigend die hand und ging weiter.

in der zossener strasse an der ecke der friedhofsmauer begann dann das, was ich bisher nur von weitem oder hinter den schuetzenden scheiben der ubahn gesehen und gehoert hatte. die strassenschlachten, die buergerkriegsaehnlichen zustaende. ich sah im geiste schon die schlagzeilen mit drama, tragoedie und opferzahlen, dazu die bilder eines ausgebrannten bmw und die geborstenen, blutbeschmierten scheiben des piano-geschaefts. dann aber sagte ich mir, es sei alles nur sache der willenskraft und der ueberzeugung, und wenn mir auf den naechsten fuenfhundert metern nichts passierte, so bedeutete dies, dass mir auch das rechtliche jahr nichts passieren wuerde. einen fuss vor den anderen setzend stellte ich mich vor, dass die aura meiner gedanken sich wie ein kokon um mich legten, an dem feuerwerkskoerper, gasgeschosse und explodierende autos unterschiedslos abprallten. es gelang.

an der ecke zur bergmannstrasse brannte eine wohnung im vierten stock, ab und zu blieb jemand stehen vor dem haus und schaute hinauf. tischfeuerwerk, sagte einer der passanten. in der ferne war eine feuerwehrsirene zu hoeren, also hielt ich mich nicht weiter auf, sondern setzte meinen weg fort. und dann war ich endlich auf der party, es war laut, es war voll, man wuenschte mir ein frohes neues, drueckte mir ein glas sekt und ein paar luftschlangen in die hand, irgendjemand bot mir sogar einen stuhl an. ich ging nach hause, als der boden sich in eine klebrige seenlandschaft zu verwandeln begann und jemand den vogelspinnen pizza ins aquarium legte. es war wieder einmal ueberstanden, selbst die ubahnen fuhren schon wieder puenktlich. am naechsten morgen hoerte ich im radio, dass die silvesternacht diesmal aussergewoehnlich ruhig verlaufen sei.

drachenblutbad light.

środa, 30 grudnia 2009

podróż ku końcu roku

am fahrkartenschalter stand eine gruppe russen, die noch heute nach odessa wollten. was heisst hier so ungefaehr um halb acht? sechs uhr fuenfunddreissig faehrt der! blaffte die kassiererin hinter der scheibe, als ich an der reihe war. nach dem fahrplanwechsel ging der erste zug also eine stunde frueher. ich zuckte die schultern und bestellte trotzdem einen fensterplatz im abteil, da war nichts zu machen. der bus am naechsten morgen war puenktlich, ebenso die strassenbahn, es blieb zeit fuer einen kaffee. kleingeld! ich geb nicht raus! fuhr mich die bedienung an, als ich zwei zehnerscheine auf den tresen legte. auch da war nichts zu machen, ich hatte keine muenzen. aber nun war ich wach. der kaffee war viel zu heiss.
der mann, der mir gegenueber sass, musterte mich neugierig. ich packte den computer aus und fing an zu schreiben. ich solle eine groessere schrift verwenden, sagte der mann, ich wuerde mir die augen verderben. ich wies auf meine brille und erwiderte, sie seien schon verdorben. er begann sofort ein gespraech. ich antwortete etwas widerwillig, aber hoeflich. ein gewisser fremder akzent fiele ihm auf, sagte der mann. das koenne schon sein, antwortete ich, so etwas komme vor. ich lieh ihm meine zeitung, nach der er fragte, und war dankbar, als er das abteil in richtung speisewagen verliess.
der schaffner sprach bis poznań polnisch und deutsch, anschliessend nur noch polnisch. der deutsche schaffner dann ab frankfurt sprach nur noch deutsch, deutsch mit einem sehr starken einschlag, der freilich nicht auf einer regionalen herkunft, sondern aus sozialer praegung, milieu und vor allem sexueller orientierung beruhte. das fiel allen fahrgaesten auf, auch dem mann, der inzwischen aus dem speisewagen zurueckgekehrt war. warum spricht er so komisch? wandte der mann sich an mich. ich sah nicht ein, warum ich darueber besondere kenntnisse haben sollte. wo kommt er her? fragte der mann weiter. ich weiss es nicht, gab ich zur antwort. kommt er vielleicht aus sachsen? ueberlegte der mann. da fuehlte ich mich nun doch bemuessigt, zu antworten. nein, sagte ich, aus sachsen kommt er ganz sicher nicht.

wtorek, 29 grudnia 2009

kolumbus nad wisłą

die bruecke beginnt direkt vor meinem fenster, aber ich habe sie noch nie betreten, ausser um zur haltestelle zu gelangen, von der die expressbusse in richtung innenstadt abfahren. die innenstadt liegt in westlicher richtung, die bruecke aber fuehrt in oestlicher richtung ueber die weichsel. nachts sehe ich von meinem fenster aus das beleuchtete band der strassenlaternen einen filigranen bogen ueber den fluss ziehen. tagsueber sehe ich die autos auf den sechs spuren aufgereiht wie die perlen auf einer kette. manchmal, wenn an einem winternachmittag die sonne schon tief steht, werfen die haeuser auf dem gegenueberliegenden ufer die letzten strahlen des abendlichts zurueck an mein fenster.
die bruecke ist fuer die autos gebaut worden. sie ist kein meisterwerk der architektur oder ingenieurskunst. sie ist nicht schoen, aber zweckmaessig: sie erfuellt ihre aufgabe, den motorisierten verkehr vom einen flussufer auf das andere zu befoerdern. an die fussgaenger ist gedacht worden, aber eigentlich sind sie im weltbild der bruecke nicht vorgesehen. die fussgaengerwege winden sich am rande der fahrbahn zwischen den verschiedenen zu- und abfahrten hindurch, und kurz bevor die bruecke sich ueber das flussufer woelbt, fuehren filigrane wendeltreppen hinab ins nirgendwo. als ich meinen weg ueber die bruecke antrete, bin ich der einzige mensch auf der bruecke. so muss sich kolumbus gefuehlt haben, als er richtung amerika in see stach. unter meinen fuessen treiben die letzten eisschollen den fluss hinunter, hinter meinem ruecken braust der verkehr. der gehweg ist vor den fahrzeugen durch eine doppelte leitplanke geschuetzt, aber ich bezweifle, dass diese wirklich einen lastwagen oder einen autobus aufhalten wuerden. was aber, wenn ein autofahrer den blick nicht vom panorama der stadt wenden kann, die unter den schnell ziehenden wolken sehr verheissungsvoll im abendlicht am horizont steht, greifbar nah?
auf der anderen seite des flusses finde ich das gleiche wirrwarr vielfaeltig verknoteten zu- und abfahrten, unter- und ueberfuehrungen und treppen vor, die im nirgendwo enden. in der mitte dieses spinnennetzes steht ein denkmal, eine weisse figur, ein mann, stoisch zwischen all den rasenden fahrzeugen und all dem laerm.
auf dem rueckweg kommt mir auf der anderen seite der bruecke ein fussgaenger entgegen. am liebsten moechte ich ihm zuwinken, ihn gruessen, weil auch er es gewagt hat, die reise ueber die bruecke, die reise in dieses unwirtliche zwischenland, in dieses fremde universum anzutreten. so muss sich kolumbus gefuehlt haben, als er auf dem rueckweg von amerika das erste spanische segelschiff erblickte. vielleicht ist das denkmal auf der anderen seite des ufers ja kolumbus gewidmet.

sobota, 26 grudnia 2009

winda wigilijna II

vor dem fahrstuhl standen zwei aeltere herren, die mir beide die tuer aufhielten. ich drueckte auf die 4, die beiden herren auf die 12 und die 13.
- panowie tak wysoko mieszkają.
- no, zawsze tak jest: im starszej, tym wyższej się mieszka.
- tym bliżej nieba!
- no to świetne perspektywy! trzeba tylko wiedzieć, kiedy się przeprowadzić!

czwartek, 24 grudnia 2009

winda wigilijna I

der briefkasten war leer, aber der nachbar hielt mir die fahrstuhltuer auf. ich stelle meine tueten und taschen ab und drueckte auf die 4, er auf die 2. der fahrstuhl fuhr los. der nachbar wies auf meine einkaufstueten:
- co to jest? jakieś fajne ciasto?
- niestety nie, jeszcze nie.
- a więc co to jest?
- proszę pana, to papier toaletowy.
- no... a jakieś winko będzie?
- będzie.

środa, 23 grudnia 2009

karp polski

"makrelenfresser" schimpft owen meany im gleichnamigen roman von john irving auf die katholiken. obwohl den katholiken der verzicht auf fleisch zumindest zu bestimmten anlaessen nicht fremd sein sollte, reagieren sie im alltag doch eher befremdlich auf vegetarier. weihnachten aber oder jedenfalls heiligabend - wigilia - gibt es auf dem guten katholischen familientisch kein fleisch: pierogi ruskie zum beispiel heissen am 24. dezember pierogi wigilijne und sind grundsaetzlich vegetarisch. das sind sie sonst auch, das macht aber nichts. weil nach den regeln der katholischen theologie fisch aber kein fleisch ist, gibt es weihnachten natuerlich fisch, und das heisst karpfen. jedes weihnachten findet in polen ein grosses karpfensterben statt.
die zeitung hat in den wochen vor weihnachten mehrmals darueber berichtet, dass das polnische tierschutzgesetz jetzt auch für wirbeltiere im allgemeinen gilt. darunter fallen ausdruecklich fische, und demnach also auch karpfen. zwar muessen die sowieso an weihnachten sterben, aber nun ist es verboten, sie davor noch unnoetig leiden zu lassen. das bedeutet unter anderem ausreichend grosse schwimmbecken mit entsprechender frischwasserzufuhr fuer die karpfen im supermarkt sowie auf dem transport und fuer die aufbewahrung zuhause. es ist nun zum beispiel verboten, den frisch gekauften karpfen in der plastiktuete nach hause zu tragen. weil das die ganze angelegenheit von karpfenkauf und karpfenaufbewahrung natuerlich erheblich verkompliziert, wird nun aus moralisch-ethischen und tierschutzgruenden in vorweihnachtlichen plakatkampagnen und adentssonntaeglichen happenings der verzehr von tiefkuehlkarpfen propagiert. nachfragepolitik ist das stichwort: wenn kein frischer, lebender karpfen mehr nachgefragt wird, dann wird es in den geschaeften bald keinen mehr geben. dafuer werden saemtliche tiefkuehlkarpfen einen professionellen, schmerzarmen, angenehmen, industriellen tod sterben.
als ich am 23. dezember im supermarkt das vegetarische bio-bigos fuer das weihnachtsessen erwerbe, schwimmt ein sehr einsamer polnischer karpfen in einer plastikwanne herum. 12,50 złoty das kilo. es ist nicht ersichtlich, ob es sich um den einzigen angebotenen oder den einzigen uebriggebliebenen handelt.
in der aktuellen mediamarkt-werbung gibt ein karpfen seinen kopf fuer die preissenkung bei den flachbildschirmen.

poniedziałek, 21 grudnia 2009

przyjdź. kup. odbierź present. albo: komórka reloaded

mein leben waere aermer ohne handy.

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już jutro mecz polska-irlandia! w dniu meczy mms-y do orange wysylasz za darmo! podziel się piłkarskimi emocjami!
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numer xxx-xxx-xxx wygra szansę na zdobycie wielkiej gotówki. już teraz wyslij sprawdź na 7100. nie przegap takiej okazji!
akt własności bmw czeka. prosimy, wyślij "bmw" na 7400, a możliwe, że wpiszemy w nim twoje dane!

zusammenfassend macht das in vier monaten: zwei bmw's, ein audi, ein volvo und ein renault, ein neuer computer, ein fernseher und eine playstation, 640.000 zł mindestens plus ein bargeldbetrag in unbekannter groesse, einmal kino in 440 km entfernung (luftlinie), einmal fussball, ein geheimnisvolles telegramm, vampire, werwoelfe und die aufforderung, zur manikuere zu gehen. es scheint, als haette ich eine ganze menge verpasst.

sobota, 19 grudnia 2009

amerykanizm albo słowo o imperatywu

der winter war wieder da. es hatte geschneit, und das thermometer zeigte minus zwoelf grad, als ich morgens um neun am portier unseres hauses vorbeieilte. statt der gewohnten hoeflichen begruessung bekam ich nur befehlsartige einzelne worte zu hoeren: czapka! kaptur! zimno! wiatr!
ich blieb vor dem portierstresen stehen, setzte meine zwei oder drei kapuzen auf und salutierte pflichtschuldigst. to jakiś amerykański, no? fragte der portier. a dlaczego? fragte ich zurueck. bo w polsce nie salutuje się bez czapki. das war mir neu, aber ich wuerde es mir bestimmt merken.
am selben tag ging ich also nach der arbeit einkaufen und kaufte mir eine neue muetze. sogar mit schirm. aber als ich am abend nach hause kam, hatte ein anderer portier dienst, er sass ueber sein sudoku-heft gebeugt und nahm von mir und meiner muetze keine notiz.

piątek, 18 grudnia 2009

kobiety pod sejmem albo słowo o parytecie

ein paar tage spaeter war auf der strasse ploetzlich wieder trommeln zu hoeren. ich oeffnete das fenster und schaute hinaus. der verkehr rollte wie gewohnt, nirgendwo waren polizeiautos zu sehen. aber das trommeln war immer noch vernehmbar, und es wurde lauter. schliesslich sah ich sie: auf dem buergersteig zogen vielleicht zwanzig oder dreissig frauen und ein oder zwei maenner die strasse entlang, unter vielleicht zehn oder fuenfzehn weissen und orangen regenschirmen. auch sie zogen hinunter in richtung sejm. eine der frauen trug ein transparent: polska dla kobiet, kobiety dla polski, stand darauf, und: polska jest kobietą. zwei drei andere trugen orange kisten. vorneweg liefen zwei trommlerinnen in weissen overalls, sie tanzten fast ein wenig, was der manifestation etwas vom zug des rattenfaengers gab. niemand, so schien es, nahm von ihnen notiz.
die zeitung schrieb am naechsten tag, die frauen haetten 70.000 von 120.000 unterschriften fuer die einfuehrung der paritaet auf den wahllisten an den vorsitzenden des sejms uebergeben. die unterschriften freilich waren keinesfalls paritaetisch: drei viertel von ihnen waren unterschriften von frauen.

czwartek, 17 grudnia 2009

proletariuszy wszystkich krajów

rewolucja, rewolucja! rief der mann an der ampel,an der ich auf dem weg zur bibliothek auf gruen wartete. am anfang waren sie nur zu hoeren. es knallte und trommelte, sirenen heulten, pfeifen traellerten. dann sperrten polizeiautos die strasse ab, und dann konnten wir sie endlich auch sehen. die demonstranten zogen unter den rot-weissen transparenten der gewerkschaft solidarność, im geheul der sirenen und dem knallen der feuerwerkskoerper mitten auf der strasse laermend und fahnenschwenkend zum sejm hinunter. rechts und links davon rannten reporter und kamerateams die strasse hinauf und hinunter, sie hielten mikrofone in die luft und schossen fotos. hier kamen die arbeiter und forderten, was ihnen zustand, arbeit und brot und eine rentenversicherung. revolution lag in der luft. wir standen im geoeffneten fenster des instituts, ich winkte den demonstranten zu, ein paar von ihnen winkten zurueck, kein fotoreporter machte ein bild davon. meine gedanken kreisten um das buendnis von arbeiterschaft und intelligenz, an dem so viele revolutionen und aufstaende gescheitert waren. wir haetten auf die strasse eilen und molotow-cocktails in die geoeffneten fenster des instituts werfen muessen, um arm in arm mit den arbeitern vor das parlament zu ziehen und endlich endlich gerechtigkeit auf erden zu erkaempfen .... ich seufzte, und du lachtest mich aus.
hinter den letzten demonstranten raeumten ordnungshueter die strasse auf. wo war die muellabfuhr gewesen in russland 1905 und 1917, beim sturm auf das winterpalais und an bord der aurora? fragte ich mich. die ordnungshueter sammelten taschentuecher, schokoladenpapier, abgebrannte feuerwerkskoerper und weggeworfene pamphlete. so sah die macht nicht aus, die auf der strasse lag. ich machte das fenster zu und dann noch einen kaffee. es wurde wieder ruhig. eine stunde spaeter zogen dieselben demonstranten leise und unauffaellig auf dem buergersteig die strasse wieder hinauf, mit abgeschalteten megaphonen und zusammengerollten fahnen. sie hatten nichts zu verlieren, ausser ihre ketten, aber marx war schon lange, lange tot.

poniedziałek, 14 grudnia 2009

cywilizacja oświetlona albo słowo o śląsku

... wir haben im fernsehen gesehen, dass warschau ganz wunderbar beleuchtet ist - es muss sooooo schoen sein. aber wir hier in unserem vom kohlestaub umhuellten alltag, koennen uns solch schoene dinge nur im fernsehen anschauen. aber wenigstens koennen wir traeumen von reisen nach warschau oder vielleicht sogar in den westen, wenn wir weihnachten unsere verwandten besuchen...

(brief einer freundin aus schlesien)

piątek, 11 grudnia 2009

słowo o klimacie

die weihnachtsbeleuchtung war feierlich eingeschaltet worden mit einer ganz besonderen veranstaltung, nun leuchtete und strahlte die ganze innenstadt in gelb und rot, lichter hingen in den baeumen, an den haeusern und laternen, so dass einem ganz warm ums herz wurde. nur beim gedanken an die klimaerwaermung wurde einem gleich wieder ganz kalt.
ocieplenia klimatu między ludźmi wuenschte die gazeta wyborcza zum advent. das zweigradziel zu erreichen, es wuerde in beiden faellen an ein wunder reichen.

środa, 9 grudnia 2009

jarmark bożenarodzeniowy

dass weihnachtsmaerkte inzwischen eine gesamteuropaeische erscheinung sind, verwundert wohl niemanden mehr. man koennte sie fuer ein sehr intelligent gestaltetes instrument zur staerkung einer gesamteuropaeischen identitaet und gemeinschaftsgefuehl halten, dass vor allem darauf beruht, dass weihnachtsmarktbesucher ueberall im europaeischen ausland, egal woher sie kommen, sich sofort heimisch fuehlen, weil alles genauso ist, wie sie es von zuhause kennen. sicherlich gibt es eine eigens zu diesem zweck geschaffene und hochkaraetig besetzte kommission der europaeischen union, die, mit eigenen haushaltsmitteln versehen und von saemtlichen mitgliedsstaaten dotiert, ausschliesslich damit beschaeftigt ist, die weihnachtsmaerkte in deutschland und frankreich, polen und spanien, schweden und italien so aehnlich und wiedererkennbar wie nur moeglich zu gestalten. dadurch gelangen die einheimischen wie die auslaendischen besucher der weihnachtsmaerkte in der gesamten europaeischen union unausweislich zu der ueberzeugung, dass die kulturellen unterschiede so erschreckend gross nicht sein koennen und dass angesichts dieses gemeinsamen kulturellen erbes ein uebersteigerter nationalismus voellig unangemessen ist. so entsteht: eine europaeische buergergesellschaft aus dem geiste des weihnachtsmarktes.

poniedziałek, 7 grudnia 2009

migawka roku albo mikołaje we wszystkich kolorach

ich hatte gar nicht daran gedacht, dass nikolaus war. aber es war sonntag, zweiter advent und sechster dezember. dem rynek von wrocław war das zunaechst nicht anzumerken, weihnachtsmann und nikolaus standen hier eintraechtig nebeneinander von ende november bis anfang januar. das war nich weiter der rede wert. erst als wir den marktplatz hinter uns liessen und um die ecke einer kirche bogen, kamen uns zweifel an dieser feststellung. hinter der kirche standen um die zwanzig mikołaje und mikołajki in rot und rosa. pinke nikolaeuse - darunter weibliche - waren in polen tatsaechlich nicht zu erwarten gewesen. sie laechelten uns freundlich zu, waehrend sie die stiefel schnuerten und die muetzen richteten. dann nahmen sie am strassenrand stehende schilder und formatierten sich zu einer art manifestation. auf den schildern stand in pinker farbe "centrum handlowe magnolia". ein wenig enttaeuscht gingen wir weiter. vor der naechsten kirche standen um die fuenfzig bis hundert mikołaje, diesmal ausschliesslich in rot und saemtlich motorisiert. das heulen der motorraeder uebertoente fast die kirchenglocken - offenbar hatten die nikolaeuse eine spezielle messe abgehalten, bevor sie in alle richtungen und auf der route 66 davonfuhren, um den kindern im ganzen land die stiefel mit schokolade zu fuellen. aus motorradhelmen wurden uns bonbons und toffis angeboten. wir dankten artig. ich hatte die kamera in der hand, als ein nikolaus in voller montur, mit weiss-roter muetze und schwarzer sonnenbrille, an uns vorbeifuhr. es wurde der schnappschuss des jahres.

środa, 2 grudnia 2009

jeszcze dalej niż wschód

nach einer osteuropaeischen hauptstadt kann die ostdeutsche provinz einen kulturschock bedeuten. der zug war voellig ueberfuellt, die menschen im abteil lasen schwedische krimis, die sich millionenfach verkauft hatten, oder hoerten, unter ihren kopfhoerern gluecklich grinsend, zu laute und zu unmelodische musik. ihre weichen stimmen mit dem ganz eigenen, lange vergessenen zungenschlag sangen, klingelten und hallten einem in den ohren. das weltbewegendste ereignis war der weihnachtsmarkt.
am hauptbahnhof der oertlichen hauptstadt war ein einziger geldautomat verfuegbar. er versteckte sich in einer ecke des zugangs zur tiefgarage, der ein wenig lieblos zur einkaufspassage ausgebaut war. die ortsansaessige bevoelkerung schien ihn aber zu kennen, denn soviel laufkundschaft gaben parkhaus und einkaufspassage mit blumenladen, imbiss und asia-markt auch am freitagabend nicht her. an der schlange kam eine grossmutter vorbei, das enkelkind an der hand: schau mal, und hier stehen die leute nach geld an. genau so wie frueher im osten, haette ich am liebsten erwidert, da haben die leute auch immer nach irgendwas angestanden.

wtorek, 1 grudnia 2009

odchodzi rok, przychodzi ksiądz

sms von der mitbewohnerin: ksiądz po kolędzie mnie zaskoczył...!
das innere woerterbuch hat keine uebersetzung fuer kołęda anzubieten - es findet sich nur kolacja, kolega, kolejka. das passt alles auch in deklinierter form nicht wirklich.
sms an die mitbewohnerin: nie mam pojęcia o co chodzi ale mam nadzieję że to nie karaluch...!
das zumindest war nicht der fall. aber die aushaenge waren der schluessel zur loesung des raetsels.
sms von der mitbewohnerin: nie to ksiądz taki z kościoła katolickiego, odwiedza co roku swoich wiernych. przeczytaj kartkę na drwziach windy!

normalerweise blieb keiner der aushaenge an den fahrstuhltueren unbemerkt. auch wenn anmeldungen fuer nummerierte parkplaetze hinter dem haus oder die abzaehlung der gaszaehler ausschliesslich andere betrafen, gelesen wurden sie alle. diese eine war aber uebersehen worden. das kleine blatt papier an der fahrstuhltuer kuendigte fuer 16.00 uhr die kolęda des priesters fuer die stockwerke I-VIII an. das woerterbuch zuhause bot fuer kolęda an: weihnachtslied, sternsingen, sowie seelsorgerischer hausbesuch des priesters in der weihnachtszeit. dieser bestand aus segnung der wohnung oder des hauses, gemeinsamem gebet der familie mit dem priester und einer spende fuer die kirche. notwendig waren dazu vorbereitungen: ein tisch mit weisser tischdecke, weihwasser zur segnung, und geld im haus. przynajmniej 100 złotych, bo wstyd dać mniej.

bericht der mitbewohnerin ueber den besuch des oertlichen priesters:
- przymuje pani księdza?
- ale nie jestem przygotowana.
- to może póżniej?
- proszę księdza, ja wychodzę akurat na angielski, a moja wspóllokatorka jest niewierżąca!

am naechsten tag kuendigte ein neuer aushang an der fahrstuhltuer die kołeda des priesters fuer die stockwerke VIII-do końca an. bis zum bitteren ende, ging es mir durch den kopf beim gedanken an die bewohner der oberen etagen. ob es angemessen war, zu sagen: gott stehe ihnen bei?

merke: polen ist ein katholisches land. einmal im jahr kommt der priester ins haus, und die schamgrenze liegt bei 100 złoty.

poniedziałek, 30 listopada 2009

philippe entremont dirigiert beethoven vom flügel aus

kein politiker könnte beredter
mit den händen sprechen
kein papst könnte häufiger
das kreuz schlagen
kein priester könnte
soviel segen spenden

warum gott den menschen mit zwei händen geschaffen hat?
für das klavier natürlich
für das klavier

niedziela, 29 listopada 2009

oskary osobiste

die preisverleihungen fallen immer auf das jahresende.

ausgezeichnet werden:
kategoria najlepsza książka: "dziennik 1954" von leopold tyrmand.
kategoria najlepsza opera: "borys godunow" von modest mussorgski.
kategoria najlepszy balet: "tristan" von richard wagner.
kategoria najlepszy koncert: "requiem" op. 89 von antonín dvořák.
kategoria najlepszy teatr: "między nami dobrze jest" von dorota masłowska.
kategoria najlepszy musical: "to idzie młodość" von krzysztof zaleski.
kategoria najlepszy film zagraniczny: "podróż ze zwierzętami domowymi" von wiera storożewa.
kategoria najlepszy film polski: "rewers" von borys lankosz.
kategoria najlepszy tytuł: "świat jest wielk, a zbawienie czai się za rogiem" von stefan komandarev.

ein sonderpreis fuer die polnische aura geht an den deutschen film "mitte ende august" von sebastian schipper und an johann wolfgang von goethe fuer die literarische vorlage.

sobota, 28 listopada 2009

słowo roku

am anfang war das wort.
am ende das unwort.
beides wird von einer expertenkommission bestimmt.
und ein jahr spaeter kann sich niemand mehr daran erinnern.

vielleicht ist es etwas sehr deutsches, immerzu woerter und unwoerter des jahres zu bestimmen. oder es ist ein trend. dann gibt es nur eine devise - mitmachen.

im folgenden also die vorschlaege der expertenkommission:

polak światowego formatu (pole von weltformat): ueber die grenzen polens hinaus bekannter pole.
tekst-tetris (text-tetris): jonglieren mit hochtrabenden phrasen in word-dokumenten, besonders zur erstellung von offiziellen schreiben.
połbohater (halbheld): noch nicht voll anerkannte akademische groesse.
zygmuntówka (sigmuntinchen): elegantes warschauer gebaeckteilchen mit segen der stadtverwaltung, das sich in keiner art und weise elegant essen laesst.
bardotka (stuetz-bh): kleidungsstueck, das jeder frau ein dekollete wie brigitte bardot verleiht.
zielononóżki (gruenbeinchen): huehner in freilandhaltung.


a teraz, szanowni panstwo: proszę glosować!!!

piątek, 27 listopada 2009

magiczna liczba II

zwei flaschen bier und ein paeckchen zigaretten lagen neben der kasse, und die frau vor mir in der schlange zog einen etwas zerknitterten zwanziger aus der tasche, dem portemonnaie oder aus dem handschuh. die verkaeuferin legte die stirn in falten. der schein war zu zerknittert, zu duenn, zu weich, den wuerde keine bank entgegennehmen. die kundin erregte sich zunaechst nur ein wenig, sie haette ihn eben etwas unpfleglich behandelt, aber geld sei schliesslich geld. die verkaeuferin holte ein ansichtsexemplar aus der kasse und zeigte es vor, so muesse sich ein zwanziger anfuehlen. die kundin erregte sich etwas mehr, das ansichtsexemplar sei neu, alte geldscheine wuerden sich nicht nicht mehr so fest und knisternd anfuehlen, das sei normal. eine zweite verkaeuferin kam dazu, stellte das fehlen von praegung und silberstreifen fest und fuehrte die kundin zur anderen kasse. das pruefgeraet zeigte artig den vorfuehreffekt. die kundin verliess still und unauffaellig den laden. bier und zigaretten blieben an der kasse zurueck. ich bezahlte mit einem fuenfziger. niech pani sprawdzi, sagte ich mit blick das immer noch angeschaltete pruefgeraet, aber die verkaeuferin schuettelte nur laechelnd den kopf. nie trzeba. to było tak widocznie sfalszowane, po prostu niemożliwe tego nie zauważyć. mein fuenfziger umging die pruefung, die er vermutlich sowieso bestanden haette. aber wer, fragte ich mich auf dem nachhauseweg, wuerde sich die muehe machen, einen fuenf-euro-schein zu faelschen?

czwartek, 26 listopada 2009

magiczna liczba I

der bankomat der bank zachodni war ungewoehnlich entgegenkommend. er fragte nicht nur nach der sprache, sondern gab auch den aktuellen wechselkurs an und fragte, ob die transaktion auch unter angesichte der herrschenden umstaenden auf den finanzmaerkten der grossen weiten welt fortgefuehrt werden sollte. nun freilich, die wechselkurse sind wechselhaft, geld aber wird immer benoetigt. der bankomat tat, wie ihm geheissen, kurz darauf hielt ich zum ersten mal in meinem leben einen zweihundert-złoty-schein in der hand. unglaeubig strichen meine finger ueber praegedrucke und wasserzeichen - ich witterte vor lauter ueberraschung falschgeld. vermutlich sprang irgendwo in meinem unterbewusstsein eine alarmanlage an, die mir mitteilte, dass die zweihundert eine verdaechtige zahl ist. es gibt keine zweihundert-euro-scheine. etwas ratlos stand ich vor der bank zachodni, blickte zweifelnd in mein an sich gut gefuelltes portemonnaie und beschloss, den anruechigen geldschein so schnell wie moeglich auf den kopf zu hauen. ich wurde ihn kurz darauf in einem cafe fuer zwei heisse schokoladen mit sahne los. die bedienung nahm ihn ohne zu zoegern entgegen und legte ihn in die kasse. das pruefgeraet schaltete sie nicht einmal ein.

środa, 25 listopada 2009

wieczór w filharmonii

sich die seele streicheln lassen.
mit pauken und trompeten.

wtorek, 24 listopada 2009

grecka tragedia albo słowo o podziemiu

natuerlich kannte ich fussgaengerunterfuehrungen. jedenfalls wenn sie zugleich ubahn-eingaenge waren. schliesslich hatte jeder einen ubahnhof vor der haustuer oder um die naechste ecke, und wie die meisten meiner freunde kannte ich die bahnhoefe entlang der strecke viel besser als die strassen und plaetze, nach denen sie benannt waren. aber davon abgesehen kannte ich das wort fussgaengerunterfuehrung nur vom hoerensagen oder aus der literatur, es verband sich damit die vorstellung von den unheimlich weit entfernten 70er jahren und einem gescheiterten entwicklungsoptimismus, von wolkenkratzern aus grauem beton und schnellstrassenkreuzungen, von denen man die ampeln und die zebrastreifen entfernt hatte, damit der verkehr ungehindert fliessen konnte, egal wohin. so fuhr ich in den osten. und hier traf ich auf fussgaengerunterfuehrungen, wie ich sie kannte und doch nicht kannte: sie waren ganz offentlich da, aber ich wusste nicht, wozu. hier fuhr keine ubahn, hier war nie eine gefahren und hier wuerde auch nie hinfuehren. die fussgaengerunterfuehrungen waren trotzdem da, sie standen, wie es schien, sinnlos in der landschaft herum, und hundert meter weiter war die naechste ampel. sie fuehrten nirgendwohin. es war, als haette man die alten griechen um die grundlage ihrer groessten tragoedien, dramen und liebesgeschichten gebracht: da war das tor zur unterwelt, sogar beleuchtet, ausgeschildert und videoueberwacht, aber der eingang war vermauert. ich war erstaunt, ich wusste damit nichts zu anzufangen, und so beschloss ich, das tageslicht allem anderen vorzuziehen, und mied die fussgaengerunterfuehrungen, wo ich konnte. doch als es winter wurde und kalt und die meiste zeit des tages dunkel, da betrat ich sie doch hin und wieder und verweilte gelegentlich sogar ein wenig laenger, als unbedingt noetig gewesen waere. und so lernte ich allmaehlich den verborgenen reiz dieser geheimnisvollen orte zu erkennen. unter der erde, mit flachen treppenstufen aus granit und plastikueberzogenen gelaendern in gruener farbe, lagen die parallel-, die unterwelten, ganz eigene universien, die seit langer zeit vertraeumt und unbeeindruckt nur um sich selber kreisten, wie in einer anderen zeit und einer anderen dimension, die mit der welt da draussen, in der die sonne auf- und unterging, die uhren nach sommer und winter umgestellt wurden und die busse nach fahrplaenen fuhren, im grunde nichts gemein hatten. hier herrschte eine ganz andere zeitrechnung, eine ganz andere geschichtsschreibung, hier wirkte alles, als ob es einer geheimnisvollen maerchenwelt entstammte, zu der man zutritt erhielt, wenn man nur lange genug die geduld aufbrachte, die es brauchte, um die raetsel zu durchschauen und die zauberworte zu verstehen. und manchmal, wenn ich dort unten stand, wo vom laerm der stadt draussen nur ein leises rauschen blieb, war ich vollkommen ueberzeugt, dass genau so die unterwelt aussehen wuerde, die auf uns alle nach unserem tod warten wuerde, ob wir es glaubten oder nicht, und alles, was wir zu tun haetten, waere eine treppe mit flachen stufen aus granit hinunterzugehen, an deren mit gruenen plastik ueberzogenem handlauf ein hund angebunden war, der ruhig da sass und geduldig wartete.

poniedziałek, 23 listopada 2009

ostatnie dni młodośći albo zimą nad wisłą

jungen mit weissen schirmmuetzen, bomberjacken, rucksaecken, die grossspurig vor die fuesse spucken, vor die nike-turnschuhe, kein blick fuer die voruebergehenden, und wenn sie gingen, wuerden auf der bank die bierdosen liegenbleiben. vier maedchen, die auf den treppenstufen sitzend eine flasche sekt kreisen liessen, der suesse geruch von parfuermierten zigaretten, wie man sie mit siebzehn raucht, stieg ueber ihnen auf zusammen mit ihrem gelaechter. ein paerchen, beide ganz in schwarz, am arm des maedchens schaukelte ein tragetasche, auch sie schwarz, bedruckt mit einem zebra. an der anlegestelle der lastkaehne die angler, jeder die augen auf die eigene rute, den eigenen eimer gerichtet, eine schweigende versammlung, und nichts verriet, wie lange schon sie hierher kommen mochten, abend fuer abend und morgen fuer morgen. sie drehten der stadt den ruecken zu und sahen doch den fluss nicht. in die jahre gekommener beton unter den fuessen, und das wasser so grau wie der himmel. eine weisse plastiktuete in einer pfuetze, noch eine und noch eine - no american beauty... als es dunkel wurde, kreiste ein kraehenschwarm ueber den baukraenen am ufer. zakochaj się! stand in roten buchstaben auf dem pfeiler der eisenbahnbruecke, aber wo und in wen, die antwort blieb das graffiti schuldig. die zuege nach osten waren schon abgefahren, und die nach westen wuerden bald folgen. es blieb nichts anderes uebrig, als weiterzugehen, was waere auch zu wuenschen gewesen. in der hand die kamera, ein weiterer film belichtet und aufgespult, nicht der erste und noch lange nicht der letzte, aber wieviele bilder es auch waren, auf keinem davon war die zeit zu sehen. die wuensche blieben offen. nur der fluss lag mir zu fuessen, unbeteiligt fing er die lichter der stadt auf, warf sie zurueck und trug sie fort.

niedziela, 22 listopada 2009

żarówki u beaty uhse

es war schon fast sieben, als mir ploetzlich die gluehbirne einfiel. die gluehbirne der leselampe, die am abend zuvor heruntergefallen war und die ich deshalb am morgen schicksalsergeben in den muell geworfen hatte. ein abend, mehr noch eine nacht ohne leselampe war aber unvorstellbar, also mussten gluehbirnen gekauft werden. der rund um die uhr geoeffnete supermarkt direkt an der kreuzung, wo sich die wichtigsten strassenbahnlinien trafen, hatte keine. der drogerie- und haushaltsladen nebenan fuehrte lediglich die mit grossen fassungen, wenn auch nur zu 25 watt. ich trat wieder auf die strasse. seitdem die ladenpassagen renoviert und rundum verglast worden waren, sahen sie sehr einladend aus, standen aber leer. nur auf dem letzten stueck, dass die modernisierung noch vor sich hatte, waren alle ladengeschaefte belegt. dort, erinnerte ich mich, war einer dieser wunderbaren, vor allem nachts geoeffneten laeden, in denen man all die lebensnotwendigen dinge erstehen konnte, deren fehlen man meist erst zu nachtschlafener stunde bemerkte: alkohol, zigaretten, schokolade, paracetamol und kondome - dort musste es gluehbirnen geben, beschloss ich und ueberquerte die strasse. auf der anderen strassenseite war mein retter aus widrigen lebensumstaenden geschlossen. stattdessen stand ich vor den schaufenstern von reisebueros, computerlaeden, vor allem aber von einer unzahl von sex-shops. sie boten accessoires und aphrodisiaka an, dvd's und professionelle videokabinen, natuerlich alles nur fuer erwachsene. rotlicht, rotlicht, dieses wort kreiste in meinem kopf. ausgerecht an der aleja jana pawła II war der innenstaedtische rotlichtbezirk, in dem die haelfte aller warschauer sex-shops versammelt war. jede menge rotlicht, aber mit sicherheit keine einzige gluehbirne. selten hatte ich mich so fehl am platz gefuehlt wie in diesem moment.

sobota, 21 listopada 2009

podróż po europie II

der zug hielt, wir waren nun eindeutig in tschechien. eine unverstaendliche stimme sprach endlose ansagen durch die lautsprecher. die beiden frauen fuehrten ihr gespraech fort. ich setzte die kopfhoerer wieder auf. im ausland hilft ein pole dem anderen nicht. weil er ihm den erfolg nicht goennt, sagte die eine. die andere nickte. aber die oesterreicher sind auch nicht besser, meinte sie dann. und dabei ist das doch auch ein christliches volk, katholisch noch dazu. und immerhin hat unser papst gesagt, zuerst muss man sein, und dann kann man besitzen! ereiferte sich die am gang. aber wenn eine polin in oesterreich lebt, dann denken die oesterreicher sofort, sie muesste eine putzfrau sein, sagte nun die frau am fenster, und wenn sie dann sehen, dass es auch gut ausgebildete polinnen gibt, die einen hohen posten haben, dann sind sie wie vor den kopf gestossen. dann verstehen sie die welt nicht mehr! sie schaute auf einmal mich an, und ich sagte nichts – bei diesem thema machte es keinen unterschied, ob ich deutsche oder oesterreicherin war. trotzdem, mir gefaellt dieses land – das wasser schmeckt mir, die luft entspricht mir, sagte die frau am fenster. und auch die menschen sind im grunde sehr nett. ich wuerde ja bleiben, aber die familie fehlt mir. die frau am fenster schuettelte den kopf: sie hatte zwar die familie in wien, die tochter, die es schliesslich doch geschafft hatte, für mehr als eine putzfrau gehalten zu werden, die fuenf oder sechs sprachen sprach und einen verantwortungsvollen posten hatte und ein kind und einen deutschen ehemann - aber bleiben wollte sie trotzdem nicht. die andere blieb dabei, das land waere es wert, darin zu leben, und die menschen letztendlich auch: so ein echter, gebuertiger oesterreicher, der hat charakter – der hat kultur!

piątek, 20 listopada 2009

podróż po europie I

als ich das abteil betrat, nahm keine der beiden frauen von mir notiz. bestimmt hatten sie schon am gleis gewartet, noch bevor der zug eingestellt wurde. nun sassen sie so aufrecht auf ihren plaetzen, als wuerde der zug jeden moment losfahren, dabei waren noch mehr als zehn minuten zeit. ich nahm meinen fensterplatz ein, verteilte zeitung, buecher, wasserflasche und andere unentbehrliche dinge in strategischer entfernung, setzte kopfhoerer auf und beobachtete unauffaellig meine mitreisenden. die eine schaute gedankenverloren auf den boden, die andere blaetterte unaufmerksam in einer zeitschrift. ich griff nach der zeitung und schaltete die musik an. auf der bahnhofsuhr sprang der zeiger vor, die tueren schlossen sich, der zug fuhr an. es schien eine ruhige fahrt zu werden.
im selben moment klingelte ein telefon. die frau mir gegenueber suchte hektisch in ihrer tasche. ja, der zug sei losgefahren. nein, er wuerde bestimmt verspaetung haben. nein, in ordnung, sie waeren drei personen im abteil. aber die strecke durch tschechien sei immer die schlimmste. ja, sie wuerde anrufen, sobald sie angekommen sei.
der schaffner kam und kontrollierte die fahrscheine, danach kam der mann mit dem teewagen. die frauen packten nacheinander belegte brote aus. ob wir wohl schon in tschechien seien, fragte die eine frau ploetzlich. ich nahm die kopfhoerer ab und warf einen blick aus dem fenster. draussen war es dunkel geworden. wir sollten nach den autokennzeichen ausschau halten, sagte die frau, die am gang sass. wenn die gelb und schwarz waeren, dann waeren wir in tschechien. es war kein auto zu sehen.
fahren sie auch nach warschau?, fragte mich die frau, die am gang sass. ich nickte. und sind sie oesterreicherin?, fragte sie weiter. ich schuettelte den kopf: deutsche. aber sie fahren doch aus wien, da muessen sie oesterreicherin sein!, fuhr sie fort. ich schuettelte noch einmal den kopf. aber sie haben einen polen in der familie?, fragte nun die andere. keinen einzigen, sagte ich bedauernd, keinerlei polnische wurzeln. die frau schaute mich fragend an: also haben sie ganz allein polnisch gelernt? ich nickte. moeglich, war die antwort, alles ist moeglich. ich beschloss, diese antwort als kompliment zu verstehen, und laechelte freundlich. aber sie hat auch so einen weichen, slawischen akzent, nicht diesen harten, den die deutschen sonst haben, sagte nun die dame am gang zur dame am fenster. sie sieht auch nicht wie eine deutsche aus, fuegte die hinzu und wandte sich nun wieder an mich: sie haben so etwas slawisches an sich. ich haette gerne gefragt, was das war, immerhin war mir bekannt, dass ich blonde haare noch blaue augen mein eigen nennen konnte. ich bekam keine erklaerung, nur die bestaetigung, mir waere zwar anzusehen, dass ich studentin war, dass ich deutsche war, hingegen nicht. die damen laechelten freundlich. ich beschloss, auch diese aussage als kompliment zu verstehen.

czwartek, 19 listopada 2009

kłopoty po drobnemu

sie passten nicht ganz zusammen, der pfannkuchen und der hunderter, aber irgendwie war mir irgendwo das kleingeld ausgegangen. uda się? fragte ich sicherheitshalber die verkaeuferin, die ueber der kassenschublade scheine und muenzen zaehlte. no tak, sagte die verkaeuferin schicksalsergeben. wymienić nie muszę, ale wydać tym bardziej.

der salat fehlte noch fuers abendessen, aber im gemueseladen an der ecke lag noch einer im regal. die verkaeuferin suchte lange klimpernd in der kasse, und mein wechselgeld erhielt ich in form einer unmenge kupfermuenzen. im hinausgehen sah ich die kekse im regal. dobre są? fragte die verkaeuferin, die meinem blick gefolgt war. nie mam pojęcia, sagte ich, ale dobrze wyglądają. die kupfermuenzen reichten nicht fuer die kekse, und mit einem schein konnte die verkaeuferin angesichts ihrer leeren kasse nichts anfangen.
chyba że można wymienić w innym sklepie, schlug ich vor. das war eine weitverbreitete, wenn auch nicht immer erfolgreiche praxis. nie ma gdzieś, sagte die verkaeuferin. wir schauten uns lange an. eine klassische patt-situation. sałata zdrowsza, sagte die verkaueferin schliesslich schulterzuckend. a ciasteczki innym razem.

was blieb mir anderes uebrig, als auf dem rueckweg die konditorei nenenan zu pluendern und dreimal mehr kekse zu kaufen, als die gemuesehaendlerin in ihrem laden hatte? die konditorei hatte eine ganze kasse voller wechselgeld.

środa, 18 listopada 2009

podróż w czasie albo świat z dawno temu

als ich zum einkaufen ging, traf ich im treppenhaus einen polizisten und zwei alte maenner. einer sass, einer stand auf der treppe. gewoehnlich traf man niemanden im treppenhaus, weil alle bewohner des hauses mit dem fahrstuhl fuhren, und einen moment fragte ich mich, ob ich zu einem unpassenden zeitpunkt vorbeikam. aber dann beschloss ich, nicht umzukehren, sondern unbeteiligt weiterzugehen, als waere nichts. der polizist stand schweigend auf, als ich vorbeiging, und setzte sich anschliessend schweigend wieder auf die treppenstufe. na dann bis nachher, sagte einer der alten maenner.

unwillkuerlich fuehlte ich mich an meine erste begegnung mit der polizei erinnert. ich war vielleicht acht oder neun jahre alt, als ich von der schule nach hause kam und im treppenhaus im vierten stockwerk die polizei vorfand. die kriminalpolizei. die aufschrift auf dem ruecken des beamten war schon durch das fenster des treppenhauses zu sehen gewesen, aber hatte ich es bemerkt? ich ging verlegen an dem beamten vorbei, immerhin wohnten wir hier, wie ich haette ich sonst nach hause kommen sollen? kurz darauf klingelte es an der tuer. eine beamtin stand davor, auch sie mit der schwarzweissen aufschrift auf dem ruecken. ob wir ein telefon haette, fragte sie, ob sie mal telefonieren koenne. das telefon stand im wohnzimmer. meine mutter schickte uns in die kueche und schloss die tuer.
die polizei in unserem haus, auf dem flur vor unserer wohnungstuer, das war mir unverstaendlich. in der wohnung gegenueber wohnten afrikaner. wir waren manchmal zum spielen hinuebergegangen. ich weiss nicht mehr, ob wir spaeter noch einmal zum spielen hinuebergingen.

als ich vom einkaufen wieder nach hause kam, nahm ich den fahrstuhl.

wtorek, 17 listopada 2009

świat po malutku

die welt war klein an diesem morgen. der junge im geschaeft an der ecke ueberlegte lange und entschied sich dann doch: tylko colkę. die frau vor mir kaufte: dwie buleczki, mleczko dwójkę... - no a co jeszcze, pani teresko? und obwohl die dame die fuenfzig laengst ueberschritten und sechs oder sieben kilo zuviel auf den hueften hatte, war sie pani tereska. panienko. sie kaufte noch ciasteczki und czekoladki, packte dann alles umstaendlich ein, verabschiedete sich aufwendig und haette doch fast den geldbeutel liegen lassen. ale pieniążki!
a co dla ciebie, kochanie? fragte mich die verkaeuferin, als ich an der reihe war. ich sagte: woda, nicht: wódka.

poniedziałek, 16 listopada 2009

krucjata karaluchowa

dzisiaj zabiłam karalucha. nie - nie tutaj w mieszkaniu, na dole przed domem. siedział tam na liście no i... (die mitbewohnerin nach dem abendessen).

trwa święta wojna.

niedziela, 15 listopada 2009

miłość w czasach kapitalizmu

es war schon dunkel draussen, und der laden fuer die uhrzeit verhaeltnismaessig leer. die verkaeuferin an der waage neben dem gemuesestand schaute loecher in die luft, vor dem gewuerzregal stand eine einsame kundin.
co to jest najważniejsze w życiu? - die frage hing ploetzlich im raum.
pieniędze, sagte die kundin.
miłość, sagte die verkaeuferin.
pieniędze, beharrte die kundin.
miłość, erwiderte die verkaeuferin.
im vorbeigehen stiess ich in dem engen gang an den einkaufswagen der kundin.
jezus kochanie! rief sie mir entruestet hinterher. to nie moja wina, sagte ich und verschwand um die naechste ecke. die diskussion nahm ihren weiteren lauf.
najważniejsze w życiu jest pieniędze, sagte die kundin.
miłość jest najważniejsze, sagte die verkaeuferin.
pieniędze, sagte die kundin.
miłość, sagte die verkaeuferin unbeirrt.
ich kehrte zum gemuesestand zurueck und legte der verkaeuferin drei pfirsiche und zwei tomaten auf die waage.
pieniędze, war hinter dem naechsten regal zu hoeren.
miłość, sagte die verkaeuferin und verdrehte die augen.
biedna kobieta, sagte sie dann und klebte etiketten auf meine pfirsiche und tomaten. najważniejsze w życiu to miłość. ale oczywiście, jak się nie ma faceta do pieprzania, to niewiele zostaje. feministka!

piątek, 13 listopada 2009

nie dla szkoły, lecz dla życia się uczymy

czego ja sie nauczyłam:
- walnuesse ohne nussknacker zu knacken.
- eier zu kochen, ohne vorher ein loch hineingestochen zu haben.
- die haustuer statt mit dem schluessel mit dem kod fuers domofon zu oeffnen.
- beim trinken gleich mit dem wodka anzufangen, am besten an einem montagabend.
- dass es keinem sinn hat, mit mann zusammenzuwohnen, solange man nicht vorhat, ihn zu heiraten.
- dass es zwei verschiedene arten von kuechenschaben gibt.
- dass das ganze leben eine lotterie ist.

czwartek, 12 listopada 2009

drugi bilans życia zagranicą

achtundsechtzig kinofilme, neun theaterauffuehrungen, acht opern und ballette, fuenfzehn museen, drei symphonie-konzerte, fuenf ausstellungen, vier filmfestivals, eine buchmesse, eine lange nacht der museen, zwoelf reservierungen fuer die staatsoper bis juni 2010.
drei leuchttuerme, ein koenigsschloss, vier reisen in die naehere umgebung, eine reise ins weitere ausland, drei stadtrundfahrten, drei besuche auf der aussichtsterrasse des kulturpalasts, zwei umzuege, eine bootsfahrt, zweimal baden in der ostsee, eine polnische hausarbeit, immer noch kein sprachzertifikat, ein bibliotheksausweis, ein bankkonto, vielleicht zwanzig briefe, an die siebzig postkarten, zehn fotofilme, fuenf romane.
vier neue freunde, sonnenbaden an der weichsel, ein stammantiquariat, keine kirchenbesuche, eine pilgerreise.
eine erschlagene kuechenschabe.
fuenf geschichten, eine unvollendete.

ein dreivierteljahr in polen.

środa, 11 listopada 2009

święto świętem albo pierwsze pytanie mówi wszystko

am vorabend des feiertags:
masz chleb?
tak, mam jeszcze bułki takie już trochę starsze, ale możesz je mieć...
nie o to mi chodzi. tylko że jutro jest święto, a sklepy beda nieczynne.
mam. ale dzięki w każdym razie.
no i tak już nic nie dostałabyś. byłam pół godziny temu i już wszystko wykupione.

am abend des feiertages, nach einem ausflug nach częstochowa:
no i co - modliłaś się?
nie. padało przez cały czas i chodziłyśmy z jednej kawiarnii do drugiej, napić się gorącą czekoladą z rumem...

wtorek, 10 listopada 2009

plac prezd sejmem rp w przededniu święta niedpodległości

die fahnen sind rausgehaengt.
die strassen sind frisch geputzt.
die regale in den geschaeften sind leer.

poniedziałek, 9 listopada 2009

mieć czy być, o to jest pytanie

geburtstagsfeier. einladung zu den nachbarn nebenan. begruessung im flur.
- wynajmujecie czy mieszkacie?
- wynajmujemy. a wy?
- mieszkamy.
- no tak. fajnie.

niedziela, 8 listopada 2009

mewy przed oknem

den ganzen sommer hatte ich keine einzige gesehen oder gehoert. doch als die ersten schon nicht mehr warmen regenfaelle kamen, als morgens nebelstreifen ueber der bruecke hingen, die die baumkronen und die koepfe der strassenlaternen verbargen, und als ueberhaupt das grau von himmel, nebel und wolken wieder die alles bestimmende farbe wurde, da tauchten sie ploetzlich auf. eines morgens waren sie da, ohne dass irgendjemand haette sagen koennen, woher sie gekommen waren. wenn ich auf den balkon trat und, die tuer hinter mir zuziehend, direkt vor der fensterscheibe stehenblieb, um so gut es ging vor regen und wind geschuetzt zu sein, fiel mein erster blick auf die moewen. sie erhoben sich in einer einzigen, fliessenden bewegung von den sternfoermigen strassenlaternen, auf denen sie gesessen hatten, und begannen vor meinen augen ihre weissen muster in den grauen himmel zu weben. sie schienen keinerlei angst zu fuehlen, oft flogen sie in nur zwei oder drei metern entfernung von der hauswand an mir vorueber, ihre scharf geschnittenen, sichelfoermigen fluegel maehten die letzten blaetter von den baeumen, die der wind forttrug. es lag eine ruhe in ihren bewegungen, die nur aus deren selbstverstaendlicher ziellosigkeit herruehren konnte. sie schienen so fraglos ueberzeugt, dass der wind ihnen zu diensten sein muesse, und der wind verneigte sich ehrerbietig vor den grazilen kurven ihrer schwingen und trug sie ein stockwerk hoeher. wer jemals eine moewe ueber dem herbst hat fliegen sehen, der wird niemals mehr eine taube oder eine elster anschauen, und auch die huschenden schwalben koennen ihm den sommer kaum versuessen. die alten griechen muessen den vogelflug aus dem schwerelosen gleiten der moewen gedeutet haben.

czwartek, 5 listopada 2009

karaluch po kafkaesku

meine mitbewohnerin fuerchtete sich vor den kuechenschaben mehr als notwendig, fand ich, aber sie war ihnen auch wesentlich haeufiger begegnet als ich. ich hatte nur ein einziges mal eine erschlagen, draussen auf dem hausflur, und dabei hatte sie sich gar nicht in richtung unserer wohnungstuere bewegt. das war alles. dennoch kam das thema immer mal wieder aufs tapet, vor allem, was dagegen zu tun sei. pasten, sprays, koeder, ob es fallen gab? - ich suchte den haushaltsladen im nachbarblock auf, aber die frau dort hatte gerade ueberhaupt nichts vorraetig, ich kam unverrichteter dinge und genauso ratlos wie vorher in die wohnung zurueck. schliesslich schien die loesung gefunden: meine mitbewohnerin kam stolz mit einer tube in gruener verpackung nach hause. auf der tube war das im wahrsten sinne des wortes kafkaeske bild eines auf dem ruecken liegenden und offensichtlich im verenden begriffenen ungeziefers zu sehen. es war kein einheimisches produkt: globol schabenpaste stand in roten buchstaben darueber.

der tod ist ein meister aus deutschland.

środa, 4 listopada 2009

przemówienie do baby na ulicy

nie patrz tak
babo
jakby dzisiaj nie wolno dziewczynie
palić publicznie na ulicy
albo chodzić we spodniach czy nawet
dżinsach ze dziurami
do przystanku autobusowego
nie patrz tak
babo
jakby dzisiak nie wolno dzwiewczynie
pojść na peron
z różą czerwoną w ręcę
po koleżankę
chyba że to było inaczej
gdy ty byłaś młoda
chociaż wątpię abyś kiedykolwiek
w twoim życiu tak naprawdą młodą była
więc nie patrz tak
babo
jakby wszystko tylko się pogorszyło
wiem że już setki wierszów
setek poetów
zostały pisane na ten temat a
więc jest to bardzo
pretensjonalne
dzisiaj nawet baby jak ty
już tak strzasznie nie patrzą
jak kiedyś jednak zawsze
sprawią wrażenie jakby tak patrzyły
więc nie patrz tak
babo
to tylko kolejny poemat o staruszce
z porządnym kapeluszem
w sobotnym popołudniu
chodząc po ulice z takim spojrzeniem
i jednym
czy dwoma kanapkowcami

poniedziałek, 2 listopada 2009

na litość boga czy kierowca

(in der buslinie 188, zwischen den haltestellen rozbrat und marszałkowska, nach einem fussballspiel im stadion legia.)

does the bus stop at the metro station?
yes.
thank you. where can i buy tickets?
you can buy them at the driver's.
i tried that once. he didn't want to.
they sometimes refuse to.
well. i always go without.
we can go and try now.
no, i'll go without. it'll be alright.
you should have a ticket.

and i can take this for the metro, too?
yes.
how much is it?
two eighty. do you have change?
no.
okay. doesn't matter.
how can i pay you? maybe in the next life?
sure.
do you have a son?
no.
do you have a boyfriend?
no.
well, if you had i could give you my basecap.
sorry.

the metro is at the next station.
alright.
i got to get out here.
alright, thank you!
you're welcome.

niedziela, 1 listopada 2009

linia cmentarna

mein besuch hatte mir nicht nur die freude bereitet, endlich auch einmal freudig aufgeregt zum bahnhof zu fahren und jemanden mit mit einer rose in der hand vom zug abzuholen. ich erhielt auch ein gastgeschenk: ein grablicht, das ich zu allerheiligen auf einen friedhof bringen und auf einem wuerdigen grab abstellen sollte.
schon seit dem sonnabend fuhren in der stadt viele neue buslinien, die ich nie zuvor gesehen hatte. was sie miteinander verband, war das c in der linienbezeichnung. was ich geahnt hatte, erwies sich als richtig: das c stand fuer linia cmentarna - eine art shuttlebusse für allerheiligen. es gab mindestens zehn davon, so viele fuhren jedenfalls in der naehe meiner wohnung vorbei. am sonntag nahm ich also das grablicht, zwei schon am vortag gekaufte und nun angesichts der kaelte ordentlich in zeitungspapier verpackte rosen und machte mich auf den weg zum friedhof. natuerlich gehoerte es sich an allerheiligen, keine anderen buslinien als die linia cmentarna zu benutzen. die stadt war leer. nur im umkreis der friedhoefe waren ganze strassenzuege abgesperrt, um parkplaetze zu schaffen. ich fuhr zum schoensten und bekanntesten und wahrscheinlich auch aeltestem warschauer friedhof, der sonst stets frieden und ruhe ausgestrahlt hatte mit seinen erhabenen graebern und hohen, alten baeumen. nun war ich geradezu erschrocken ueber die menschenmassen, die sich vor dem tor und zwischen den graebern draengten. es war fast kein durchkommen. mit muehe erreichte ich das grab, das ich gesucht hatte, um meine rosen niederzulegen und das geschenkte grablicht anzuzuenden. als ich aufblickte, kniete mir gegenueber eine junge frau und tat genau das gleiche wie ich. wir laechelten uns zu. dann machte ich mich auf den rueckweg zum tor und fuhr mit der naechstbesten friedhofslinie nach hause. und erfreute mich an dem gedanken, dass das, was in anderen staedten zur langen nacht der museen oder zu einer fussballweltmeisterschaft eingerichtet wurde, also fuer touristen aus aller welt oder ein zumeist nicht ganz unbeguetertes bildungsbuergertum, hier fuer die toten eingerichtet wurde. und zwar fuer alle gleichermassen. und jedes jahr wieder.

piątek, 30 października 2009

dvořák w filharmonii narodowej, we przededniu wszystkich świąt

und ploetzlich ist die buehne der philharmonie ein kanonenbewehrtes segelschiff, dem fliegenden hollaender gleich, ein segelschiff, das seit jahrhunderten unveraendert einsam und rastlos ueber die weltmeere zieht und laengst glauben und hoffnung auf heimkehr aufgegeben hat, das nur zu gut die winde und die stuerme und die flauten kennt und auf dessen segeln sich die namen der unzaehligen toten eingeschrieben haben. der weisshaarige dirigent ein altgewordener general, des kaempfens muede und der schlachten ueberdruessig, der sich noch ein letztes, ein allerletztes mal aufrafft, seine soldaten ins feld zu fuehren, all die geiger und trompeter und den chor, den chor - - und solange die musik erklingt, ist der kampf noch nicht entschieden, besteht noch hoffnung auf die erweckung der toten und die erloesung der lebenden...

czwartek, 29 października 2009

zagranicą nie równa się zagranicą

es war meine erste reise in dieses land. bisher war es meiner aufmerksamkeit stets entgangen, in meinen augen eignete es sich allgemein eher zur durchreise als zum aufenthalt. nun aber bemuehte ich mich, mit den augen eines fremden auf dieses land zu schauen. dies sei ein ausland, sagte ich mir immer wieder, dies sei eine fremdsprache. man verstand mich ueberall ohne probleme. in der ubahn hingen werbeplakate fuer deutschkurse. fuer die oesterreicher? fragte ich mich. aus den geldautomaten kam dasselbe geld, nur in groesseren scheinen.
meine reise fiel genau auf den nationalfeiertag. das erfuhr ich zwar nur zufaellig, aber immerhin. die mutter im zug auf der anderen seite des ganges hatte ihrem kind die wochentage abgefragt. das kind zaehlte alle ihm bekannten wochentage auf, es kam nicht auf den richtigen. wnd was ist uebermorgen? fragte die mutter. das kind ueberlegte. jesus geburtstag? fragte es schliesslich hoffnungsvoll. die mutter schuettelte den kopf. uebermorgen ist nationalfeiertag, sagte sie. nationalfeiertag, wiederholte das kind offensichtlich verstaendnislos. da muessen wir die fahne raushaengen, fuegte die mutter hinzu. das kind laechelte wieder. dann stiegen die beiden aus.
nach diesen worten erwartete ich ein rot-weisses flaggenmeer, so wie ich es von reisen durch osteuropa kannte. wenn der nationalfeiertag auf einen montag fiel, waeren in polen bereits am freitag nachmittag alle verfuegbaren fahnen aufgehaengt worden. verstohlen blickte ich wieder und wieder auf das telefon, um zu pruefen, ob mich mein mobilfunkanbieter nicht an den feiertag und an die rot-weisse erinnern wollte, die aufzuhaengen ich keinesfalls vergessen duerfe. doch ich wurde enttaeuscht. das telefon schwieg beharrlich, und die strassen waren leer. nur vor dem einen oder anderen rathaus hing an einem einsamen fahnenmast eine verschaemte flagge. immerhin fuhren die busse und strassenbahnen mit lustig flatternden faehnchen. aber vielleicht hatte ich das alles auch ueberschaetzt. er wuerde am 26. oktober gern einmal die deutsche flagge aufhaengen, hatte ein freund im scherz gesagt. ich war fast etwas erschrocken: was wuerde passieren? fragte ich. nichts, antwortete der freund, ein paar alte maenner wuerden sich vielleicht sogar freuen.
das zumindest war in osteuropa undenkbar.

środa, 28 października 2009

powszechny elektroniczny system ewidencji ludności albo cud nad wisłą

es war ein freitag nachmittag, als ich beschloss, mein glueck in der stadtteilbibliothek zu versuchen. auf dem weg dorthin kam ich an einer praxis fuer plastische und schoenheitschirurgie sowie an einer anwaltskanzlei vorbei. dann trat ich durch eine automatische tuer und trat an den schalter, auf dem austauch von benutzerkarten stand. was noetwendig und was zu tun waere, um einen bibliotheksausweis zu erhalten, fragte ich die frau dahinter. einen personalausweis, war die antwort. ich reichte meinen personalausweis ueber die theke, mit einem verlegenen laecheln, denn ich wusste, dass mir etwas ganz entscheidendes fehlte: eine ganze bestimmte nummer in einem ganz bestimmten format, die ich niemals erhalten wuerde auf meinem deutschen personalausweis, auch wenn ich mir jedes jahr einen neuen ausfertigen lassen wuerde - der pesel. eine ganz unscheinbare nummer, scheinbar zufaellig ausgewaehlt und zusammengestellt, ohne die das leben aber unverhaeltnismaessig schwieriger wurde: kein bankkonto, kein arzttermin, kein zeitungsabonnament, oder jedenfalls nur nach langen, zaehen verhandlungen. mir sei bewusst, dass mir der pesel fehlte, nur wuesste ich nicht, wo ich ihn hernehmen solle, sagte ich zu der frau, die meinen personalausweis entgegennahm. sie nickte. normalerweise sei der pesel unerlaesslich fuer die ausstellung eines bibliotheksausweises, das wuerde sie dann aber nachher aendern, sagte sie und reichte mir ein formular, auf dem ich geburtstag, anschrift und emailadresse eintrug. die frau griff den obersten ausweis von einem vorbereiteten stapel, scannte den strichcode ein und reichte ihn mir dann ueber die theke. eine kleine eule grinste mich freundlich an. ich koenne ab sofort ausleihen, sagte die frau, auch in der stadtteilhauptbibliothek, nur muesste ich dann noch einmal dasselbe formular ausfuellen. ob ich etwas bestimmtes suche? ich nickte: leopold tyrmands tagebuch aus dem jahr 1954. die frau suchte im computer. einen moment, sagte sie dann, ich hole es ihnen. ich nahm mein buch in empfang und dankte ihr so hoeflich ich nur irgend konnte. ich hatte keine sieben minuten in der bibliothek verbracht. und ich war mir sicher, diese bibliothekarin hatte noch nie in ihrem leben von so etwas wie leihscheinen gehoert.

ein paar tage spaeter erzaehlte ich einer bekannten, dass ich jetzt sogar einen bibliotheksausweis besaesse, und das ganz ohne pesel. jakimś cudem? entruestete sich meine bekannte. ob ich wuesste, dass alle polnischen staatsbuerger, die nicht in warschau als einwohner gemeldet seien, sondern nur in einem der warschauer vororte, nie in ihrem leben einen benutzerausweis einer solchen stadtteilbibliothek erhalten wuerden? ich schuettelte den kopf. manchmal war es offenbar doch von vorteil, keinen pesel zu besitzen.

piątek, 23 października 2009

... a w dzień również

als ich um elf auf die strasse trat, war es ungewohnt still. kein einziges auto fuhr vorbei oder bremste mit quietschenden reifen vor dem zebrastreifen, kein autobus naeherte sich keuchend und rasselnd der haltestelle, spuckte fahrgaeste aus und schloss klingelnd die tueren, sogar die parkplaetze standen leer. in der ferne, an der naechsten ampel, die voellig unbeteiligt von gruen auf gelb und dann auf rot umschaltete, stand ein einzelner streifenwagen, schweigend drehte sich das blaulicht auf dem dach. es war geradezu totenstill, nur ganz hoch oben am grau verhangenen himmel kreiste ein unsichtbarer hubschrauber.
ich ging die strasse hinunter und nahm mir, da ich kein einziges auto auch nur von ferne erkennen konnte, die freiheit, ein stueck mitten auf der strasse zu laufen, die ich sonst nur kurzzeitig und angstvoll betrat, wenn es sich nicht vermeiden liess. zwei polizisten in grellgelben westen standen auf der gegenueberliegenden strassenseite und schauten mir unbeteiligt zu. sie blickten auf ihre armbanduhren und anschliessend die strasse hinunter und wieder hinauf, dann sprachen sie geheimnisvoll etwas in ihre funkgeraete.
nicht nur die aleje ujazdowskie, auch der plac trzech krzyży lag einsam und verlassen, wie entvoelkert, vor mir. ich wurde argwoehnisch. an der bushaltestelle standen ein paar einsame fussgaenger und schauten ratlos auf die fahrgaeste. ein polizist trat hinzu. im moment fahre kein bus, sagte er, als ob das irgendetwas erklaerte, vielleicht in zwanzig minuten wieder. vielleicht.
ich ging weiter, im gehen fiel mir auf, dass sich an allen seitenstrassen rechts und links autos, autobusse, sogar strassenbahnen stauten, zurueckgehalten von streifenwagen mit geoeffneten tueren und kreisenden blaulichtern. manchmal toente aus der ferne ein hupen. die fahrzeuge standen ganz einfach, eines hinter dem anderen, ohne dass das ende dieser blechstange zu sehen war. es war ruhig, nur am himmel kreiste der hubschrauber.
auch das rondo de gaulle'a lag verlassen, nur unter der palme hatte ein streifenwagen angehalten. in beide richtungen die aleje jerozolimskie hinauf und hinunter zogen sich die autoschlangen, soweit das auge reichte. die menschen bewegten sich ueber die kreuzung in verschiedene richtung, sie taten dies auf den ersten blick wie gewohnt, aber lautlos. es schien, als habe jemand den ton abgestellt. die spannung stieg langsam, aber unaufhoerlich. irgendetwas musste passieren. im naechsten moment musste hinter der spitze des kulturpalastes eine fliegende untertasse oder aber ein riesiger dinosaurier auftauchen. dann wuerde mit einem schlag der ton zurueckkehren, die sirenen der polizeiwagen wuerden von neuem zu heulen anfangen, lautsprecherdurchsagen waeren zu hoeren, die menschen wuerden schreiend aus ihren autos und ziellos in alle richtungen fluechten. das ufo wuerde langsam immer naeher und immer tiefer kommen, bis seine verheerenden ausmasse nicht nur die sonne, sondern den gesamten himmel verdeckten. der dinosaurier wuerde ein vollkommen ueberdimensioniertes maschinengewehr aus der tasche ziehen und mit blauen blitzen auf alles schiessen, was sich auch nur im geringsten bewegte. am hoehepunkt des kalten krieges, anfang der fuenfziger jahre, als im grunde fast jeder unumstoesslich an den dritten weltkrieg glaubte, ging in polen das geruecht von den schlafbomben um, die die amerikaner erfunden haetten. dort, wo die bomben gezuendet wuerden, fielen saemtliche lebewesen sofort fuer mehrere wochen oder monate in schlaf - ausgenommen die immunisierten amerikanischen soldaten, die in der zwischenzeit ohne probleme das land einnahmen. der gedanke an des ausbruch des krieges war also durchaus anziehend - man schlief ein paar monate tief und traumlos und wachte schliesslich im westen wieder auf. zum ersten mal fragte ich mich, ob an diesen geruechten vielleicht nicht doch ein koernchen wahrheit sein koennte. und wenn nun die ausserirdischen, die jeden moment ueber der spitze des kulturpalastes auftauchen wuerden, gekommen waren, um ihre schlafbomben zu testen?
angesichts dieser vorstellungen erschien es mir als das vernuenftigste, meinen weg fortzusetzen, als sei nichts geschehen. dann wuerde mich vielleicht niemand bemerken. vielleicht wuerde sich am ende alles als ein unglaublich realistischer traum herausstellen. vielleicht wuerde ich beim aufwachen feststellen, dass ein paar monate vergangen waren und dass ich unerwarteterweise im westen aufgewacht war.

als ich an der universitaet ankam, deren altehrwuerdige mauern mir niemals wieder so sicher und vertrauenerweckend erscheinen wuerden, ging auf einmal ein ruck durch die stadt - die luft knisterte, als haette ploetzlich jemand den ton wieder angestellt. da sah ich sie auch schon langsam den krakowskie przedmieście entlang auf mich zukommen, mit sirenen, blaulicht und flatternden faehnchen am kotfluegel, eine ganze armada von motorraedern, streifenwagen, limousinen mit getoenten scheiben, transportern und uebertragungswagen. ich hielt den atem an, sie fuhren vorbei, die koepfe der menschen auf den strassen drehten sich voellig willenlos um und schauten ihnen nach. die ganze stadt schien zu seufzen, die unsaegliche anspannung fiel ploetzlich in sich zusammen, der alptraum hoerte auf. keine fliegenden untertassen, keine reptilienartigen monster, keine boesen maechte aus der unterwelt. nur ein staatsbesuch. der amerikanische vizepraesident war in der stadt.

środa, 21 października 2009

w noc panuje cisza w warszawie...

tagsueber ist es kaum zu glauben angesichts der immerwaehrenden und oft genug endlosen staus, die selbst bei einem unbeteiligten betrachter den eindruck hinterlassen, in diesem land gaebe es dreimal mehr autos, aber nur halb so viele strassen wie bei ihm zuhause. gegen abend aber verschwinden alle diese autos auf wundersame weise von den strassen, plaetzen und kreuzungen, und zurueck bleibt nur eine einzige art von fahrzeugen, die nun allen verfuegbaren asphalt fuer sich alleine haben: in der nacht gehoert die stadt den taxifahrern. und das nicht nur im geruhsamen, gut bewachten botschaftsviertel, durch das mich meine naechtlichen spaziergaenge fuehrten, wenn ich den letzten autobus verpasst hatte. schliesslich ist es sehr verstaendlich, dass kein diplomat seinen automatikgetriebenen dienstwagen aufs spiel setzen will, wenn er sich bei einer verbruederungsaktion mit einheimischen zu sehr den hier herrschenden kulturellen standards angepasst hat. aber auch in den stadtvierteln, von denen die diplomaten vermutlich immer nur in verbindung mit warnungen gehoert hatten, wenn ueberhaupt, und um die saemtliche oeffentlichen chauffeure stets einen weitraeumigen bogen fuhren, besonders wenn sie gaeste an bord hatten, auch in diesen gegenden waren nacht fuer nacht acht oder neun von zehn autos taxis. und von denen abgesehen war die stadt - leer.

poniedziałek, 19 października 2009

spotkanie innego rodzaju

ich kam vom einkaufen, ich hatte es eilig, und ich war zum ersten mal dankbar fuer das moderne domofon, das mich von der notwendigkeit entband, alle meine einkaeufe vor der haustuer abzulegen und in saemtlichen taschen nach dem schluessel zu suchen. das domofon fiepte, ich zog mit schwung die tuer auf und stoppte unversehens vor einem mann um die sechzig in gruener kutte und mit gruenkariertem hut, den ich voellig uebersehen hatte.

dzień dobry!
oh - przepraszam!
ah, wpadła pani w moich ramionach?
chyba... prawie. a powinnam?
no oczywiście! sąsiada... a na którym piętzre pani mieszka?
na czwartym.
a ja na drugim.
no to prawie jesteśmy sąsiadami.
musimy się kiedyś spotkać na kawę albo herbatę.
pewnie.
ja sobie maluję. plastykiem jestem. a pani studiuje?
historię.
a ja historię sztuki skończyłem.
ja jeszcze nie skończyłam. ale będę.
naprawdę musimy się jakiegoś dnia spotykać na kawę albo herbatę.
oczywiście. do widzenia.
miłego dnia życzę. do widzenia.

ich fuhr mit dem fahrstuhl in den vierten stock, trug die einkaeufe in die wohnung und machte mir einen kaffee. auf dem zweitem stockwerk genauso wie auf dem vierten sind zwoelf wohnungen. und in polen stehen weder die nachnamen noch die berufe auf dem klingelschild.

sobota, 17 października 2009

mimochodem

trudno sobie znalećź
drugą ojczyznę językową
przedsięwzięcie takie
zajmuje całe lata
a jak potem sprawdzić
czy próba była udana
nigdy nie pamiętam
języka swoich snów

gdy uczyłam się
języka angielskiego
probowałam napisać
wiersze po angielsku
w ogóle nie poszło

gdy uczyłam się
języka francuskiego
to probowałam napisać
wiersze po francusku
wyniki beznadziejne
już na nich nie patrzę

gdy w końcu
uczyłam się
języka polskiego to
uczyłam się również
ze własnych błędów
napisać wiersze
po polsku
nawet nie sprobowałam

czwartek, 15 października 2009

pałac w kolorze albo zabawy wschodnie 2

das wetter wurde nicht besser. es blieb grau und trueb und meistens regnerisch, und jedenfalls ueberhaupt kein wetter fuer outdoor-parties. diese tatsache hatte aber irgendein outdoor-partie-organisator uebersehen oder sich schlicht und ergreifend zu spaet angemeldet, so dass alle frueheren, meteorologisch besser geeigneten termine bereits vergeben waren, um eine kulturelle veranstaltung zu fuessen des pałac kultury i nauki zu veranstalten. und was hatte in diesem jahr nicht alles schon in luftiger hoehe die ansicht des kulturpalastes verschoent: im mai die europa-flagge zur feier des fuenfjaehrigen jubilaeums von polens beitritt zur eu, im juni gary cooper auf dem oder jedenfalls das beruehmte plakat der solidarność zum 20. jahrestag der ersten halbfreien wahlen in polen und im gesamten ostblock am 04. juni 1989, im august das profil eines soldaten mit der aufschrift "honor" zur erinnerung an den ausbruch des zweiten weltkriegs vor 70 jahren. dazwischen noch die werbung fuer die internationale buchmesse oder die tourismustage in der sala kongresowa. da wurden die termine natuerlich knapp.
diesmal war nicht so klar, worum es ging. eindeutig sichtbar war, dass der pałac jede nacht bunt angestrahlt wurde. das stand im ausserordentlich gut. und nicht nur ihm, denn farben waren um diese jahreszeit in der gesamten stadt mehr oder weniger mangelware. wozu allerdings und warum ausgerechnet jetzt, das blieb ein raetsel.

als wir aus dem kino kamen, war es bereits dunkel, ausserdem hatte es angefangen zu regnen. dazu war es windig und kalt, und wir wollten schnell nach hause. als wir den vorplatz des palastes auf dem weg zur metro ueberquerten, gellte uns aus eigens dafuer aufgestellten lautsprechern ploetzlich eine laute stimme ins ohr. wir verstanden nur die haelfte, aber immerhin soviel, dass nur noch zehn minuten verblieben bis zur ultimativen lichtershow, dass es live-musik und andere attraktionen gab und dass man diese letzte gelegenheit auf keinen fall verpassen duerfe. als wir um die ecke bogen, sahen wir zwei weisse festzelte, dazwischen eine buehne und weitere wetterfest verpackte lautsprecherkonstruktionen. auf der buehne stand ein einsamer moderator, der platz vor der buehne war leer. der moderator wiederholte seine aufforderung, niemand blieb stehen oder aenderte seine zielrichtung. die lichter an der fassade wechselten unbeteiligt von blau zu rot und weiter zu violett.

stell dir vor der pałac ist bunt und keiner schaut hin, sagtest du.
ich brauchte es mir nicht einmal vorzustellen.

środa, 14 października 2009

pomponiada albo zabawy wschodnie 1

der herbst starb einen fruehen tod, er war keine zwei wochen alt. man hatte kaum zeit gehabt, sich an seine anwesenheit zu gewoehnen, da war er schon wieder vorbei. der blick am morgen aus dem fenster zeigte zunaechst einmal nur regen - der sich bei naeherem hinsehen unterm dem vordach der haustuer als eine hoechst widerwaertige mischung aus sehr nassem schnee und sehr kaltem regen entpuppte. dazu kam ein aeusserst hinterhaeltiger wind, dem besonders die regenschirme zum opfer fielen. war es schon sonst im herbst und winters das erste gebot eines fussgaengers, mindestens zwei meter abstand zur bordsteinkante zu halten, besonders wenn spurrillen auf der fahrbahn zu sehen waren, so galt das heute noch mehr als sonst, wo sich in den pfuetzen von beeindruckendem ausmass graubrauner schneematsch sammelte.
die staus auf den strassen erreichten an diesem tag das dreifache der gewoehnlichen laenge. die busse hatten im durchschnitt eine halbstuendige verspaetung, aber man war gluecklich, dass sie ueberhaupt fuhren. die strassenbahnen blieben naemlich schon vom fruehen morgen an im depot. und auch die flugzeuge blieben am boden, weil das radar angesichts von nebel, sturm und wolken den dienst versagte. zu all den menschen, die infolge von stromausfaellen in fahrstuehlen steckenblieben, kann man nur anmerken, dass sie immerhin im trockenen sassen. ansonsten troestete man sich mit dem gedanken, dass schliesslich auch alle anderen nasse socken und kalte fuesse hatten und zu spaet zur arbeit kamen.

es half nicht viel. es half, ehrlich gesagt, ueberhaupt nichts. es ist im nachhinein fast ein wunder, dass es nicht zu wetterbedingten streiks und revolten kam. aber vielleicht war das dem schlechten gewissen der schweigenden mehrheit geschuldet, die nicht an der pomponiade vor ziemlich genau einem monat teilgenommen hatten. hatte das motto der veranstaltung nicht gelautet: żeby nie było, że przyjdą mrozy, a ty nic w tej sprawie nie zrobiłeś? genau das war nun eingetreten. und jetzt bereuten sie alle dieses versaeumnis vermutlich zutiefst. aber fuer reue war es nun wirklich zu spaet. nun galt es auszubaden, was man sich nicht zuletzt selbst eingebrockt hatte: den winter.

wtorek, 13 października 2009

wielka zagadka

an den aleje ujazdowskie waren im sommer die gehwege und parkhaefen neu gepflaster und die gruenanlagen neu bepflanzt worden, nun sah alles sehr neu und ordentlich aus und fast schick - sogar auf den fahhradwegen waren fuer die fussgaenger zebrastreifen markiert worden. inzwischen waren die bagger und raupen verschwunden und mit ihnen auch die bauarbeiter, die mich den sommer ueber vom schreiben meiner hausarbeiten abgehalten hatten, sobald mein blick aus dem fenster der bibliothek auf sie fiel. von den bauarbeiten zeugte nur noch ein schild am strassenrand. ueber nacht aber standen zu beiden seiten der strasse auf den gehwegen grosse viereckige kuebel aus metall und holz auf, deren sinn und zweck uns schleierhaft blieb. natuerlich dachten wir an dinge wie die strassenbepflanzung oder an die aufbewahrung von streumaterialien fuer den winter, keine der beiden erklaerungen war wirklich ueberzeugend.
am naechsten tag sprach mich vor der bibliothek eine aeltere frau an. ob ich wisse, wofuer diese behaelter gut seien? ich muesse verneinen, erwiderte ich, es sei mir nicht bekannt. die dame bat um verzeihung, ich haette den eindruck erweckt, jung und bewandert zu sein, deswegen haette sie mich gefragt. ich entschuldigte mich wortreich, das traefe sonst durchaus zu, in diesem fall aber nicht - ich haette mir zwar durchaus schon den kopf zerbrochen, aber ohne ergebnis, ich haette keinen blassen schimmer. wir ueberlegten gemeinsam:
fuer pflanzen - nein, schliesslich wurde es gerade winter.
fuer salz oder sand fuer den winterdienst - nein, denn die behaelter waren offen.
fuer muell - nein, dafuer waren sie viel zu gross.
da wir auf keine loesung kamen, mussten wir uns schliesslich damit zufriedengeben, dass vorerst nur geduld weiterhalf. wenn wir lange genug warteten, wuerden wir es erleben und erfahren. die dame und ich nahmen schulterzuckend voneinander abschied und gingen unserer wege - wir warten bis heute.

piątek, 9 października 2009

wielka rewolucja - dwadzieścia lat później

zaczeło się w polsce. od okrągłego stołu. a to już w czerwcu: w samo południe.
przecież upadku jakiegoś tam muru berlińskiego też ma swoje przyczyny, a to nie tylko na lipskich ulicach.

środa, 7 października 2009

mała rewolucja

nach aussen hin sah alles aus wie immer: jeden morgen und jeden nachmittag standen die autos in endlosen staus, und mit den autos auch die autobusse. wie lange man benoetigte von einem ort zum anderen oder auch zurueck, das hing viel weniger von der entfernung ab als von der tageszeit, zu der man die reise antrat. die vorbereitungen verliefen im geheimen, unbemerkt und schweigend. erst in den allerletzten tagen, als alles schon entschieden, abgesegnet und verordnet war, fand sich in den zeitungen hier und da am rande eine meldung, die das entscheidende wort enthielt: busspur. eine busspur auf der trasa łazienkowska. alles wurde minutioes geplant - in der nacht vor dem entscheidenden datum wurden die strassenspuren neu gezeichnet, und was noch viel wichtiger war, das zustaendige ordnungsamt stellte die notwendigen arbeitskraefte bereit, um in den ersten tagen allen widerrechtlichen nutzniessern der busspuren einen strafzettel zukommen zu lassen. es funktionierte. seitdem, waehrend die autos unveraendert je nach tageszeit stadtein- oder stadtauswaerts im stau standen - nun auf zwei statt auf drei spuren - sah man die autobusse behaebig und wuerdevoll an ihnen vorbeiziehen, bevollmaechtigt von drei ausnehmend weissen buchstaben auf unveraendert grauem asphalt und unter den wohlwollenden fittichen des ordnungsamtes: seltene gluecksmomente der genugtuung fuer einen fussgaenger.

niedziela, 4 października 2009

ansichten eines tages

am spaeten freitagabend kam mir in der fussgaengerzone, zwischen dem hellerleuchteten koenigsschloss und dem angestrahlten konterfei von papst johannes paul dem zweiten an der kirche gegenueber, eine gruppe junge maenner entgegen. ein kavaliersabend. sie waren alle mehr als ueber alle massen betrunken und laengst jenseits von gut und boese. ab und zu sangen sie, sehr unmelodisch, aber im brustton der ueberzeugung. einer hatte seine trompete dabei. er spielte biene maja.
ich trat zu fuss den heimweg an, der portier gruesste genauso wortkarg wie an jedem anderen tag. beim aufschliessen der wohnungstuer fuhr im fahrtsuhl ein paar an mir vorbei, voellig in den austausch von kuessen und zaertlichkeiten vertieft. sie nahmen keine notiz von mir, sie hatten mich nicht einmal bemerkt. ich war froh, dass ich die treppe genommen hatte.
am naechsten morgen waren die strassen der innenstadt gesperrt und von hunderten von laeufern in blauen trikots bevoelkert. der fahrer der strassenbahn, die die laeufer auf einer strecke zwei stationen begleitete, liess ununterbrochen die warnklingel schellen, mit der er sonst saeumige autofahrer und uebereilige fussgaenger von den schienen verscheuchte. nur tat er dies diesmal auf die art und weise der fussballfans im stadion. man konnte hoeren, dass es ihm spass machte.
auf der gruenflaeche vor der apotheke, wo alle aelteren damen aus der nachbarschaft immer die tauben fuettern, sass eine katze halb lauernd, halb veraengstigt zwanzig tauben gegenueber, die keinerlei notiz von ihr nahmen. als ich naeher kam, fluechtete die katze. den tauben war nichts anzumerken.
jaki mamy dzisiaj dzień? fragte mich eine frau im supermarkt, als ich milch, spuelmittel und einen schokoriegel in meine tasche packte. święto, sagte ich nur.

piątek, 2 października 2009

wraca pogoda

przedwczoraj jeszcze prawie było lato. dzisiaj już prawie jest zima. jesień zaczyna się tak punktualnie jakby pochodził z niemiec. w europie wschodniej nie ma żadnego złotego października. zimą w europie wschodniej w ogóle nie ma żadnych kolorów. i tak będzie przez następne sześć miesięcy.

czwartek, 1 października 2009

dwadzieścia lat później

zwanzig jahre ist das nun her. vor zwanzig jahren war es, dass alles auf einmal anders wurde und vor allen eine bluehende zukunft lag. ich muss zugeben, dass ich damals noch nicht wirklich verstand, worum es eigentlich ging. es reichte fuer suessigkeiten und limonade vor dem anhalter bahnhof in berlin, und niemand wusste, wie es weitergehen wuerde mit dem sozialismus auf der anderen seite der mauer. spaeter fuhr ich manchmal mit dem bus an den ockergelben runinen des bahnhofsportals vorbei und wusste nie, ob das, was ich fuehlte, nostalgie oder sentimentalitaet oder verlegenheit war. aber heute, an einem ganz anderen ort und in ganz anderer umgebung und vermutlich nur aufgrund des kapitalismus, habe ich endlich das, was ich an jenem abend nicht hatte, als ich nach suessigkeiten und limonade und dem ersten glas sekt meines lebens schlafen ging: wendebettwaesche.

wtorek, 29 września 2009

marie antoinette oder was kostet das leben 5

es war unsere letzte gemeinsame reise. es war august, und die ganze stadt roch nach pflaumen, kleinen gelben pflaumen, die aussahen wie kirschen, aber pflaumen waren, mirabellen vielleicht. ich musste immer an tollkirschen denken, von denen ich nicht wusste, wie sie aussahen, aber wenn sie giftig waren, mussten sie rot sein, eigentlich. der sommer war zu ende, es war zeit, die zelte abzubrechen. du packtest deine sachen, verliesst dein zimmer und den alten, blinden, grauhaarigen hund und gingst mit den hollaendern ein letztes bier trinken. ich holte meine winterjacke aus dem schrank und wartete darauf, dass die blaetter von den baeumen fallen wuerden. du haettest von marie antoinette getraeumt, erzaehltest du mir am telefon, als du wieder zuhause warst. du waerst ihr im hausflur meines hauses begegnet, auf dem weg zum fahrstuhl. ob sie sehr hoch fahre, haettest du sie gefragt. bis in den himmel, haette sie erwidert und den knopf für das vierte stockwerk gedrueckt. wir schwiegen eine weile. das leben ist teurer geworden, sagte ich, und ich konnte dich am anderen ende der leitung nicken hoeren. nun wusste ich, dass bald die leichentraeger und bestattungsberater, dann die handwerker und die moebelpacker und schliesslich die makler und immobilienberater auf dem flur stehen wuerden. an diesem abend, als ich schlafen ging, sprach ich im dunkeln ein nachtgebet fuer marie antoinette.

niedziela, 27 września 2009

marie antoinette oder was kostet das leben 4

das meer war blau. das meer war blau und an manchen stellen gruen wie in den bildern von der suedsee. jedenfalls erschien es mir so, wenn ich auf dem leuchtturm stand und auf die umgebung blickte. der sandstrand leuchtete weiss in der sonne, soweit man ihn sehen konnte zwischen hunderten von handtuechern, decken und windschutzen, und alle hundert meter wehten die roten oder gruenen fahnen der rettungsschwimmer. dir war der strand zu voll, du murmeltest etwas von wie auf mallorca und brachtest deine badesachen ins hotelzimmer zurueck. aber du warst bereit, auf meine tasche und mein handtuch aufzupassen, unbeeindruckt auf der ufermauer sitzend und in einen deiner endlosen romane vertieft, waehrend ich verbissen die hundert meter zwischen den buhnen von rechts nach links und von links nach rechts zurueck schwamm, immer am aeussersten ende des abgegrenzten badebereichs und stets von den bademeistern zurueckgepfiffen, wenn ich aus versehen doch einmal die imaginaere linie von boje zu boje ueberquerte.
auf die leuchttuerme wolltest du mich aber nicht begleiten, die mich in jedem ort magisch anzogen. du verschanztest dich hinter deiner hoehenangst und wartetest auf den treppenstufen zum eingang oder im naechsten cafe. ich liebte die leuchttuerme, nicht wegen des ausblicks ueber das meer und die landschaft und auch nicht wegen ihrer eignung fuer metaphern, sondern weil mir das leben uebersichtlicher erschien und die menschen vorhersehbarer, wenn ich aus einer gewissen hoehe auf sie hinabsehen konnte. meine reisefotos bestanden aus den aufnahmen eines aus zwanzig oder dreissig metern hoehe im 90-grad-winkel auf die erde gerichteten objektivs. was kostet das leben, fragte ich dich, als ich von einem meiner beobachtungsposten zurueckkehrte, und du zeigtest auf mein ticket und sagtest, eine eintrittskarte ohne ermaessigung. danach gingen wir essen.
auf der rueckfahrt versaeumten wir es, rechtzeitig die fahrkarten zu kaufen. es war ein samstag, an diesem tag wurden die belegschaften der hotelzimmer, der pensionen und ferienwohnungen ausgetauscht, und beim anblick der schlangen vor den fahrkartenschaltern zogen wir es vor, den aufschlag in kauf zu nehmen und die fahrscheine im zug zu kaufen, anderenfalls haetten wir unseren zug ohnehin nicht mehr erreicht. wir fuhren abends, der zug war leer, der schaffner, der schließlich kam, nickte nur und verwies uns an seine kollegin. die schaffnerin nickte ebenfalls, schloss die tuer des abteils und suchte aus ihrer tasche block, stift und entfernungstabellen. sie rechnete lange und umstaendlich entfernungen und aufschlaege zusammen, nannte uns einen preis und fragte, ob wir die fahrscheine tatsaechlich benoetigten. wir verstanden den sinn ihrer frage nicht, zuckten die schultern und schuettelten schliesslich die koepfe. die schaffnerin nickte, gab uns die haelfte des geldes zurueck und stand auf. wir schauten sie unglaeubig an. um weitere kontrollen sollten wir uns keine sorgen machen, sagte sie noch, als sie das abteil verliess, das sei jetzt ihre angelegenheit, sie wuerde auf uns aufpassen. fuer den rest der zugfahrt sahen wir keinen einzigen schaffner mehr.
wir lagen auf den sitzen und schauten in den dunkler werdenden abendhimmel. du haettest dich also geirrt, sagte ich, es gaebe also doch eintrittskarten mit ermaessigung. du schuetteltest aber den kopf und meintest, dies sei ein irrtum und vom leben nicht vorgesehen, moral habe ihren eigenen preis. der zug fuhr langsam durch eine fast schon ein wenig bekannte landschaft, wir fanden es angenehm, noch nicht angekommen zu sein. und ich weiss nicht, ob wir nicht doch das wort heimat im kopf hatten und es ausprobierten in gedanken und versuchten, uns vorzustellen, wie es waere, hier heimisch zu sein. was kostet das leben, fragte ich dich am bahnhof, bevor wir uns trennten. du gabst mir den geldschein, den du von der schaffnerin zurueckerhalten hattest, und sagtest, im ganzen nicht mehr als die summe aller teile.

środa, 23 września 2009

marie antoinette oder was kostet das leben 3

wir waren dann spaeter tatsaechlich noch ans meer gefahren, in einem richtigen zug mit aufschlag und reservierungspflicht, nicht mit irgendeiner vorortbahn. an einem wochenende, versehen mit fahrscheinen und platzkarten in einem papierumschlag stiegen wir in einen endlos langen zug und suchten unsere sitze in einem achtplaetzeabteil, in dem die haelfte der gepaeckgitter fehlte. ich sass am fenster und hielt meine kamera auf den knien wie eine mutter ihr kind oder ein soldat sein gewehr, als koennte ich in diesem land meinen augen immer noch nicht glauben, was sie sahen, solange ich nicht das bild schwarz auf weiss oder bunt vor mir hatte, hochglanz, zehn mal fuenfzehn, alle abzuege doppelt. manchmal lachtest du ueber mich, jedenfalls so lange, bis ich dich selbst einmal mit deiner kamera in der stadt traf.
alle anderen fahrgaeste im abteil waren paare. am gang sass ein altes ehepaar, sie verstauten ihre taschen mit muehe auf dem gepaeckgitter, falteten ihre jacken ordentlich und sassen sehr aufrecht auf ihren plaetzen. der mann liess sich von seiner frau die hemdsaermel hochkrempeln und tabletten aus einer grossen packung geben. sie wirkten erschoepft, vielleicht lag es an der hitze. die anderen paare waren juenger, das maedchen neben mir bettete sich den kopf ihres freundes auf die schulter und legte ihre beine ueber seine knie, so schliefen sie fast waehrend der gesamten fahrt. das dritte paar erweckte den eindruck von geschaeftsreisenden, sie lasen unbeteiligt in ihren unterlagen und sprachen kein einziges wort, nur gelegentlich verrieten sie durch eine unbedachte beruehrung, dass sie nicht nur zufaellig nebeneinander sassen.
wir laechelten uns an und waren froh, dass wir kein paar waren. wir kannten uns, eines tages wuerden wir uns gekannt haben. wir teilten weder geld noch vertraulichkeiten - wir wuerden nicht miteinander alt werden muessen. wir stellten uns auf den gang ans offene fenster und liessen uns den fahrtwind durch die haare wehen. was kostet das leben, fragte ich dich. die jugend, die schoenheit, … sagtest du mit einem verlegenen laecheln, und dann draengten wir uns durch den ueberfuellten korridor an den anderen fahrgaesten vorbei, stiegen ueber reisetaschen und schlafende kinder und verbrachten den rest der fahrt im speisewagen.

sobota, 19 września 2009

marie antoinette oder was kostet das leben 2

die alte dame tue nichts, erklaerte mir die vermieterin, sie glaube nur, dass jemand sie umbringen wolle. ich solle die tuer geschlossen halten, dann wuerde nichts passieren, dann waere alles in ordnung. so schloss ich die tuer stets hinter mir ab. alle guten geister, wuenschte mir marie antoinette, wenn ich sie auf dem flur traf. manchmal brauchte es keine guillotine, um den kopf zu verlieren.
eines tages, an einem sonnigen feiertag, wuerden der hausmeister oder ein nachbar die nummer eines bestattungsinstituts waehlen, das einen phantasievollen namen trug und anrufe „rund um die uhr“ entgegen nahm, um einen billigen sarg aus kiefernholz, den standardgrabschmuck aus tulpen oder nelken und sicherheitshalber einen katholischen priester zu bestellen. die baenke in der kirche wuerden leer bleiben, die rechnung wuerde am ende das sozialamt bezahlen. kurz darauf wuerde eine immobilienfirma die moebel der alten dame auf den sperrmuell schaffen lassen und einen maler und einen tapezierer durch die wohnung schicken. vielleicht wuerden sie auch saemtliche installationen herausreissen, das bad neu fliesen und neue fenster einsetzen. bald darauf wuerde ein makler ein junges ehepaar, beide mit sonnenbrillen und eheringen, die frau in hochhackigen schuhen, durch die wohnung fuehren und ihnen informationsmappen ueberreichen. sie wuerden kritisch die kuechenzeile und die duschkabine im badezimmer begutachten und mit einer hand anerkennend ueber den frisch geschliffenen parkettfussboden streichen. liebling, wuerden sie sagen, wenn sie auf den balkon traten, liebling, wie schoen.

piątek, 18 września 2009

marie antoinette oder was kostet das leben 1

als ich an dem abend nach hause kam, ging die tuer der wohnung gegenueber auf, und eine alte frau in unterwaesche, die kaum laufen konnte, fragte mich, ob ich nicht zufaellig zuviel brot im hause haette, sie haetten ihr alles weggegessen. ich holte aus meiner kueche die beiden broetchen vom vortag, waehrend ich mich fragte, wer sie sein mochten, und ob es wohl die tauben waren, die auf dem balkon zu fuettern ein aushang im treppenhaus strikt untersagte. nichts zu danken, sagte ich, als ich der frau die broetchen gab, aber sie widersprach, es gaebe sehr wohl etwas zu danken. ich wuenschte ihr eine gute nacht, ging in meine wohnung und machte mir spiegeleier zum abendessen. ich hoffte, ihr nicht wieder zu begegnen.
ein paar tage spaeter erzaehlte ich dir davon, da sagtest du nur, wenn sie kein brot hat, soll sie eben kuchen essen. wir nannten die alte frau marie antoinette. es hatte geregnet, nun war der himmel rot mit ein paar violetten wolken, und in der zeitung auf deinem kuechentisch stand geschrieben, gewitter seien wie poesie, genauso unvorhersehbar und unerwartet. was kostet das leben, fragte ich dich, und du sagtest nicht: brot, du sagtest, mehr als schoene worte. manchmal, wenn ich fuer laengere zeit verreiste, haengte ich marie antoinette einen beutel mit brot, kaese und einem stueck butter an die tuer.

czwartek, 17 września 2009

opis podróży 4

es gab schon lange keine kurgaeste mehr, in den frueheren kurhaeusern residierte die stadtverwaltung. das ehemalige casino, dessen weiss einem immer noch in den augen blendete, war nun eine schule, der ehemalige kurpark dahinter war immerhin so weitlaeufig, dass man gefahrlos auf der wiese liegen konnte, was in diesem land normalerweise verboten war.
wir lagen auf der wiese und schauten die wolken an. es war eines der langen wochenenden, an denen alle, die von hier waren und nicht von woanders wie wir, irgendwo hinfuhren, wahrscheinlich zu ihren familien. die stadt war leer, man konnte nicht einmal einen kaffee bekommen, aber quer ueber den zentralen platz im zentrum, auf dem wegweiser die entfernungen nach paris und wladiwostok, nicht aber nach moskau und berlin auswiesen, war ein grosses transparent gespannt, das fuer die laengst vergangenen maifeiertage warb. die obdachlosen, die mit kaum versteckten bierflaschen auf den baenken rund um den platz sassen, nahmen davon keine notiz.
ueberall an den haeusern in der stadt, an den strassenlaternen und bruecken hingen weiss-rote flaggen. auf dem rueckweg zum bahnhof fuhr ein mann auf dem fahrrad an uns vorbei, auch er mit einer flagge in der hand. er schaute uns an, als waere dies das selbstverstaendlichste auf der welt und als waere uns anzusehen, dass wir niemals eine flagge in die hand nehmen wuerden am hellichten tag in der oeffentlichkeit, und er grinste so unverschaemt, das gab mir den rest. es war das erste mal, dass ich auf offener strasse einem mann hinterher pfiff.
am bahnhof waren die touristeninformation, die toiletten und die bahnhofskneipe geschlossen, und so blieben uns jede art von alkohol und mitropa-sentimentalitaet verwehrt. wir standen etwas verloren vor dem fahrplan und stiegen zuerst in den falschen zug, ein unfreundlicher schaffner scheuchte uns wieder auf den bahnsteig. der bahnsteig war leer bis auf ein paar ausgebrannte grablichter, die am fusse eines strommastes standen. als wir losfuhren, wartete der andere zug immer noch am gleis. wir fielen erschoepft auf einen der roten plastiksitze und lehnten uns aneinander. vor dem fenster fuhr eine vorstadtlandschaft aus einfamilienhaeusern und baustofflaeden vorbei. die strecke verlief fast die ganze zeit bis zur stadtgrenze parallel zur strasse der patrioten. die strasse der patrioten war sehr sehr lang.

wtorek, 15 września 2009

opis podróży 3

warum waren wir nur gefahren? zuhause waeren wir nie auf die idee gekommen, in eine kleinstadt zu fahren, nur weil wir die grossstadt nicht mehr ertragen konnten, weil uns ihre ewige hektik des alltags und ihre weitlaeufige verlassenheit an feiertagen unertraeglich schienen und wir uns persoenlich missachtet fuehlten, weil niemand von uns notiz nahm. aber hier waren wir ja nicht zuhause, hier konnten wir derart absurde vorhaben als interesse an land und leuten bezeichnen und alles tun, was wir zuhause nicht taten, weil wir wussten, dass es keinen sinn hatte. hier konnten wir uns dagegen unsere offenheit und neugier zugute halten, ethnologische studien, voelkerkunde, so etwas in der art. du hattest in irgendeinem deiner reisefuehrer etwas gelesen von holzhausarchitektur, świdermeier, dazu das bild einer stillgelegten eisenbahnbruecke ueber einen malerischen fluss, als haetten wir nicht laengst gewusst, dass reisefuehrer nur selten hielten, was sie versprachen. und nun liefen wir durch die stadt und suchten die wunderbaren holzhaeuser vom anfang des letzten lahrhunderts, aber alle, die wir fanden, waren eingestuerzt oder abgebrannt. selbst der uns an der touristeninformation ausgehaendigte stadtfuehrer konnte nicht weiterhelfen, obwohl er in vier sprachen war. wir lachten nur ueber die kiefernwaldumhuellung des ortes und die angekuendigte renovierung der kanalisation, die die stadt fuer unternehmen und buerger attraktiver machen wuerde. holzhaeuser, kiefernwaelder, luftkurort, das erste tuberkulose-sanatorium des landes, das bis heute existierte und sogar an der strasse ausgeschildert war, nur wer erkrankte heute noch an tuberkulose, fragte ich mich. hatten wir nun etwas gesehen, was wir nicht haetten verpassen duerfen? du zucktest die schultern.

poniedziałek, 14 września 2009

opis podróży 2

der bahnhof war menschenleer. an der touristeninformation gab man uns kostenlose stadtplaene, doppelseitig bedruckt, einfarbig in einem hellen mintgruen, wir lachten ueber die beschreibungen der unterschiedlichen wanderwege, die mit farben versehen waren, die es auf dem plan nicht gab. vor dem bahnhof fragten uns zwei frauen nach dem weg. wir ueberliessen ihnen einen von unseren stadtplaenen und gingen einfach in irgendeine richtung. in der hauptstrasse reihte sich ein bestattungsinstitut an das andere, die angestellten sassen auf den eingangsstufen, sie rauchten schweigend, schauten ausdruckslos auf den boden und tranken cola, aber man sah ihnen an, dass sie lieber bier getrunken haetten. an jedem bestattungsinstitut hingen grosse schilder mit phantasievollen namen, telefonnummern und der aufschrift „rund um die uhr“, und wir fanden es troestlich, auch um drei uhr nachts einen sarg aus nussbaumholz und weisse lilien als grabschmuck bestellen zu koennen, einen katholischen pfarrer und beethovens neunte zur musikalischen untermalung. die kirche am ende der hauptstrasse war unverschlossen, aber leer, und wir lagen auf den baenken vor der kirche, bis uns die unfreundlichen blicke einer taufgesellschaft vertrieben. niemand starb an einem sonnigen feiertag.
wir fuehlten uns wie kinder auf einem sommerausflug. die strassen waren leer und staubig und rochen nach warmen asphalt, und sehr bald waren wir zwischen einfamilienhaeusern, gartenzaeunen und geschlossenen geschaeften scheinbar an den rand der stadt gelangt, wo kiefernwaelder mit sandboden begannen, und das kam mir so bekannt vor, dass ich immerzu dachte, wir waeren auf dem weg zum strand, und hinter der naechsten kurve, hinter dem naechsten huegel muesste das meer anfangen. ob du die schwimmreifen dabei haettest, haette ich dich am liebsten gefragt, und die handtuecher und die sonnencreme, und ob wir eis essen gehen wuerden, spaeter am nachmittag.